Ellerbek. Unterbringung von geflüchteten Menschen erregt nach wie vor die Gemüter in Ellerbek. Was die Vizebürgermeisterin der Gemeinde sagt.
Die geplante Unterbringung von geflüchteten Menschen in einem leer stehenden Eigenheim im Ellerbeker Kastanienweg erregt weiter die Gemüter in der Nachbarschaft. Zwar hat die Gemeinde für Dienstag, 5. November, zu einer Einwohnerversammlung eingeladen. Doch diese sei nicht flächendeckend angekündigt worden und stehe auch nicht auf der Homepage Ellerbeks, wie dies der Bürgermeister Dominik Seebold ihnen zugesagt hätte, ärgern sich die Anwohner.
„Wir fühlen uns nach wie vor nicht ausreichend informiert“, kritisiert Jessica Körner. Es gebe keinen Gemeindebrief. Das Gemeindebüro sei in den Herbstferien geschlossen, der Bürgermeister in Urlaub. Weil sie fürchten, dass nur wenige Ellerbeker von dem Termin wüssten, haben sie nun ihrerseits ein Flugblatt dazu entworfen, das sie in der Nachbarschaft in die Briefkästen verteilen wollen.
Ellerbek: Erst vom Hörensagen auf dem Dorffest davon erfahren
„Wir werden wieder komplett im Dunkeln gelassen“, kritisiert Kai Forster die Informationspolitik der Gemeinde, die weiterhin zu wünschen übrig lasse. Die Anwohner sind vor allem darüber enttäuscht, dass sie erst auf dem Dorffest im September vom Hörensagen davon hörten, dass die Gemeinde für etwa 600.000 Euro ein Einfamilienhaus erworben und an das Amt Pinnau vermietet habe, um dort ab November für zunächst drei Jahre zwei Flüchtlingsfamilien unterzubringen. Die Entscheidung hatte die Gemeindevertretung bereits im Juli unter Ausschluss der Öffentlichkeit gefasst.
„Die Intransparenz geht weiter“, ärgert sich Frank Scheffler. Als der Bürgermeister sie wenige Tage vor der Gemeinderatssitzung im Oktober kurz darüber informierte, habe er sich mehr darüber geärgert, dass dies an die Öffentlichkeit durchgesickert ist, als dass ihm eine umfassende Aufklärung wichtig sei.
Wie soll die Integration ohne Einbindung der Nachbarn funktionieren?
„Wie soll eine Integration Schutzsuchender funktionieren, wenn die Gemeindevertreter die Anwohner bei diesem Thema nicht integrieren?“, fragen sich die Nachbarn. Sie wollen wissen, ob es in jeder Wohnstraße in ihrer Gemeinde eine solche Flüchtlingsunterkunft geben könnte und ob mit einem Wertverlust ihrer Immobilien zu rechnen sei.
Dazu sagt Kerstin Kähler (Grüne), die zurzeit Bürgermeister Seebold (CDU) vertritt, dass dies nicht die erste Unterkunft in einem Eigenheim in Ellerbek sei, in der geflüchtete und Asyl suchenden Menschen untergebracht sind. Davon gebe es bereits mehrere im Dorf, wo zurzeit etwa 40 Geflüchtete lebten. „Wir haben gute Erfahrungen mit diesen privaten Unterkünften gemacht“, sagt Kähler.
Vizebürgermeisterin Kähler: Besser mitten im Ort als auf der grünen Wiese
Denn es sei besser, wenn diese Menschen in einem Wohngebiet mit guter Busanbindung und der Nähe zu Schulen und Kindergärten untergebracht würden als am Ortsrand „auf der grünen Wiese“, findet sie. So ließen sie sich besser in die Gesellschaft integrieren, was ja das erklärte Ziel sei. „Ich wünschte mir, die Anwohner würden von sich aus Kontakt zum Verein ‚Ellerbek hilft“ aufnehmen und ihn bei seiner Arbeit unterstützen, der sich seit 2015 rührend um die Geflüchteten in unserer Gemeinde kümmert“, sagt Kerstin Kähler. Denn der habe auch Nachwuchsprobleme.
Umso mehr wundern sich die Anlieger, dass sie vorher überhaupt nicht über dieses Projekt informiert wurden, dass in „einer der kleinsten Straßen Ellerbeks“ ein Eigenheim nun auf einmal in eine Flüchtlingsunterkunft umgewandelt werden soll. „Wir hätten uns gewünscht, wenn die Gemeinde uns vorher abgeholt hätte“, kritisiert Ira Forster. „Unsere Straße ist jetzt zu einem regelrechten Hotspot geworden“, sagt Nils Beyer. Ständig würden sich ortsfremde Personen dort umschauen, weil sie wohl über die lange geheim gehaltenen Pläne aus dem Internet erfahren hätten.
Kritische Anwohner: Wir erhalten viel Zuspruch aus der Bevölkerung
Und auch innerhalb Ellerbeks kochten die Emotionen hoch. Für die einen seien sie jetzt der „Ellerbeker Mob“, obwohl es ihnen vor allem um offene und transparente Politik gehe, die sie hier vermissten und ohne die keine richtige Willkommenskultur entstehen könnte. „Wir erhalten auch sehr viel Zuspruch aus der Bevölkerung“, sagt Kai Forster.
Die geplante Einwohnerversammlung zur Flüchtlingsunterkunft im Kastanienweg ist am Dienstag, 5. November, um 19.30 Uhr im Ellerbeker Spiegelsaal des Kulturtreffs im Rugenbergener Mühlenweg.