Ellerhoop/Kreis Pinneberg . Pläne für Baumschulmuseum am Gartenbauzentrum und Arboretum in Ellerhoop vorgestellt. Einen „sexy“ Namen für das Museum gibt es schon.
Der Kreis Pinneberg hegt hochtrabende Visionen. Das einzige deutsche Baumschulmuseum, das seit 30 Jahren in Pinneberg bislang eher ein Stiefmütterchendasein fristet, soll bis 2031 nicht nur nach Ellerhoop an das dortige Gartenbauzentrum der Landwirtschaftskammer umgesiedelt werden. Für 70 Millionen Euro möchte das „Baumschulland Pinneberg“ direkt neben dem Arboretum auch ein Museum mit modernstem nachhaltigen Bildungs- und Erlebnischarakter und wissenschaftlichem Ansatz errichten, das dann von 130.000 Besuchern jährlich frequentiert werden soll.
Die vom Kreis Pinneberg beauftragte Agentur leisureworkgroup aus Hamburg, die dort das Auswanderermuseum betreibt, hat sich dafür den Kunstnamen Vivaneum ausgedacht. Eine Zusammensetzung des lateinischen Wortes Viva für Leben und -eum für Museum. Der Begriff Baumschulmuseum sei „nicht sexy“ genug und impliziere eher einen Gartenbaumarkt, erklärte Agenturchef Jens Nitschke. „Hier geht es um Natur, Zukunft, Leben – ein Naturerlebnis-Museum. Der Name muss neugierig machen.“ Eine Umfrage unter 380 Besuchern des Auswandermuseums habe diese Begrifflichkeit angeregt.
Baumschulmuseum: Beauftragte Agentur rät dem Kreis, das Projekt groß zu planen
180.000 Euro haben der Kreis und andere Förderer in die Machbarkeitsstudie investiert, die jetzt vorliegt. Und sie empfiehlt dem Kreis: „Think Big!“ Nur wenn das Projekt groß gedacht und auch großdimensional umgesetzt werde, würde es sich lohnen und selbst tragen, was die Grundbedingung sei.
Auf einer zwei Hektar großen Wiese direkt zwischen Arboretum und Gartenbauzentrum soll ein architektonisches Meisterwerk entstehen, das an das Guggenheim-Museum in Bilbao erinnere, erklärte Nitschke.
Hier in der Wiege der Baumschulwirtschaft, wo jeder dritte neugepflanzte Baum in Deutschland herkomme, solle ein Naturerlebnisraum geschaffen werden, der authentisch das Wissen rund um den Klimawandel und die Anpassung an das Stadtgrün der Zukunft vermittle, stellte der zweite Agenturchef Volker Reimers das Projekt vor, das ihn selbst so fasziniere, dass er sich sogar vorstellen könnte, das künftige Vivaeneum selbst zu betreiben wie schon das Ausländermuseum.
Der Kreis soll 170.000 Euro der 2,6 Millionen Betriebskosten im Jahr beisteuern
Der Kreis solle sich weiterhin höchstens mit 170.000 Euro im Jahr an den Betriebskosten beteiligen müssen, die bei erwarteten 56 Mitarbeitenden mit 2,6 Millionen Euro im Jahr veranschlagt sind, betonte Fachbereichsleiter Andreas Köhler aus der Kreisverwaltung, der zugleich im Vorstand des Fördervereins Pinneberger Baumschulland ist.
So hoch sei derzeit auch der Zuschuss des Kreises für das Baumschulmuseum, das 2000 Besucher habe, und das Arboretum, das immerhin heute schon 60.000 Besucher im Jahr zähle. „Wir wollen beide Einrichtungen künftig unter dem Dach Vivaneum führen“, kündigt Köhler an.
