Pinneberg. Kulturministerin Karin Prien macht sich am Pinneberger Bahnhof ein Bild vom Gegenentwurf des Kriegsdenkmals.
„Nazidenkmal“ steht in Großbuchstaben auf dem Kriegsdenkmal vor dem Pinneberger Bahnhof. Auch „Fuck AFD“ wurde vor wenigen Tagen von Unbekannten mit roter Sprühfarbe an die im Zweiten Weltkrieg errichtete Stele geschmiert. Gezeichnet von der Antifa, der Antifaschistischen Aktion.
Pinneberg: Nazi-Denkmal soll nicht unkommentiert bleiben
Es ist nicht das erste Mal, dass das Kriegsdenkmal Ziel von Vandalismus ist, fällt die große Stele durch Symbole, die aus dem nationalsozialistischen Kontext bekannt sind, doch direkt ins Auge. Das sorgt seit Jahren für Diskussionen und Kritik. Damit ist auch Karin Prien vertraut, die am Montag zur Vorstellung eines Gegendenkmals und Mahnmals, das als Ergänzung zur umstrittenen Nazi-Stele errichtet werden soll, in der Stadt war.
Die Initiative Mahnmal lud die CDU-Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur ein, um sich ein Bild von dem Projekt zu machen. In der Pinneberger Christuskirche und vor Ort waren zudem Mitglieder der Denkmal-Initiative, der Landtagsabgeordnete Kai Vogel (SPD), Diakon Guido Nowak und der Künstler des Entwurfs, F. Jörg Haberland. Denn die Pinneberger Initiative erhofft sich eine „mediale Aufwertung des Anliegens der Initiative“, wie der Diakon zur Begrüßung erklärte. Die Mitstreiter machen sich seit Jahren für ein Gegendenkmal am Pinneberger Bahnhof stark. Es sei dringend nötig, „dass unsere demokratische Gesellschaft eine Antwort im öffentlichen Raum zu dieser massiv kriegsverherrlichenden Nazi-Stele realisiert“, so Jochen Hilbert, Sprecher der Initiative.
Auch Prien machte deutlich, dass die Stele „nicht unkommentiert so stehen bleiben kann.“ Sie lobte den Schülerwettbewerb, der die Grundlage zum Ergänzungsmahnmal von Haberland bildet. Denn jede Generation brauche einen neuen Zugang zur Erinnerungskultur. Dieser Wettbewerb habe jungen Menschen die Möglichkeit gegeben, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, sie zu verstehen. Zumal „auch Antisemitismus, Rassismus und totalitäre Regierungen brandaktuelle Themen sind“, betonte die Politikerin, die in Amsterdam geboren ist. Dorthin hatte sich ihre Familie vor den Nationalsozialisten geflüchtet.
Pinneberg: Platz für ein „gleichberechtigtes Miteinander“
Haberlands Mahnmal ist ein dreifach durchbrochener steinerner Sitzkreis aus bayerischem Granit, in dessen Inneren die Worte „Frieden“, „Freiheit“ und „Toleranz“ eingraviert sind. Auf der Außenseite der Steinsegmente schwebt dem Künstler vor, die Begriffe auch mehrsprachig übersetzt in den Stein einzubringen. Das sei nicht nur sichtbar auffällig, sondern sei passend für den Standort Bahnhof, an dem so auch Reisende in ihrer jeweiligen Sprache empfangen werden können.
In direkter Nähe zum Steinkreis soll eine Glastafel mit geschichtsrelevanten Texten installiert werden. Diese „soll eine Größe haben, die sich aus der Anordnung vom Mittelpunkt des Kreises zu dem bestehenden Denkmal ergeben soll“, erklärte Haberland. „Leitgedanke ist die Schaffung eines Ortes der Begegnung, des Gesprächs, der Diskussion. Der Platz lädt zum gleichberechtigten Miteinander ein, es ist kein Platz für Hierarchien, im Gegensatz zum NS-Bauwerk“, so der Künstler.
Die Kosten für das Objekt werden von Haberland auf etwa 60.000 Euro geschätzt. Hinzu kommen die Kosten für eine geplante Plakette am bestehenden Denkmal für die historische Einordnung, für Planungskosten, Geld für die Gründung und etwaiger Leitungsverlegungen sowie die Mehrwertsteuer. Prien will nun Stiftungen ansprechen, um dieses Projekt auch mit Spendengeldern finanzieren zu können.