Kreis Pinneberg. Noch hat das Haus seinen Sitz in Pinneberg. Doch will das Museum zukunftsfähig bleiben, sollte es einen neuen Standort bekommen.
Die Idee dazu gibt es schon – doch nun liegt ein Gutachten vor, das nachdrücklich empfiehlt, das Baumschulmuseum von seinem jetzigen Standort in Pinneberg-Thesdorf zum Gartenbauzentrum nach Ellerhoop zu verlagern. Nur so sei die Zukunftsfähigkeit des Baumschulmuseums zu sichern, sagt auch Museumsleiterin Heike Meyer-Schoppa.
Dem Ellerhooper Gemeinderat hat die Museumschefin diese Pläne vorgestellt, die nun mit einer Machbarkeitsstudie konkretisiert werden sollen. Eine Entscheidung hat der Gemeinderat nicht getroffen, sagt Ellerhoops Bürgermeisterin Wiebke Uhl. Sie befürwortet diesen Vorschlag aber ebenso wie der Landesverband des Bundes deutscher Baumschulen (BdB) und der Förderkreis des Arboretums in Ellerhoop.
Baumschulmuseum soll in die „grüne Mitte des Kreises Pinneberg“
Andreas Köhler sprach auf der jüngsten Hauptversammlung des BdB von einer rosigen Zukunft für die grüne Branche, bei der das Baumschulmuseum eine tragende Rolle spielen soll. So erklärte der Leiter des Fachbereichs Ordnung der Kreisverwaltung, zu der auch die Umweltbehörde gehört, wie wichtig der Umzug des Baumschulmuseums in die Gemeinde Ellerhoop wäre.
„Das Baumschulmuseum muss nach Ellerhoop“, forderte Köhler. Erst die Gründung des Fördervereins Pinneberger Baumschulland 2013, dessen stellvertretender Vorsitzender Köhler ist, habe für den Kreis Pinneberg eine „identitätsstiftende“ Funktion mit den 300 Baumschulbetrieben und ihren 2500 Beschäftigten auf 4200 Hektar Land geschaffen. „In diese Marke Pinneberger Baumschulland sollte der Kreis Pinneberg investieren“, um so die finanzielle Grundsicherung des Baumschulmuseums sicherzustellen, sagte Köhler.
Denn das Gartenbauzentrum in Ellerhoop, wo inzwischen neben dem BdB-Landesverband und der Landwirtschaftskammer auch der Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau, die Beratungsringe und der Landesverband der Gartenfreunde ihren Sitz haben, sei mit dem Arboretum „die grüne Mitte des Kreises Pinneberg“, so Köhler. „Hier befindet sich der Hotspot der Naherholung.“ Wie jetzt eine Studie, die noch nicht ganz fertig ausgearbeitet sei, belege, „gehört auch das Baumschulmuseum dazu“, sagte Köhler.
Vision: Zentrale Fachschule für das ganze Land
Seine Vision dabei sei, dass dort zukünftig nicht nur die Berufsschule für den Gartenbau im Kreis Pinneberg und die Meisterfachschule angesiedelt sein sollten. Direkt am Gartenbauzentrum könnte die Landesfachschule für Gartenbau konzentriert werden, deren 200 Auszubildende zurzeit noch an den fünf Standorten Kiel, Lübeck, Schleswig, Husum und Ellerhoop verteilt seien. „Wir könnten hier eine zentrale Garten-Fachschule für ganz Schleswig-Holstein schaffen.“
Köhler schwärmte bereits von einem Gartenbau- und Baumschul-Campus mit eigenem Internat für die Schüler in Ellerhoop. „Diese Idee sollten wir unbedingt weiterentwickeln.“ Ein Plädoyer, das auch der BdB-Landesvorsitzende Axel Huckfeldt begeistert aufnahm: „Sie sprechen uns von der Baumschulwirtschaft aus dem Herzen. Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dass das Baumschulmuseum weiterlebt.“
1994 zunächst in Prisdorf gegründet, befindet sich das Deutsche Baumschulmuseum seit 2001 in Pinneberg-Thesdorf. Als sich der Kreis im Jahr 2005 anschickte, die erste Landesgartenschau auszurichten, die dann 2007 nach Schleswig vergeben wurde, sollte schon einmal der Umzug nach Ellerhoop realisiert werden, erinnert sich Meyer-Schoppa. Die studierte Historikerin mit musealer Zusatzausbildung leitet seit 2013 das Baumschulmuseum ehrenamtlich mit fünf ebenfalls ehrenamtlichen Helfern. „Ein festes Budget haben wir nicht“, erklärt sie.