Er und die Mitinitiatoren Frank Schoppa vom Bund deutscher Baumschulen und dessen Frau Heike Meyer-Schoppa vom Baumschulmuseum sind sich im Klaren, dass sie in den nächsten vier Jahren dicke Bretter bohren müssen, um die Investitionskosten von 70 Millionen Euro einzuwerben. Weder der Kreis noch das Land sollen finanziell daran beteiligt werden, betont Köhler. Vielmehr hoffen die Pinneberger Baumschul-Visionäre auf reichlich Fördergeld vom Bund und der Europäischen Union.
Die Fördermittel sollen vorwiegend vom Bund und der EU kommen
Darum werden sie schon in den nächsten Wochen nach Brüssel reisen, um dort für das Projekt in Ellerhoop zu werben. Im Frühjahr haben sie bereits in Berlin den Fachverbänden und Entscheidungsträgern erste Ergebnisse der Studie vorgestellt. Und nach dem Pressegespräch am Mittwoch wurde die Studie Ministerpräsident Daniel Günther präsentiert, den sie gerne als politisches Zugpferd für das Naturerlebnis-Museum als landesweites Leuchtturmprojekt verpflichten möchten.
Allein für die weitere Planung in den nächsten drei, vier Jahren müssten etwa 350.000 Euro eingeworben werden, kündigte Köhler an. Vom Kreistag erhoffe er sich eine Beteiligung von etwa 80.000 Euro. „Wir haben jetzt mit der fertigen Machbarkeitsstudie ein hoch tragbares Konzept, mit dem wir loslaufen können.“ Die Studie bestätige, dass es funktionieren könnte, was die Zuschussgeber überzeugen sollte, die nötigen Investitionsmittel bereitzustellen. Allein das Bundesumweltministerium verfüge über einen Fördertopf von vier Milliarden Euro, weiß Schoppa.
Initiator Schoppa ist zuversichtlich, die 70 Millionen Euro bis 2028 einzuwerben
„Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingen wird“, sagt Schoppa, der auch Vorsitzender des Fördervereins Pinneberger Baumschulland ist. „In den letzten Jahren sind Milliarden ausgegeben worden, um den Klimawandel zu erforschen. Hier geht es jetzt um die Folgen und die Anpassung an den Klimawandel und da sind wir erst am Anfang.“
Das Vivaneum könnte direkt neben den Versuchsanlagen im Gartenbauzentrum, wo klimaresistente Bäume erforscht werden, zu einer Art öffentlichem Forschungslabor werden, wo die Menschen die neuesten Entwicklungen zum Stadtgrün und der Wasserwelt der Zukunft hautnah miterleben könnten, erklärt Schoppa. Denn den versiegelten Großstädten drohten in naher Zukunft Temperaturanstiege von acht neun Grad Celsius.
Das Wissen der angewandten Forschung im benachbarten Gartenbauzentrum könnte den Besuchern praktische Tipps geben, wie sie zu Hause ihre Gärten gestalten sollten, beschreibt Nitschke das Projekt.
Die Agentur plante und betreibt heute das Auswanderermuseum
Das Auswanderermuseum, das die lsw-Agentur vor etwa 20 Jahren geplant und seit 2007 mit 100.000 Besuchern im Jahr in der Hamburger Ballinstadt kostentragend betreibe, habe seinerzeit knapp 14 Millionen Euro gekostet, erklärte Agenturchef Nitschke. Für das Vivaneum in Ellerhoop sehe er sogar das Potenzial von bis zu 250.000 Besuchern im Jahr. Und auch der Bau eines Hotels in der Nähe würde Sinn machen, um den Besuchern und Touristen einen längeren Aufenthalt zu ermöglichen. „Wir wollen hier einen Erlebnisraum außen und innen erschaffen, der zum stundenlangen Verweilen einlädt.“
Und damit die Gemeinde Ellerhoop, die eng in die weitere Planung eingebunden werden soll, nicht im Besucherverkehr ersticke, soll ein Parkplatz mit 200 Stellplätzen direkt an der alten Bundesstraße in Tornesch-Oha angelegt werden. „Eine Zufahrt durch das Ellerhooper Wohngebiet Thiensen wird nicht möglich sein“, verspricht Köhler.