Quickborn. Welches Auto? Wohin in den Urlaub? Familie Brauer aus Quickborn ist so kinderreich, dass Bundespräsident Steinmeier nun ihr Pate ist.

Eine Quickborner Familie trotzt dem demografischen Wandel mit einem ganz eigenen Rezept. In früheren Zeiten war es auch hierzulande vor allem auf dem Land üblich, viele Kinder zu haben. Heute ist es eher selten und ungewöhnlich. Aber für Familie Brauer in Quickborn war und ist es „ein absolutes Herzensprojekt“, wie Jill Brauer freudestrahlend erklärt, Mutter von jetzt sieben Kindern, fünf Mädchen und zwei Jungen.

Für Rosa Frida Elise, ihr siebtes Kind, das nun zehn Monate alt ist, hat jetzt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Ehren-Patenschaft übernommen.

Großfamilie in Quickborn: Bundespräsident hat die Ehrenpatenschaft übernommen

Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann überreichte den Eltern Jill und Markus Brauer die offizielle Urkunde des Bundespräsidialamtes aus Berlin mit einem Scheck über 500 Euro. „Das ist ein ganz besonderer Tag – auch für mich“, sagte der Verwaltungschef ganz gerührt.

Er kenne keine solche Großfamilie mehr. „Das ist ein großer Segen.“ Und seine Büroleiterin Cathrin Stank, die ihn begleitete, sagte: „Auf diesen Termin haben wir uns richtig gefreut.“

Bürgermeister überbrachte die Urkunde aus Berlin und Geschenke

Und natürlich brachte Beckmann auch ein paar Geschenke mit: ein Wärmekissen in der Form einer Eule, wie sie im Quickborner Stadtwappen zu sehen ist. Und ein großes Paket mit Süßigkeiten und zahlreichen Spielen für alle Altersstufen von einer Quickborner Spielefirma, „damit alle sieben Kinder etwas davon haben“. Spiele seien „goldrichtig“, bedankte sich Vater Brauer.

Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann (rechts) überreichte den stolzen Eltern Jill und Markus Brauer die offizielle Urkunde des Bundespräsidialamtes für ihr siebtes Kind Rosa.
Quickborns Bürgermeister Thomas Beckmann (rechts) überreichte den stolzen Eltern Jill und Markus Brauer die offizielle Urkunde des Bundespräsidialamtes für ihr siebtes Kind Rosa. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Sie selbst sei ein Einzelkind gewesen, erzählt die Mutter. Als sie ihren Mann im Studium in Passau vor zwei Jahrzehnten kennen- und lieben lernte, habe der von vielleicht zwei Kindern gesprochen. Nun sind es sieben geworden. Die kleine Rosa ist sogar ein kleiner Nachzügler nach Chiara (16), Marie (14), Emilia (12), Noah (10), Juli (8) und Casimir (5). Dieser große Kinderwunsch habe sich im Laufe ihrer Ehe entwickelt, sagt sie und betont, wie sehr ihr und ihrem Mann das am Herzen lag.

Mit sieben Kindern „sind jetzt alle da“, sagt die Mutter

„Wenn man so tolle Kinder kriegt wie wir, entwickelt sich dieses Gefühl von allein“, sagt die Mutter. Ein achtes sei aber nicht mehr geplant. „Wir sind alle da“, sagt sie. Und ihr Mann verweist auf das Alter der beiden. „Ich bin 50, meine Frau 45.“ Da sei eine Kindergeburt „nicht ohne Risiko“, weiß er. Seine Kollegen hätten noch geflachst: „Ihr seid doch Profis beim Kinderkriegen.“ Doch es dürfe dann auch „nichts schiefgehen“, sei ihnen bewusst gewesen. „Der Stresspegel während der Schwangerschaft war hoch.“ Es ist aber alles gut gegangen.   

Und Jill Brauer sagt: „Das ist natürlich ein Fulltime-Job für mich als Mutter.“ Auch wenn sie selbst noch bis vor eineinhalb Jahren 19 Jahre lang für ein großes und erfolgreiches Hamburger Familienunternehmen gearbeitet hat – oft in Elternzeit. Zeit und Muße für ein Ehrenamt in Quickborn findet die gebürtige Hamburgerin dabei immer noch. So engagiere sie sich bei einer Organisation, die Eltern von Totgeburten und verstorbenen Kindern bei der Trauerbewältigung helfe. Die Kinder passten gut aufeinander auf und erzögen sich auch gegenseitig, erklärt die Mutter.