Die Fixkosten von rund 20.000 Euro im Jahr für Miete und Betriebskosten werden durch Zuschüsse vom Kreis und den Kommunen Pinneberg, Halstenbek und Rellingen getragen, aber auch immer nur von Jahr zu Jahr erneut bewilligt. Der Förderverein mit seinen 200 Mitgliedern bringe noch einmal etwa 10.000 Euro im Jahr zusammen. Zudem müsse bis 2025 die Zertifizierung des Baumschulmuseums, die 2019 vom Bildungsministerium erteilt worden ist, erneuert werden.
Um dieses „Gütesiegel“ als Museum zu erhalten, müsse das Baumschulmuseum endlich „eine langfristige Perspektive“ erhalten. Und die sieht Meyer-Schoppa nur mit einem Umzug nach Ellerhoop gewährleistet, wo mit einem Gebäude mit 1000 Quadratmetern für Ausstellung der 2000 Baumschulgeräte und Lagerfläche ausreichend Platz geschaffen werden sollte. Platz, den es in Thesdorf nicht gibt.
Für das Baumschulmuseum gehe es jetzt ums Ganze, sagte dessen Leiterin
Das Baumschulmuseum wäre „der ideale Ort“, schwärmt sie, um die zunehmende Bedeutung der grünen Branche und das Bewusstsein der Bevölkerung für den Klimawandel mit allerhand Informationen darüber miteinander zu versöhnen, ist sie überzeugt. Nicht nur die Geschichte der Baumschulen, deren Arbeit sich im Laufe der Jahrzehnte verändert und immer mehr modernisiert habe, könnte hier aufgearbeitet werden. Auch neueste Techniken und Entwicklungen wie die Aufzucht von Bäumen, die resistenter gegen den Klimawandel sind und auch mit Hilfe von Insekten gegen Schadstoffe immunisiert werden, könnten hier dargestellt werden.
„Wir könnten hier diejenigen sein, die von Berufs wegen die Natur mit Bäumen schützen und die Nutzer von Natur und Naherholung zusammenbringen“, sagt Meyer-Schoppa. Aber dafür müsse das Baumschulmuseum eine neue, gesicherte Heimat finden. „Es geht jetzt ums Ganze“, betont sie.
Ellerhoops Bürgermeisterin Wiebke Uhl kann sich damit anfreunden. „Ich persönlich finde das Konzept gut“, sagt sie. Aber sie könne auch die Sorgen der Mitbürger verstehen, die dadurch mehr Autoverkehr in ihrer Gemeinde fürchten. Das müsse bei der weiteren Planung unbedingt bedacht werden.
Und auch Prof. Hans-Dieter Warda, der ehemalige langjährige Vorsitzende des Förderkreises Arboretum, hat „überhaupt nichts dagegen, wenn das Baumschulmuseum nach Ellerhoop verlagert werden sollte“, wie er auf Nachfrage sagt. „Im Gegenteil. Aus fachlicher Sicht sollte Ellerhoop als Standort für ein Baumschulmuseum oberste Priorität haben.“ Allerdings dürfe das Arboretum nicht darunter leiden, das mit 70.000 Besuchern im Jahr eine viel größere Anziehungskraft besitze als es das Baumschulmuseum mit seinen etwa 2000 Besuchern habe, warnt Warda.