Pinneberg. Georgiana Parr (16) hat für die PSD Bank Nord Open beim Pinneberger TC gemeldet. Ein Platz im Hauptfeld brächte Terminprobleme mit sich

Zu viel Druck und Stress sind ungesund. Das sieht auch Georgiana Parr, Tennisspielerin des Pinneberger TC ähnlich. Das 16 Jahre alte Talent tritt in der Qualifikation zum DTB Ranglisten-Turnier ihres Clubs an. Die PSD Bank Nord Open steigen auf der Anlage am Voßbarg vom 18. bis 20. Juni.

„Ich möchte in der Qualifikation nicht so viel nachdenken und mir Druck machen. Ich versuche einfach, so befreit aufzuspielen wie möglich. Und dann gucken wir einfach, was am Ende dabei herauskommt“, sagt sie. Im Tennis ist ohnehin vieles möglich: „Du gewinnst den ersten Satz und spielst komplett dominant. Und im zweiten Satz gelingt dir nichts mehr und du bist echt von der Rolle. Zu viel sollte man dann auch nicht nachdenken darüber.“ Trotzdem ist sie ehrgeizig und hat den nötigen Siegeswillen, wenn sie auf dem Platz steht. Die Qualifikation, für die sie eine Wildcard bekommt, läuft am 16. und 17. Juni auf der Sandplatzanlage im Voßbarg in Pinneberg.

Im Damenteam ist die 16-Jährige an Position drei gemeldet

Die Jugendliche tritt bereits in der Damen-Landesliga-Mannschaft des PTC an Position drei von sechs Spielerinnen an. Vor gut drei Jahren wechselte Parr, die in Hamburg-Blankenese wohnt, zum Pinneberger Tennis-Club. „Toni Meinhardt hatte mich auf einem Turnier angesprochen, ob ich mir nicht vorstellen könnte, hier in Pinneberg Tennis zu spielen. Er ist echt nett, das Gespräch war angenehm und auch das Probetraining hat mir gefallen. In der Mannschaft verstehen wir uns ebenfalls sehr gut“, sagt die Neuntklässlerin des Gymnasiums Hochrad in Othmarschen, die nach den Sommerferien in die Oberstufe wechselt. Pinneberg sei ja ohnehin auch nicht so weit weg. Nach der spitzfindigen Bemerkung des Journalisten, dass Mutti ja bestimmt gern ihre Tochter regelmäßig hin und her kutschiere, muss Anja Parr grinsen. „Ich habe wirklich nette Eltern, die mich immer unterstützen“, sagt „Georgie“, so der Spitzname, pflichtbewusst.

Fünfmal pro Woche trainiert Georgiana Parr mit Coach Nico Hameister

Mindestens fünf Mal in der Woche steht sie auf dem Tennisplatz, um mit Trainer Nico Hameister zu üben oder auch in Matches gegen ihre Clubkolleginnen anzutreten. Im Vorjahr gelang dem Team, Parr – Leistungsklasse 11,9 – ist die Jüngste, der Aufstieg. Das Ziel ist nun der Klassenerhalt. Das erste Duell gegen den TSV Glinde ging knapp mit 4:5 verloren. An diesem Sonnabend geht es gegen den TC RW Wahltstedt II weiter. „Die Liga ist echt gut. Alle können wirklich gut Tennis spielen. Selbst die Spielerin an Position sechs“, meint Parr. Ihre persönliche Leistungskurve zeigt in den vergangenen Wochen tendenziell nach oben. Die Form stimmt, um im Jahr 2021 einige Ranglistenpunkte zu sammeln.

Mit sechs Jahren wird Georgiana Mitglied im Tennisclub Woking Hook Heath

Georgiana Parr ist Deutsch-Engländerin und hat beide Staatsbürgerschaften, was nach dem „Brexit“ nicht unbedingt ein Nachteil sein könnte. Aufgewachsen ist sie ein kleines Stück südlich von London (Guildford), ihr Vater Jonathan arbeitet dort als Architekt. Im Alter von sechs Jahren trat sie in den Tennis-Verein Woking Hook Heath ein. Etwas zum Bedauern der Mutter, die sie gern auch im Pferdesport gesehen hätte. „Dort war ich aktiv. Aber das war einfach nicht so ihr Ding. Striegeln und das Pferd betüdeln und so“, sagt Anja Parr. „Das Sitzen auf einem Pferd habe ich nicht so als Sport empfunden“, ergänzt die Tochter. Eine wie die Hamburgerin muss sich halt richtig auspowern. „Tennis hat mir einfach viel mehr Spaß gemacht, also bin ich dabeigeblieben“, sagt das 16 Jahre alte Talent, das somit bereits auf zehn Jahre Erfahrung in dieser filzigen Ballsportart zurückblicken kann.

Gleichzeitig mit der Turnierhauptrunde stehen die Verbandsjugendmeisterschaften an

Falls sich Parr, die auch schon Konkurrentinnen der Leistungsklassen 5 oder 8 besiegen konnte, für das Hauptfeld qualifiziert, könnte es wieder eng werden mit der Terminfindung. Für die Verbandsjugendmeisterschaften am 18. Juni in Kiel hat die Damen-Siegerin des Pinneberger Silber-Cups 2020 für das U16-Hauptfeld ebenfalls eine Einladung erhalten.

In ihren Spielen ist sie gern der aktive Part: „Mein liebster Schlag ist der Aufschlag. Ich spiele gern aggressiv und möchte den Gegner bewegen.“ Parrs Tennis-Vorbilder sind die Weißrussin Victoria Azarenka oder auch die 17 Jahre alte US-Amerikanerin Cori Gauff, die 2019 als 15-Jährige ihr Idol Venus Williams , Wimbledon schlagen konnte. Auf der alt-ehrwürdigen Anlage im Londoner Stadtteil mit den gepflegten Plätzen hat „Georgie“ als Exil-Engländerin, die erst vor drei Jahren nach Deutschland umzog, selbst auch schon in jungen Jahren gespielt.

Nach dem Abi würde sie gern an einem US-College spielen

Nach dem Abitur, angepeilt nach zwölf Schuljahren, möchte sie vielleicht an einem US-College Tennis spielen. Es sei sehr schwer, mit diesem Sport Geld zu verdienen, als Plan A bis Plan B steht der Berufswunsch Modefotografin im Raum. Die Fotografie ist ein großes Hobby von ihr. Joggen an der Elbe oder mit dem Hund spazieren ebenfalls.

Gute sechs Monate hieß es für sie wegen der Corona-Pandemie ohne Tennis auszukommen, teilweise musste eine passende Hauswand zum Ballern herhalten. Als in Niedersachsen erste Trainingseinheiten möglich waren, ging die Reise im Winter eben nach Hollenstedt. Der Fokus liegt schon intensiv auf dem Sport. Manchmal gibt es auch einen Partybesuch oder ein geselliges Beisammensein mit Freunden: „Sonst würde ich ja durchdrehen. Aber ab und zu. Tennis ist mir schon wichtig.“

Zumindest als Zuschauerin wird sie bei den PSD Bank Nord Open dabei sein

Unabhängig von der eigenen Qualifikation wird sie am Voßbarg beim Hauptturnier sich Spiele anschauen und als Zuschauerin mitfiebern. „2020 habe ich auch schon überlegt, ob ich versuche, bei der Qualifikation mitzuspielen. Aber dann habe ich doch lieber Eindrücke gesammelt und zugeschaut“, sagt die gebürtige Londonerin. 2021 möchte sie nun nach Möglichkeit ihre Leistungsgrenzen weiter nach oben verschieben.