Wedel. Nach dem brutalen Angriff wird das Sicherheitskonzept massiv verschärft. Anklage gegen vier Brüder. So geht es dem Opfer der Tat.
Es waren grausame Szenen, die in Wedel für eine tagelange Schockstarre und Entsetzen gesorgt hatten: Im Sommer war der ehrenamtliche VHS-Sprachlehrer Hisham A. vor der Bildungseinrichtung an der ABC-Straße mit einem Messer brutal attackiert worden. Mit letzter Kraft schleppte er sich blutüberströmt in die Schule.
A. überlebte den heimtückischen Angriff vor der Volkshochschule. Die Staatsanwaltschaft Itzehoe hat mittlerweile Anklage gegen vier tatverdächtige syrische Brüder erlassen. Direkt nach der grausamen Tat rückte das Thema Sicherheit ins Zentrum der öffentlichen Überlegungen in der Stadt. Wie können solche Gewaltverbrechen künftig verhindert werden? Was kann die Verwaltung für Vorkehrungen dafür treffen?
Schutz in Wedeler Einrichtungen: „Differenziertes Sicherheitskonzept“ werde vorangetrieben
Die Presse-Abteilung im Wedeler Rathaus weist darauf hin, dass die Verwaltung bereits Ende 2023 die Arbeitsgruppe Sicherheit und Respekt ins Leben gerufen habe. „Seit Gründung und seit dem Messerangriff im Juli 2024 im Besonderen treibt die Arbeitsgruppe ein differenziertes Sicherheitskonzept voran“, heißt es.
Die Mitarbeitenden seien nun stärker sensibilisiert, „auf sich und ihre Kolleg*innen sowie Besuchende zu achten, sofern es im Kund*innenkontakt mal lauter wird“, erklärt Stadtsprecherin Doris Brandt schriftlich. Auch mehrtägige Deeskalationstrainings hätten bereits in einigen Bereichen stattgefunden.
VHS-Team hat einen Erste-Hilfe-Kursus absolviert – auch Deeskalation steht auf dem Plan
„So hat auch das Team der VHS gemeinsam einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert. Im Frühjahr 2025 steht eine ganztägige Teamschulung ‚Deeskalation‘ auf dem Plan“, so die Sprecherin. Unmittelbar nach der Tat seien zudem die vier beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Trauma-Ambulanz Wendepunkt in Elmshorn betreut worden.
Eine Video-Überwachung an den beiden Eingängen – auch die Musikschule der Stadt Wedel ist an der ABC-Straße 3 zu Hause – soll installiert werden. Es sei laut Brandt ein Kostenvoranschlag einer Lübecker Firma eingeholt worden. Weitere Maßnahmen für etwaige Notfallsituationen: Ab Januar steht in der VHS ein Defibrillator zur Verfügung, für dessen Einsatz alle Mitarbeitenden geschult werden.
VHS- und Musikschule in Wedel: Stiller Alarm ist teilweise schon installiert
Ein stiller Alarm (Alarmsystem GISBO) wurde in den sogenannten ersten Priorisierungsgruppen eingeführt. Damit seien laut Verwaltung „Bereiche gemeint, die besonders gefährdet sein könnten“. Eine sukzessive Ausweitung im gesamten Haus sei geplant. „An der VHS selbst wurde bereits jetzt in den Büros das Alarmsystem GISBO für den Computer eingeführt. Auch die GISBO-App, die den mobilen Einsatz in den Klassenräumen ermöglicht, wird zeitnah eingesetzt“, erläutert die Sprecherin.
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Durch ein neues Telekom-Modul in der Telefonanlage ließe sich zudem jetzt die Taste „0“ als Vorwahl bei Notrufen unterdrücken. In frei zugänglichen Räumen der Schule werden mittlerweile spitze Gegenstände wie zum Beispiel Scheren oder Messer nur noch in verschlossenen Schränken aufbewahrt.
Niedergestochener Wedeler an der VHS: „Ihm geht es sehr gut, er hat die Schule besucht“
Auch über den Zustand von Sprachlehrer Hisham A. gibt die Verwaltung Auskunft. Brandt: „Dem Opfer geht es sehr gut, es hat die VHS vor ein paar Wochen besucht und sich für die Hilfe bedankt. Seine Kurse hat der VHS-Lehrer allerdings nicht wieder aufgenommen.“
Die Arbeitsgruppe Sicherheit und Respekt setze laut der Sprecherin alles daran, alle potenziellen Gefahrenorte innerhalb der Stadtverwaltung und der Außenstellen zu benennen und zukünftige Maßnahmen für eine noch höhere Sicherheit an den städtischen Arbeitsplätzen gut zu durchdenken.