Prisdorf. Zurzeit sind in Prisdorf nur 120 Impfungen am Tag möglich. Was die ersten Patientinnen nach der Immunisierung sagen.
Weihnachten hat Barbara Fuhlbrügge (80) allein verbracht. Zum ersten Mal, seit sie denken kann. Wegen Corona. Weil sie niemanden gefährden und sich schützen wollte. Am Montag ist die Schenefelderin deshalb die Erste, die sich im Prisdorfer Impfzentrum hat impfen lassen. Sie hatte an einem Tag in der vergangenen Woche frühmorgens ihr Notebook auf dem Schoß und sich zu einem Termin angemeldet, sobald es möglich war. „Ich finde das wichtig. Ich bin gesund und möchte das auch bleiben“, sagt sie. Die zentrale Anmeldetelefonnummer lautet auch für Prisdorf: 116 117.
Auch Irmgard Sieber (81) ist eine der Ersten, die in Prisdorf eine Impfung erhalten. „Man geht mit gemischten Gefühlen hin“, sagt sie. „Denn man hat Angst vor dem Virus. Es ist anders als bei normalen Impfungen.“ Ihr Sohn und ihre Enkeltochter haben sich sehr um sie gekümmert, „wir treffen uns wenig, aber wir telefonieren oft.“ Die Kontaktbeschränkungen will sie aufrechterhalten, auch wenn sie die Folgeimpfung bekommen hat: „Ich will mich weiter vorsehen.“
Nur zwei von sechs Impflinien geöffnet
Noch ist das Prisdorfer Impfzentrum, zu dem der Weg im Nachbardorf Pinnebergs gut ausgeschildert ist, nicht ausgelastet. Statt möglicher sechs gleichzeitig bedienbarer Impflinien werden derzeit nur zwei geöffnet. Das bedeutet: Pro Tag können hier an sieben Tagen der Woche maximal je 120 Menschen geimpft werden, etwa 24 Personen pro Stunde. Für mehr als zwei Impflinien ist zurzeit kein Impfstoff da, denn der von der Firma AstraZeneca ist noch nicht zugelassen. „Gesundheitsminister Heiner Garg hat sich für eine Notzulassung eingesetzt“, berichtet der Pinneberger Kreispräsident Helmuth Ahrens (CDU). „Wir alle brauchen jetzt jeden von uns, um diese schwierige Aufgabe zu bewältigen.“
Die neue Landrätin Elfi Heesch, die zur Pressekonferenz nach Prisdorf gekommen ist, unterstreicht ebenfalls, dass der Beginn der Impfungen ein extrem wichtiges Signal sei: „Das hier ist das Licht auf dem Weg, die Pandemie in den Griff zu bekommen“, sagt sie. „Es ist eine Errungenschaft der Menschheit, dass wir impfen können. Ich hoffe, dass die Kritiker sich damit positiv auseinandersetzen. Ich werde mich impfen lassen, sobald ich dran bin.“ Auch der Prisdorfer Bürgermeister Rolf Schwarz ist anwesend: „Unsere Gemeinde fühlt sich geehrt, die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Ich hoffe, dass die Bevölkerung das stark annimmt.“
Freiwillige Ärzte zu finden war nicht schwer
Der Mediziner Dr. Marc Dupas ist nur kurz zugegen. Dann streift er den weißen Kittel über und macht seinen Job als impfender Arzt. Seine Aufgabe war es, genügend Ärzte zu besorgen, die im Prisdorfer Impfzentrum freiwillig Dienst tun. Das sei gelungen, sagt er.
Das Problem bei dem momentan verabreichten Impfstoff der Firma BionTech ist, dass er kompliziert aufzubereiten ist. Bei minus 75 Grad Celsius wird er jeden Tag frisch angeliefert, bei minus fünf Grad aufgetaut. Pro Dosis können fünf Menschen geimpft werden. „Das Land hat uns zugesagt, dass die Impfstofflieferungen deutlich erhöht werden“, sagt Andreas Köhler, Fachbereichsleiter in der Kreisverwaltung. Sobald es soweit sei, würde die Menge der vom Land zentral vergebenen Termine hochgeschraubt. Das heißt: Statt jetzt zwei werden dann sechs Impflinien aktiviert, darüber hinaus sollen dann im Elmshorner Impfzentrum zwei bis drei Impflinien in Gang gesetzt werden, auch die Öffnungszeiten könnten dann erweitert werden.
32 Soldaten sind in Prisdorf im Hilfseinsatz
Im Land Schleswig-Holstein sind bereits mehr als zehn mobile Teams unterwegs zum Impfen, 29 Impfzentren wurden landesweit eingerichtet, wenn auch noch nicht alle aktiviert sind. Aufgebaut wurden sie in enger Zusammenarbeit der Verwaltung, des Technischen Hilfswerks, der kassenärztlichen Vereinigung, der Bundeswehr, des DRK und der Polizei. Für die Unterstützung der Impfzentren sind insgesamt 340 Soldatinnen und Soldaten vorgesehen. Sie managen die Anmeldung, die Fieberkontrolle und überwachen die Ruhezone. Allein in Prisdorf sind es 32, die im Rahmen des Amtshilfeverfahrens im Einsatz sind – neben den 115 Soldaten, die bereits in Hamburg in Pflegeheimen helfen, und denen, die die Gesundheitsämter unterstützen. Eine Riesenleistung. „Ich bin sicher, dass das hier gut starten wird“, sagt Oberst Thomas Berger, Kommandeur der Unteroffiziersschule der Luftwaffe in Appen.
Einen guten Start hat in jedem Fall Irmgard Sieber (81) aus Pinneberg. „Ich würde die Impfung jedem empfehlen“, sagt die ehemalige Lohnbuchhalterin. „Ich habe jetzt das gewisse Alter. Wenn ich Corona bekomme und überlebe – wer weiß, wie!“ Eine gute Viertelstunde habe die ganze Prozedur gedauert, „und wehgetan hat’s auch nicht.“