Wedel. Wedels Industrie- und Technikschätze glänzen in größeren Räumlichkeiten. Was die Besucher jetzt erwartet.

Rudolf de Wall trägt einen alten Durchflussmesser der Firma AEG über das Möller-Gelände in Wedel. Im neuen „Showroom“ des Technicons wird er seinen Platz finden. Dort sortiert Heinz Gläser Bildbände und Karten, die Wedels industrielle Geschichte abbilden. Nur noch ein Tag verbleibt. Dann öffnet das Möller-Technicon im Rosengarten 10 nach zweijähriger Pause wieder seine Türen. Am kommenden Sonnabend, 25. September, können die Besucher die industrielle Entwicklung der Rolandstadt mit Augen, Ohren und Händen nachverfolgen. Und das von 13 bis 18 Uhr in neuen, größeren Räumlichkeiten.

Als eine „Neugeburt“ bezeichnet Rudolf de Wall, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Möller-Technicons, die Öffnung am kommenden Sonnabend anlässlich der Tage der Industriekultur am Wasser. Die Umräumarbeiten sind zwei Tage vorher noch in vollem Gange. „Bei Ausstellungen und in Museen ist es normal, dass die letzten Tage vor einer Neueröffnung noch mal knackig sind. Aber das macht es gerade spannend“, sagt Holger Junker, Leiter des Stadtmuseums Wedel. Der neue „Showroom“, der sich wie zuvor auf dem Firmengelände von Möller-Wedel befindet, ist barrierefrei und wie bisher durch den Werkseingang mit Adresse Rosengarten 10 von der B 431 aus zu erreichen.

Auch im Turmgebäude hat das Team nun Räume

Zu sehen gibt es dort vieles: Auf einer Luftaufnahme des Wedeler Elbufers wird die Lage der Firmen und deren zeitliche Abfolge dargestellt. Zusätzlich können dazu an einem modernen Multitouchscreen Details abgerufen werden. Auch liegen Broschüren zu den einzelnen Betrieben aus. Ein Magnetophon aus dem Jahr 1958, gebaut von der Firma Telefunken, oder erste Entwicklungen von Solarplättchen liegen ebenfalls aus. Der Raum ist nicht der Einzige, der als Ausstellungsort dient. Denn dem Technicon stehen nun Lagerflächen im Turmgebäude zur Verfügung. „Haus fünf, zweite Etage, gehört jetzt auch zu uns“, sagt Gerhard Kuper, ein Urgestein der Technicon-Betreiber.

Rudolf de Wall zeigt ein Mikroskop in neuem Ausstellungsraum für Optik im Turmgebäude.
Rudolf de Wall zeigt ein Mikroskop in neuem Ausstellungsraum für Optik im Turmgebäude. © Marie Birmanns | Marie Birmanns

Dort werden die Hauptthemen der Ausstellung wie Optik, Akustik und Solar in verschiedenen Räumen vertieft. Zu finden gibt es etwa Modelle erster Mikroskope und Ferngläser. Videokassetten, die vor erneutem Ansehen zurückgespult werden mussten, oder solche Computer, die noch deutlich mehr Platz auf dem Schreibtisch beanspruchten. Eine Zeitleiste, die Wedels Industriegeschichte zeigt, wird noch an den Wänden angebracht. „Bis Ende 1945 hatten wir nur eine Handvoll Firmen und gerade mal 8000 Einwohner. Danach ist die Stadt industrie- und einwohnermäßig förmlich explodiert“, sagt Sören Karstens, ehrenamtlicher Mitarbeiter des Möller-Technicons. Daran sehe man, wie eng Wedels Industriegeschichte mit der Ortsentwicklung verknüpft sei, sagt der Museumsleiter Junker. Ob das Turmgebäude schon am Sonnabend für Technikinteressierte offen steht, entscheidet das Team je nach Andrang der Besucher und Besucherinnen. Künftig verfügt das Technicon über rund 600 statt wie bisher 400 Quadratmeter Fläche.

Offizielle Außenstelle des Wedeler Stadtmuseums

Seit dem vergangenen Jahr ist das Möller-Technicon offiziell eine Außenstelle des Wedeler Stadtmuseums. Dabei liegen die Anfänge der Industrieausstellung deutlich weiter zurück. Im Jahr 2006 bildeten ehemalige Mitarbeiter von Wedeler Industriebetrieben eine Arbeitsgemeinschaft. Mit ihrem Fachwissen boten sie erste industrie- und technikgeschichtliche Ausstellungen an. Heute sind es neun sogenannte Techniconisten, die das Möller-Technicon betreiben. Und das ganz ehrenamtlich. Holger Junker, von Haus aus Archäologe, ist stolz auf die Ehrenamtlichen, ohne deren Engagement sich Wedels Industrieschätze im Technicon gar nicht präsentieren ließen.

Neue Mitstreiter gesucht

Durch die Neueröffnung erhoffen sich die Techniconisten, noch weitere Mitglieder mobilisieren zu können. Technische Expertise sei gar nicht notwendig. Es gebe vielfältige Möglichkeiten, das Team zu unterstützen und mit anzupacken. „Bei uns heißt es nicht nur Schrauben und Löten“, sagt Sören Karstens. Zumindest nicht bei den Erwachsenen. Denn das Technicon bietet Workshops für Kinder und Jugendliche an, bei denen sie etwa lernen zu programmieren und so technisches Verständnis erlangen.

Geplant ist, ab Sonnabend, 2. Oktober, wieder zu den bisherigen Öffnungszeiten des Technicons zurückzukehren: jeden ersten Sonnabend im Monat von 14 bis 18 Uhr. Die Workshops für Kinder und Jugendliche zur Digitaltechnik fallen vorerst noch aus. Der Besuch der Ausstellung wird nach wie vor kostenlos sein.