Kreis Pinneberg. Arbeiten am Radschnellweg nach Hamburg beginnen 2023. Eine Million Euro für neue Wege. Stadtradeln startet.
Die Finanzierung für den Radschnellweg nach Hamburg steht, es gibt wieder eine Million Euro für neue Wege – und der Startschuss für eine neue Saison beim Stadtradeln ist auch gefallen. Der Kreis Pinneberg will weiter massiv in den Radverkehr investieren. Das sind die Pläne.
Kreis Pinneberg: 21 Kommunen beim Stadtradeln dabei
Zunächst: In diesem Jahr machen 21 Städte und Gemeinden aus dem Kreis Pinneberg beim Stadradeln mit. Vom 30. Mai bis 19. Juni sollen dadurch möglichst viele Wege klimafreundlich mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Im Vorjahr sind 3772 Teilnehmer nach Angaben von Landrätin Elfi Heesch in drei Wochen mehr als eine Million Kilometer geradelt. Dabei seien 149 Tonnen CO2 eingespart worden, womit man ebenso viele Ein-Zimmer-Wohnungen ein Jahr lang heizen oder 15-mal mit dem Auto um den Erdball fahren könnte, sagte sie.
„Radfahren ist ein wichtiger Baustein zur Mobilitätswende“, so die Landrätin, selbst leidenschaftliche Radfahrerin. Heesch fahre täglich mit dem Rad vom Elmshorner Bahnhof zum Kreishaus und zurück. „Dabei bin ich oft schneller als manche Autofahrer, die im Stau stehen.“ Nicht nur Mitarbeiter der Kommunen und Verwaltungen sollten mitmachen. Jedermann (und jede Frau) seien aufgerufen. „Stadtradeln ist für alle da“, so Heesch. Klimaschutz beginne im Kleinen.
Erstmals dabei ist die Stadt Schenefeld. „Das ist eine tolle Aktion“, sagt Bürgermeisterin Christiane Küchenhof. „Ich freue mich.“ In ihrer Stadt werde zurzeit geprüft, ob die Bogenstraße und der Sülldorfer Weg zu Fahrradstraßen erklärt und ausgebaut werden könnten, kündigt Küchenhof an. Dann hätten dort die Radfahrer Vorrang und dürften nebeneinander her fahren, während Autofahrer hinter ihnen bleiben müssten.
Kreis Pinneberg investiert eine Million Euro in Radwege
Der Kreis Pinneberg fördert in diesem Jahr erneut mit rund einer Million Euro den Neubau und die Sanierung von maroden Radwegen, kündigte Landrätin Heesch an. „Der Kreis Pinneberg investiert langfristig in den Radverkehr.“ Dazu gehören die Radwege in Quickborn entlang des Harksheider Weges in Richtung Norderstedt (150.000 Euro) und im Ohlmöhlenweg (140.0000 Euro), der neue Geh- und Radweg zwischen Heidkoppelweg und Voßkuhlen in Elmshorn (180.000 Euro) und die Verbindung zwischen Dorfstraße und Bi de Wehr in Klein Nordende (85.000 Euro).
Der neue Radweg zur Schule in Ellerbek zwischen Mühlenweg und Ihlweg ist zur Hälfte fertiggestellt (500.000 Euro). Und zwischen Tornesch und Uetersen ist der neue Radweg in der Kleinen Twiete zwischen In de Hörn und Ohrtbrookgraben auch frisch saniert. 110.000 Euro Fördermittel vom Kreis seien dort verbaut worden.
„Dieser Radweg ist vom Standard her high-end im Kreis Pinneberg, absolute Sahne“, lobt Ulf Brüggmann vom ADFC in Pinneberg. Bequemer könne das Radfahren nicht mehr sein, lobt der Fahrrad-Enthusiast. Nun fehle nur noch das 600 Meter lange Stück in Uetersen bis zum Wohngebiet, das zurzeit noch in einem sehr schlechten Zustand sei. „Das kommt noch“, verspricht Birgit Schucht, die das Stadtradeln im Kreis koordiniert.
