Barmstedt. Kommunales Altenheim in Barmstedt erwirtschaftet Plus. Trotzdem findet sich kein neuer Leiter. Die Gründe.
Eigentlich hätte Christoph Merker längst im Ruhestand sein sollen. Doch die Suche des Zweckverbandes Alters- und Pflegeheim Barmstedt nach einem neuen Heimleiter gestaltet sich schwieriger als gedacht. Mitte des Jahres ist ein Nachfolger, der bereits den Arbeitsvertrag unterzeichnet hatte, wieder abgesprungen. „Das hat uns zeitlich weit zurückgeworfen“, erklärt Barmstedts Bürgermeisterin Heike Döpke, zugleich Verbandsvorsteherin des letzten kommunal geführten Altenheimes im Kreis. Barmstedt betreibt es mit den sechs Umlandgemeinden Heede, Hemdingen, Lutzhorn, Langeln, Bullenkuhlen und Groß Offenseth-Aspern.
Pflegeheim in Barmstedt braucht neue Leitung
Nun muss Einrichtungsleiter Merker, der Ende Oktober in den Ruhestand gehen wollte, nachsitzen. Bis Ende des Jahres habe er sich zunächst weiter verpflichtet. Notfalls würde er auch noch das erste Vierteljahr 2022 dranhängen, sagt Merker. Er weiß: „Die Bewerbungsgespräche mit einem möglichen Nachfolger laufen.“ Aber wegen der Kündigungsfristen könnte der oder die Kandidat/in ja nicht sofort anfangen.
Verbandsvorsteherin Döpke ist zuversichtlich, dass „spätestens im Januar“ die vakante Stelle mit einem Betriebswirt oder Gesundheitsmanager, wie es in der Ausschreibung gefordert wird, neu besetzt werden kann. Sie sei mit rund 65.000 Euro Bruttoverdienst im Jahr dotiert. „Wir zahlen nach Tarif des öffentlichen Dienstes.“ Altersvorsorge-Leistungen und Jahressonderzahlung inklusive.
Pflegeheim: Zahl der Pflegebedürftigen hat stark zugenommen
Möglicherweise ist die lange, bislang erfolglose Suche des Zweckverbandes ein Symptom für den Pflegenotstand. In einer aktuellen „Handlungsempfehlung“ einer Expertengruppe an den Kreis Pinneberg heißt es dazu: „Die Versorgung der Bevölkerung mit Angeboten der Pflege befindet sich im Spannungsfeld mit einem zunehmenden Mangel an Fachkräften in der Pflege.“
Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen im Kreis ist demnach innerhalb von zwei Jahren um 2000 auf jetzt 13.000 Menschen gestiegen. Während knapp 30 Prozent der zurzeit 4000 im Kreis arbeitenden Pflegekräfte in den nächsten zehn Jahren in Rente gehen würden. Diese „zu erwartenden Abgänge werden nicht durch eine ausreichende Anzahl Auszubildender kompensiert“, heißt es weiter in der Pflege-Expertise. „Perspektivisch wird sogar mehr Personal benötigt.“
Pflegeheim: Prämien gegen den Fachkräftemangel
Kreissprecherin Katja Wohlers bestätigt diese Aussagen: „Es mangelt an Pflegefachkräften. Das stellt die Heimaufsicht bei regelmäßigen Besuchen in den Pflegeeinrichtungen immer wieder fest.“ 47 Pflegeeinrichtungen mit 3773 Plätzen gibt es zurzeit. Die Kreispolitik hat bereits überlegt, eine Koordinierungsstelle für rund 70.000 Euro zu schaffen, die Fachkräfte anwerben soll. „Das ist dringend erforderlich, um neues Personal zu bekommen und die Betreuung in den Pflegeeinrichtungen aufrechterhalten zu können“, sagt SPD-Fraktionschef Hans-Peter Stahl.
In Barmstedt versucht Noch-Heimleiter Merker, mit einem hausinternen Prämiensystem dem Pflegenotstand zu begegnen und Geld zu sparen. So hat er den Anteil von Leiharbeitspflegekräften halbiert. Wenn jemand von den 96 fest angestellten Beschäftigten ausfiele und jemand anderes sofort einspringe, bekäme der oder die zusätzlich zum Stundenlohn einen Sachgutschein in Höhe von zehn Euro.
Auf diese Weise habe er in diesem Jahr 2920 Euro für Pflegekräfte und 800 Euro an Hauswirtschaftskräfte ausgeschüttet. Doch weil die eigenen Aushilfsdienste nur 71.000 Euro verdienten, während Leiharbeitskräfte 100.000 Euro gekostet hätten, habe das Barmstedter Heim auf diese Weise rund 25.000 Euro eingespart. „Das System hat sich bewährt“, freut sich auch Bürgermeisterin Döpke.
Pflegeheim in Barmstedt erwirtschaftet jährliches Plus
Ohnehin hat sich Heimleiter Merker in den zehn Jahren seiner Amtszeit für den Seniorenpark Rantzauer See, wie die 2012 neu gebaute Einrichtung mit ihren 91 Pflegeplätzen heißt, durchaus verdient gemacht. Als er damals anfing, lag das betriebliche Defizit wegen des Neubaus bei rund 900.000 Euro. Seit einigen Jahren schreibt das Heim wieder schwarze Zahlen. Voriges Jahr betrug der Gewinn sogar 145.000 Euro. Und auch in den ersten neun Monaten dieses Jahres seien knapp 240.000 Euro Überschuss erwirtschaftet worden. Der werde aber wegen Verpflichtungen, die zum Ende des Jahres fällig würden, noch sinken.
Seinem Nachfolger hinterlässt Merker gute Aussichten. Für das kommende Wirtschaftsjahr rechne er mit einem Überschuss zwischen 15.000 und 50.000 Euro. Aktuell sind 90 der 91 Heimplätze belegt. In den ersten neun Monaten lag die Auslastung bei 98 Prozent, etwas niedriger als sonst. Das habe mit den 41 Todesfällen in diesem Jahr zu tun. „Diese freien Plätze konnten wir nicht so schnell wieder belegen.“ Es sei aber in diesem Jahr kein einziger Corona-Fall unter den Todesopfern gewesen. Im vorigen Jahr seien unter den 30 Todesfällen zwei coronabedingte gewesen.