Großenaspe. Im Wildpark Eekholt ist eine neue Trainingsvoliere eingeweiht worden. Der erste Pflegefall ist schon eingezogen.
Der erste Vogel, der die neue Voliere im Wildpark Eekholt bewohnt, ist ein junger Seeadler. Er wurde am 19. Mai in die Vogelrettungsstation nach Großenaspe (Kreis Segeberg) gebracht, nachdem sein Horst abgestürzt war. Seeadlerschützer fanden ihn rasch, sonst wäre der erst 63 Tage alte Adler wohl unter dem Holzstapel verhungert oder verdurstet. Er konnte noch nicht fliegen und stellte sich tot. Experten nennen dieses Verhalten Akinese.
Neue Voliere für mehr als 28.000 Euro
In der Pflegestation des Wildparks wurde er aufgepäppelt – und war erster Bewohner der neuen Seeadler-Voliere. Zunächst fraß er nur zögerlich. Die Tierpfleger mussten ihm das Futter in den Schnabel legen, damit er es aufnahm. Nach einer Weile nahm er das angebotene Futter selbstständig und mit immer größerem Appetit. Mitte Juni konnte er dann in die frisch fertiggestellte Trainingsvoliere einziehen, wo er seit Ende Juni Flugversuche unternahm. Mittlerweile wurde er in die Freiheit entlassen.
Die erste, vor 21 Jahren errichtete Voliere für Seeadler wurde nun durch eine neue ersetzt. Sie wird Seeadlern und auch anderen Großvögeln, die verletzt in die Obhut der Vogelretter kommen, ein vorübergehendes Zuhause bieten. Hier sollen sie wieder zu Kräften kommen können, um dann gestärkt zurück in die Freiheit zu fliegen.
Möglich wurde der Bau dank der Mitglieder und Spender des Förderungsvereins Wildpark Eekholt und der Projektgruppe Seeadlerschutz und der Tierpfleger. Der Bau der 201 Quadratmeter großen Trainingsvoliere kostete 28.215,50 Euro. 6000 Euro kamen von der Projektgruppe Seeadlerschutz Schleswig-Holstein und 22.215,50 Euro vom Förderungsverein Wildpark Eekholt.
Schon 73 Seeadler wurden im Wildpark aufgepäppelt
Elvira Freifrau von Schenck, Tierärztin im Wildpark, erinnert sich an den Bau der ersten Voliere: „Wir hatten gerade einen verletzten Seeadler aus der freien Wildbahn in die Vogelpflegestation eingeliefert bekommen“, erzählt sie bei der Einweihung der neuen Voliere. Schnell sei klar gewesen, dass dieser Vogel mehrere Wochen bis Monate zur Genesung benötigen würde. „Es gab aber im Wildpark Eekholt damals keine geeignete Unterbringung, die die Anforderungen eines solchen Adlers aus der freien Wildbahn erfüllt hätte.“
So entschlossen sich die Projektgruppe Seeadlerschutz und der Wildpark Eekholt, eine Voliere zu bauen, um für zukünftige Seeadler, die verletzt in der Wildbahn gefunden werden, gerüstet zu sein. Das war gleichzeitig auch der Aufbau eines Rettungsnetzwerkes zwischen der Projektgruppe Seeadlerschutz und dem Wildpark Eekholt.
Seitdem konnten 73 in Not geratene Seeadler geborgen und in der Pflegestation des Wildparks Eekholt betreut werden. Sie kamen mit unterschiedlichen Erkrankungen. Knapp die Hälfte der Adler hatte ein Trauma erlitten, viele davon durch eine Kollision mit einer Windkraftanlage. „Windkraftanlagen gehören zu den Haupttodesursachen von Seeadlern in Schleswig-Holstein“, sagt von Schenck. Bahnopfer kämen selten in die Station, obwohl die Kollision mit Zügen nicht selten sei. Aber die Tiere seien in der Regel sofort tot.
Immer wieder vergiftete Greifvögel eingeliefert
„Zu den für uns dramatischsten Krankheitsbildern zählen die Vergiftungen“, sagt die Tierärztin. Zehn Adler mit Bleivergiftungen und neun mit anderen Vergiftungen wurden in den vergangenen Jahren im Wildpark betreut – mehr als ein Viertel aller in die Station eingelieferten Adler. „Dabei zählt oft jede Minute und wir benötigen spezielle Medikamente und Gegengifte sowie intensive Pflege, um die Adler zu retten. Nicht immer gelingt uns das.“
Ihr Appell: Gift gehört nicht in die Umgebung, weder in Form von giftiger Munition, noch in Form von Pestiziden. Im Wildpark Eekholt und auch in der Vogelpflegestation würden Menschen manchmal zum ersten Mal mit dem Leid einer so schönen Kreatur wie einem Adler oder einer Eule in Kontakt kommen und begreifen, was menschliches Handeln bei Tieren anrichten könne.
Die Vogelpflegestation im Wildpark Eekholt besteht seit 1978 und ist durch das Land Schleswig-Holstein anerkannt und genehmigt. Sie ist gemeinnützig tätig und wird ohne staatliche Unterstützung ausschließlich durch Spenden betrieben.
Wildpark Eekholt: Eekholt 1, 24623 Großenaspe, Einlass Montag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr, geöffnet bis 20 Uhr, Eintritt 11 Euro, Kinder (4 bis 16 Jahre) 9,50 Euro