Barmstedt. Zum 111-jährigen Bestehen des SSV Rantzau spielt der Zweitligist gegen das Landesligateam. Warum die 1700 Fans lange warten mussten.

Der Geburtstagskick auf der Düsterlohe begann mit einer halben Stunde Verspätung. Die Landesliga-Fußballer des SSV Rantzau mussten auf ihren hohen Gast, das Zweitligateam von Holstein Kiel, lange warten. Erst um 18.30 Uhr erfolgte durch Schiedsrichter Gerrit Breetholt der Anpfiff zum Testspiel der Mannschaft von SV-Coach Marcus Fürstenberg gegen die vier Klassen höher aktiven Stars von der Förde. Geärgert hat sich in den folgenden knapp zwei Stunden niemand über die letztlich doch deutliche 0:9 (0:3)-Packung für die Gastgeber, die mit diesem Spiel ihren 111. Vereinsgeburtstag feiern wollten. Und auch die verspätete Ankunft der Kieler, deren Bus durch eine Sperrung der A7 bei Neumünster aufgehalten wurde, konnte die Laune vor Ort nicht trüben.

Fußball Testspiel: Über 1700 Zuschauer treiben die Gastronomie an ihre Grenzen

Fast im Gegenteil. „Diese halbe Stunde mehr an Wartezeit bis zum Anpfiff konnten die Zuschauer ja für ein weiteres Getränk oder einen Imbiss nutzen“, sagte Vereinschef Hans Hansen mit einem Schmunzeln. „Ich habe jetzt zwar nicht den Gesamtüberblick, weil wir als Verein und die Vereinsgastronomie jeweils zwei Verpflegungsstände eingerichtet hatten, aber allein bei den SSV-geführten Ständen sind über 600 Würstchen verzehrt und sieben Fässer Bier ausgeschenkt worden. Den Ansturm bei über 1700 Zuschauern hätte unser Gastronom alleine ja nie bewältigt.“

Der SSV-Vorsitzende zeigte sich rundum zufrieden mit dem Geburtstagsfest, das nicht erst mit dem Anpfiff zum Gastspiel der Kieler Profis begann. „Wir hatten die Maniacs Cheerleader des EMTV und die HipHop-Formation des Barmstedter MTV mit Auftritten zu Gast, und die D-Jugendteams von SSV und Holstein haben sich vorab ein tolles Match geliefert. Die kleinen Leistungskicker aus Kiel haben ,nur‘ mit 3:2 bei uns gewonnen und ein Rückspiel ist schon vereinbart.“

Der Favorit geht früh in Führung, aber die Hausherren halten gegen

Doch letztlich waren doch alle nur gekommen, um die „Störche“ in Aktion zu sehen und wie sich die Landesligatruppe von Coach Fürstenberg dagegen behauptet. Und das lief auch einige Zeit lang gar nicht so schlecht. Zwar dauerte es nur knapp neun Minuten, bis die ehemalige HSV-Hoffnung Fiete Arp die Barmstedter Hintermannschaft so unter Druck setzte, dass Sebastian Krabbes dessen Hereingabe unglücklich an Keeper Malte Ladehof vorbei ins eigene Tor lenkte. Und es dauerte auch nicht lange, bis Holmbert Fridjonsson (14.) und Ba-Muaka Simakala (19.) auf 3:0 für die Gäste erhöht hatten, aber dann verebbte die Briese von der Förde für eine Dreiviertelstunde.

Erst Mitte der zweiten Halbzeit startet die Kieler Tormaschine durch

Erst nach dem Seitenwechsel und dem nahezu kompletten Durchwechseln beider Kader lebte die Kieler Tormaschine wieder auf. Niklas Niehoff brachte per Doppelschlag (65., 66.) wieder Leben in die Bude, ehe Marko Ivezic (70.) das halbe Dutzend voll machte. Beim nächsten Doppelschlag war dann Benedikt Pichler bestimmender Akteur. Zwar scheiterte er in der 76. Minute noch mit einem Foulelfmeter am eingewechselten SSV-Keeper Niclas Pischel, Lasse Rosenboom verwandelte den Nachschuss, aber nur eine Minute später besorgte Pichler das Kieler 8:0. Der Schlusspunkt zum 0:9 dann praktisch mit dem Schlusspfiff durch Aurel Wagbe.

Der Vereinschef würde so eine Veranstaltung gerne bald wieder sehen

Nach dem Schlusspfiff dennoch eitel Sonnenschein auch bei den Gastgebern, schließlich ist dieses Resultat im Angesicht von vier Klassen Unterschied keine Schande und als „standesgemäß“ einzuordnen. Und es hat Lust auf mehr gemacht. „Es hat alles so gut geklappt. Unser Orgateam hat Großartiges geleistet, ich bin unglaublich dankbar“, sagte Hans Hansen freudig bilanzierend. „Wir haben jetzt wieder erlebt, wie gut wir so ein Spiel ausrichten können; das würde ich gern öfter bei uns sehen; zuletzt war ja St. Pauli zum 100. Geburtstag bei uns.“

Auf die Frage nach einem Wunschteam als Gast windet sich der Vereinsvorsitzende ein wenig. „Nun ja, dieses Spiel heute konnten wir uns auch nur mit der großzügigen Hilfe von Famila leisten. Ich befürchte, ein HSV würde zu teuer für uns werden; aber vielleicht wäre ja ein Gegner wie der VfB Lübeck in unserem Rahmen.“ Beim abschließenden Beisammensein auf der Düsterlohe könnten ja vielleicht schon die ersten Pläne geschmiedet worden sein...

Freundschaftsspiel:SSV Rantzau (Landesliga Hammonia) – Holstein Kiel (2. Liga) 0:9 (0:3).SSV Rantzau: Malte Ladehof – Jorrit Thieme, Sebastian Krabbes, Finn Krupski, Kevin Gibau, Lennart Keßner, Onur Tiryaki, Lukas Raphael, Bennet von Schassen, Till Flemming Bruns, Tim Pepe Hartlieb. Einwechselspieler: Niclas Peschel, Semir Svraka – Tobia Thiede, Etienne Kotzapanagiotou, Ehsan Hedaiat, Luis Gabriel Witt, Ole Krupski, Alexander Kotzapanagiotou, Neel Marten Weitzel, Joel Broyer, Tim Arwed Aufgebauer, Torge Max Dötze, Marvin-Jay Gibau.

Holstein Kiel: Marcel Engelhardt – Carl Johansson, Steven Skrzybski, Lewis Holtby, Ba-Muaka Simakala, Timo Becker, Tom Rothe, Holmbert Fridjonsson, Fiete Arp, Nicolai Remberg, Colin Kleine-Bekel. Einwechselspieler: Thomas Dähne – Marco Komenda, Patrick Erras, Marko Ivezic, Finn Porath, Benedikt Pichler, Marvin Schulz, Philipp Sander, Lasse Rosenboom, Joshua Mees, Aurel Wagbe, Niklas Niehoff, Jonas Sterner.