Quickborn: Nur zwei Kinder haben ihr eigenes Zimmer

Natürlich müsse man sich eine so große Kinderschar auch leisten können. Von den 1750 Euro Kindergeld im Monat lässt sie sich nicht aufziehen. Und es bedarf zu Hause ausreichend Platz. Das ist bei den Brauers der Fall, die in einem großen Haus in Quickborn-Heide leben. Ein eigenes Zimmer haben aber nur die beiden ältesten Kinder in dem Haus mit den fünf Schlafzimmern. Vater Markus Brauer ist Richter am Oberlandesgericht in Hamburg.

Ihren Bus mit acht Sitzen mussten sie jetzt gegen einen Neunsitzer tauschen, berichten die Brauers. Damit machten sie ihre Ausflüge und brächten ihre Kinder zum Klavierunterricht und zum Sport, sei es Kunstturnen, Hand- und Volleyball in Quickborn, Ellerau und Norderstedt. „Die haben alle ihre Hobbys“, sagt Mutter Jill, während sich Tochter Emilia nach dem Familienfoto für die Zeitung schnell zum Handballtraining aufmacht.

Eltern müssen die Kinder oft zum Sport und Klavierunterricht kutschieren

Auch Papa Brauer ist offenbar ein Sportfan. So fahre er oft mit seinem E-Bike zur Arbeit in die Hamburger Innenstadt, erzählt der Richter, der sich dort meist mit Zivilsachen in Gesellschafts- und Insolvenzrecht beschäftigt. Zwei Tage die Woche arbeite er von zu Hause aus und könne so seine Frau in ihrem „Fulltime-Job“ als Mutter unterstützen.  

Abstriche müssten sie bei ihren Urlaubsplanungen machen, erzählt die Mutter. „Es gibt nicht viele Hotels und Pensionen, die Familien mit so vielen Kindern aufnehmen wollen“, erklärt sie. Deshalb verbrächten sie ihre Ferien oft bei ihren Eltern an der Flensburger Förde. Dort in der Ostsee ist die kleine Rosa im Sommer auch getauft worden, sagt die Mutter stolz.

Die kleine Rosa besuchte mit der Mutter schon die Ewige Stadt

Und die kleine Patentochter vom Bundespräsidenten hat auch schon die große weite Welt gesehen. Im Sommer sei sie mit ihr nach Rom geflogen, wo sie eine Zeitlang studiert habe, erzählt Jill Brauer, die seitdem fließend Italienisch spricht.

Ein Genussmoment: Die kleine Rosa schläft seelenruhig im Arm ihrer Mutter.
Ein Genussmoment: Die kleine Rosa schläft seelenruhig im Arm ihrer Mutter. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

In Quickborn lebt die große Familie seit 15 Jahren, berichtet Vater Brauer. „Hier gefällt es uns sehr.“ Die Stadt sei verkehrlich gut angebunden, auch mit Bus und Bahn gut zu erreichen. Die Grundschule für die kleineren Kinder liege quasi um die Ecke. Zum Gymnasium fahren sie mit Bus oder Bahn. Wobei sich der besorgte Vater Brauer, wie auch viele andere Anwohner dort, am Bahnhof Tanneneck endlich eine Fußgängerampel wünscht, wie er bei dessen Besuch bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen Bürgermeister Beckmann deutlich machte.

Vater wünscht sich von der Stadt verkehrsberuhigende Maßnahmen

Das hätte schon längst geschehen sollen und die Planung sah vor, diesen gesicherten Überweg in diesem Jahr zu errichten, entgegnete Beckmann. Aber nun hätte die geplante Ansiedlung des US-Logistikkonzerns Hillwood in Ellerau dieses Vorhaben zunächst wieder verschoben. Aber ein paar Maßnahmen, um die Tempo-30-Zone in der Straße der Brauers auch optisch zu sichern, seien durchaus möglich zu realisieren, versprach der Bürgermeister seiner kinderreichsten Familie.  

Bundesweit sind es 417 Ehrenpatenschaften, die Bundespräsident Steinmeier im vorigen Jahr bei kinderreichen Familien eingegangen ist, teilt Tobias Scheufele, Mitarbeiter des Bundespräsidialamtes, auf Nachfrage des Abendblatts mit. Die Zahl ist weiter rückläufig. Vor zehn Jahren waren es noch 600 Patenschaften. Seit 1949 haben die Bundespräsidenten insgesamt rund 83.000 Ehrenpatenschaften übernommen. Das waren in 75 Jahren im Durchschnitt 1100 Patenschaften im Jahr.