Halstenbek. Nach 45 Jahren ist Schluss für Uli’s Obstkiste. Warum das Gründungsmitglied des Wochenmarktes nun aufhört.

Genau 45 Jahre lang war „Uli’s Obstkiste“ auf dem Wochenmarkt in Halstenbek ein fester Bestandteil der Händlergemeinschaft. Seit der Gründung des Wochenmarktes 1977 war der Stand dabei und damit der älteste vor Ort. Jeden Freitag gab es von 7.30 bis 12.30 Uhr auf dem Rathausplatz an der Gustavstraße frische Ware. Doch nun ist Schluss. Michael Burkhardt, der den Stand zuletzt geführt hatte, wurde von der Gemeinde offiziell verabschiedet.

Halstenbek: Ende einer Institution nach 45 Jahren

Ins Leben gerufen wurde „Uli’s Obstkiste“ vom Namensgeber Ulrich Heinrich. Er führte den Stand bis 2007 und übergab ihn dann an seine Tochter Sandra Heinrich. Zunächst kümmerten sich noch sie und ihr Ehemann Michael Burkhardt zusammen ums Geschäft – wegen gesundheitlicher Probleme musste sich die Gründertochter dann aber zurückziehen. Mit einer Verkäuferin stand Michael Burkhardt seither in Halstenbek auf dem Markt, und das mehr als zehn Jahre lang. Michael Burkhardt kümmerte sich „nebenher“ auch noch um den Lieferdienst der Firma.

Nun wird der Betrieb aus gesundheitlichen Gründen aufgegeben. „Eine wahre Institution Halstenbeks geht damit“, so Bürgermeister Claudius von Rüden bei der Verabschiedung. Die schwere körperliche Arbeit sei für Michael Burkhardt, der vor der Übernahme des Standes bei der Lufthansa arbeitete, der Hauptgrund, sich zurückzuziehen: „Wenn man 20 Jahre diese Schlepperei macht, ist es irgendwann auch mal genug.“

Halstenbek: 80 Stunden Arbeit in der Woche

Hinzu kämen die Arbeitszeiten, denn mit dem Wochenmarkt und dem Lieferdienst komme er auf etwa 80 Stunden in der Woche. Vor allem das frühe Aufstehen sei anstrengend, betont der Mit-Fünfziger. 3 Uhr morgens musste er raus, um seine frische Ware zu bekommen. Auch die Felder, auf denen die Familie angebaut habe, seien verkauft worden. „Nun hat es sich ergeben, dass ich etwas Leichteres machen kann, und deshalb hört der Stand jetzt leider auf zu existieren“, erzählt Burkhardt. Welcher Tätigkeit er künftig nachgeht, wollte er allerdings nicht verraten.

Ob bei Regen, Schnee oder Minusgraden, Burkhardt hat jeden Freitag auf dem Wochenmarkt gestanden. Gut erinnert er sich noch an einen Sturm, der so heftig gewütet hat, dass der Wochenmarkt abgebrochen wurde. Durch den Sturm hätten sich manche Stände regelrecht zerlegt – allerdings nicht „Uli’s Obstkiste“. „Der Wagen ist sehr stabil, hat zwar inzwischen eine neue Achse bekommen, ist aber sonst immer noch derselbe, der auch schon vor 45 Jahren hier stand.“

Auch seine Helferin, die drei Tage die Woche in „Uli’s Obstkiste“ gearbeitet hat und noch einen anderen Job hat, hat einiges erlebt. „Ich hab im Kopf, dass du nur zwei Fehltage in über zehn Jahren hattest“, stellt Burkhardt fest.

Halstenbek: Kaufverhalten der Kunden hat sich geändert

Über die Jahre habe sich aber auch das Kaufverhalten der Kunden stark geändert. „Wir können nur mit Qualität punkten, und viele Leute haben sich leider gegen Qualität entschieden“, so Burkhardt. Die Supermärkte seien nun mal günstiger und bekämen ihre Ware schneller und in größeren Mengen. Das habe zur Folge, dass die kleinen Wochenmärkte für Kunden nicht mehr so attraktiv seien und weniger bei regionalen Händlern eingekauft werde.

Am meisten wird Burkhardt die – wie er selbst sagt – „netten Plaudereien“ mit den Kunden vermissen. Das hätte man im Supermarkt so nämlich nicht. Auch wenn es eine harte körperliche und zeitintensive Arbeit sei, könne er den Beruf trotzdem weiterempfehlen: „Es ist ein Nischenprodukt, und man trifft dabei nette Leute, mit denen man schnacken kann. Es wird immer Leute geben, die lieber auf den Wochenmarkt gehen statt in den Supermarkt – und das ist schön so.“ Was er mit seiner neu gewonnenen Freizeit nun machen will, weiß er noch gar nicht so genau. Aber Michael Burkhardt freut sich auf jeden Fall schon darauf, mit seinem Hund demnächst lange Spaziergänge unternehmen zu können.