Kreis Pinneberg biete „ideale Bedingungen für Radfahren“
Auch in Sachen des schon seit fünf Jahren geplanten Radschnellweges zwischen Elmshorn und Hamburg tue sich endlich etwas, sagte Landrätin Heesch. Mit Verkehrsminister Bernd Buchholz und Verkehrssenator Anjes Tjarks hätten nun die beiden Projektpartner Schleswig-Holstein und Hamburg in einem sogenannten „Letter of Intent“ die Grundsatzentscheidung getroffen, dass Land und Bund sich zu 75 Prozent am Bau dieses 32 Kilometer langen Radschnellweges beteiligen würden.
Die Radstrecke soll entlang der Bahn und den Haltestellen von Elmshorn über Tornesch, Prisdorf, Pinneberg, Thesdorf, Halstenbek, Krupunder bis zur Elbgaustraße in Hamburg verlaufen. „Der heißt aber nur Radschnellweg“, sagt Landrätin Heesch. „Man kann darauf auch langsam fahren.“ Vor allem die Arbeitspendler sollten dazu bewegt werden, mit dem Rad statt mit dem Auto zum nächsten Bahnhof zu fahren, um dort in den öffentlichen Nahverkehr umzusteigen. Das Auto sollte stehen bleiben.
„Der Kreis Pinneberg bietet ideale Bedingungen für das Radfahren“, ist Landrätin Heesch überzeugt. „Wenn die Radinfrastruktur attraktiv ist, werden viele Menschen das Pendeln mit dem Fahrrad für sich entdecken.“
Kreis Pinneberg: Bau des Radschnellweges soll 2023 beginnen
Erster Bauabschnitt für den Radschnellweg soll die Strecke zwischen Halstenbek und Elbgaustraße sein, kündigt die Kreisverwaltung an. Für den gesamten Radschnellweg rechnet sie mit Bau- und Planungskosten von 65 Millionen Euro, wovon der Kreis ein Viertel (16,25 Millionen Euro) zu tragen hätte. Die Bundesmittel in Höhe von 75 Prozent der Baukosten seien aber noch nicht bewilligt. Anders sei dies beim ebenfalls geplanten Radschnellweg in Hamburg über die Elbinsel nach Wilhelmsburg. Dafür habe der Bund bereits 8,6 Millionen Euro zugesagt.
Für den Radschnellweg in den Kreis Pinneberg bedürfe es noch ein Jahr weiterer konkreter Planung und der Beantragung von Fördermitteln, so die Kreisverwaltung. „Der Baubeginn steht frühestens im Jahr 2023 an“, sagt Kreissprecherin Katja Wohlers auf Nachfrage. Wenn der erste Abschnitt zwischen Halstenbek und Elbgaustraße fertig sei, solle er „als Referenzstrecke dienen, um ein möglichst hohes Tempo für die Umsetzung der weiteren Teilstrecken zu bekommen“, so die Kreissprecherin.
Dass die Wilhelmsburger jetzt dem Kreis Pinneberg den Rang ablaufen, glaubt sie nicht. Dort seien „nur sehr kleine Streckenabschnitte“ betroffen, die dort vorgezogen werden könnten. „Der Radschnellweg Elmshorn-Hamburg gerät also nicht ins Hintertreffen.“
Kreis Pinneberg: ADFC bietet 40 Fahrradtouren im Sommer an
ADFC-Vorsitzender Brüggmann ist schon zufrieden, dass die Finanzierungsfragen jetzt zwischen den Ländern geklärt seien. „Dieser Ansatz ist aus unserer Sicht vielversprechend.“
Aber niemand brauche auf den Radschnellweg zu warten, um im Kreis auf guten Radwegen unterwegs zu sein, sagt Brüggmann. Sein Verein habe gerade 40 Radtouren mit insgesamt 300 Kilometern zwischen den acht Städten des Kreises ausgearbeitet. Diese würden fast ausschließlich entlang von Nebenstrecken und auf Wirtschaftswegen führen. „Da fährt es sich viel komfortabler und vor allem sicherer als entlang der Hauptstraßen“, sagt er. Meistens seien die Wege auch kürzer.
Der ADFC lade zudem für Freitag, 3. Juni, im Rahmen des Stadtradelns zu einer abendlichen Fahrradsternfahrt („Bike-Night) mit „Mitternachts-Picknick“ zum Haseldorfer Elbdeich ein. Zum Abschluss der Sternfahrt nach Hamburg am Sonntag, 19. Juni, seien alle Pinneberger Teilnehmer eingeladen, vom Hamburger Rathaus zurück zum Pinneberger Rathaus über eine Strecke zu radeln, die nur sechs Ampeln hat.