Elmshorn. Einst trainierte er mit Omar Marmoush, nun ist Hischem Metidji der einzige WM-Teilnehmer aus dem Raum Hamburg. Wie es dazu kam.

„Wir sind bereit, Geschichte zu schreiben.“ Voller Leidenschaft hat sich Hischem Metidji (25) in sein großes Abenteuer gestürzt. Die Geschichte  erinnert an ein Märchen aus 1001 Nacht. In Oman auf der Arabischen Halbinsel will der Bezirksliga-Fußballer des FC Elmshorn mit der Deutschen Kleinfeld-Nationalmannschaft den WM-Titel holen.

Der Auftakt in der Gruppenphase war vielversprechend. Dem 5:0 über Bulgarien folgte ein 6:2 über Georgien. Metidji, als Sohn algerischer Eltern in Hamburg-Altona zur Welt gekommen, erzielte jeweils das wichtige 1:0.

Kleinfeld-WM im Oman: Ein Elmshorner kickt mit Christoph Kramer

Zuhause an der Krückau steht Uwe Wölm, seit Mai 2024 Nachfolger des nach Neumünster gezogenen Michael Homburg als FCE-Präsident (69), die Freude ins Gesicht geschrieben. „Dass Hischem ein Guter ist, weiß ich seit dem ersten Trainingstag. Auch wenn es nur das Kleinfeld ist, macht unseren Verein ein Nationalspieler in seinen Reihen stolz und glücklich.“

Kleinfeld-Fußball WM im Oman: Neben dem prominenten Weltmeister von 2014, Christoph Kramer, spielt auch Hischem Metidji aus Elmshorn mit.
Kleinfeld-Fußball WM im Oman: Hischem Metidji aus Elmshorn bejubelt einen Treffer. © HA | Deutscher Kleinfeld-Fußball-Verband

Einer von Metidjis Teamgefährten im Nationaltrikot durfte sich schon 2014 auf 110 x 75 (in Rio de Janiero) statt 65 x 45 Metern mit dem WM-Titel schmücken. Unvergessen ist die Szene, wie Christoph Kramer im Finale gegen Argentinien (1:0) nach einem heftigen Zusammenstoß vom Feld wankte. Dass der TV-Experte und bisherige Bundesliga-Spieler von Borussia Mönchengladbach, zurzeit vereinslos (33), in Oman mitmischt, erhöhte das Interesse an diesem Turnier und damit auch die Bekanntheit der anderen Beteiligten exorbitant.

„Das Zeug zum Bundesliga-Spieler hat er“, sagen Weggefährten

Metidji hätte nach Meinung von Seyhmus Atug, FCE-Spielertrainer (32), schon früher in den Blickpunkt gehört. Beide Männer hatten zunächst Altona 93, wo sie sich kennenlernten und anfreundeten, 2019 zum Regionalliga-Aufstieg verholfen. Atug weiß es noch ganz genau: „Anschließend stand Hischem beim VfL Wolfsburg kurz vor einer Verpflichtung. Er hatte das Zeug zum Bundesligaspieler. Der Wechsel scheiterte nur an einem Überangebot im VfL-Kader.“  

Stattdessen machte ein gewisser Omar Marmoush, mit dem der Junge aus Altona zusammen in Wolfsburg trainierte, Karriere. Metidji brachte es noch auf ein kurzes Gastspiel bei Eintracht Norderstedt in der Regionalliga Nord. Anschließend schloss er sich seinem engen Vertrauten Seyhmus sowohl beim VfL Lohbrügge als auch beim WTSV Concordia und beim ASV Hamburg an. 2024 kam es zum Wechsel in die Bezirksliga, weil ihm der Verein die Teilnahme parallel zum Punktspielbetrieb an der Deutschen Hallen-Fußball-Liga (Icon League) erlaubte. „Andere Vereine wollten das nicht dulden. Sonst wäre Hischem höherklassig ein Leistungsträger“, glaubt sein Trainer.

Kicker und Altenpfleger: Metidji ist auch Vater einer Tochter

In der Staffel West sieht das so aus, dass dem technisch starken Rechtsaußen in zwölf Punktspielen acht Tore glückten. Als frisch gebackener Vater einer Tochter und Altenpfleger legt Metidji seinen Fokus nunmehr auf ein verantwortungsbewusstes Privat- und Berufsleben. Dem Angebot eines Vorstellungstermins bei  Kleinfeld-Bundestrainer Malte Fröhlich aber konnte er dann doch nicht widerstehen.  

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Nach Lehrgängen in Göttingen und seinem ersten Länderspiel gegen die Ukraine war dann klar, dass er sich als einziger Kicker aus dem Großraum Hamburg noch ein Ticket für den neunstündigen Flug an den Golf von Oman sichern würde. Dort geht es in der Gruppenphase für Kramer, Metidji und Co. Schlag auf Schlag.

Kleinfeld-WM: Das sind die nächsten Spiele der Nationalmannschaft

Am Dienstag, 3. Dezember, endete die Partie gegen Libyen, die zum Leidwesen von Uwe Wölm („Für mich in meinem Alter zu früh.“) schon um 7 Uhr deutscher Zeit angepfiffen wurde,  7:3. Als Vorbereiter des 1:0 und 6:2 bewies die FCE-Neuerwerbung viel Übersicht.  Am Mittwoch, 4. Dezember, steht um 15 Uhr gegen Serbien in 2 x 20 Minuten  der Gruppensieg auf dem Spiel. Die beiden Ersten der acht Gruppen kommen jeweils weiter.

Die Videoportale Twitch und YouTube bieten Live-Übertragungen und Nachberichte an. Auch die Sportschau hat berichtet. Hischem Metidji versorgt seine Fans ebenfalls bei YouTube sowie Instagram mit den neuesten Informationen rund um seine Person und die Ereignisse weit von Elmshorn entfernt in Vorderasien. In einem Fernsehbeitrag des ARD-Morgenmagazins machte er aus seinem Wohlgefühl bei 27 Grad Celsius kein Geheimnis.. „Wir sind hier eine Familie. Das ist geil.“ Sein großes Ziel: das Finale am 7. Dezember in Omans Hauptstadt Maskat. 

https://twitch.tv/kleinfeldfussball