Pinneberg. Das Abendblatt präsentiert am Ende der Rückrunde: Die spektakulärsten Kicker in der inoffiziellen Kreis-Auswahl.
In seiner letzten von 14 Serien beim SV Rugenbergen fand Kevin Beese (30) kaum noch Berücksichtigung. Trainer Michael Fischer favorisierte andere Akteure (Taylan Güvenir, Hendrik Rühmann, Jannick Wilckens). Schweren Herzens verabschiedete sich der „Sechser“. „Ich will spielen, spielen, spielen.“ Wohin, ist noch unklar (SC Sperber? Komet Blankenese?). Die Pinneberger Sportredaktion des Hamburger Abendblatts würdigt Beese für die bemerkenswerte Vereinstreue, seinen nimmermüden Einsatz auch abseits des Rasens und einige bildhübsche Torerfolge mit der Berufung in die Elf der Rückrunde.
Nicht mal Freitage an einem 13. können Neumann stoppen
Überhaupt der SV Rugenbergen: Zehn Siege von zehn möglichen in der Abstiegsrunde prädestinieren mehrere von Beeses Teamkollegen für die Auswahl. Langweilig ist möglicherweise, dass Leon Neumann schon wieder zu diesem erlauchten Kreis zählt. Aber es macht einfach zu viel Spaß, den Flügelflitzer den Gegenspielern auf der rechten Seite davon spurten zu sehen. Inzwischen finden auch Neumanns Flanken immer häufiger Abnehmer.
Selbst Freitage an einem 13. können ihm nichts anhaben. Am 13. Mai feierte Neumann seinen 25. Geburtstag und ein 4:1 über den VfL Lohbrügge. Von 24 Saisonpartien absolvierte er 23, eine weniger als Keeper Patrick Hartmann (25), der einen Sprung nach vorn machte und phasenweise über sich hinauswuchs.
Sensationell waren seine Reaktionen nicht nur in den beiden siegreichen Partien gegen den Bramfelder SV, in denen die Bönningstedter die Weichen auf Klassenerhalt stellten. „Andere Torleute im Kreis sind auch nicht schlecht, wenn ich zum Beispiel an Norman Baese von Union Tornesch denke“, sagt sein Trainer. „Aber Patrick ist eben die Nummer eins.“
Nicht nur Tore sind wichtig
Grundsätzlich lobte Michael Fischer die taktische Flexibilität seiner Spieler. „Wir können während der 90 Minuten in drei Systemen hin- und herspringen, das macht den Jungs überhaupt keine Probleme.“ Bestes Beispiel ist Marcel Schöttke (30), der auf der linken Seite offensiv wie defensiv etwas hergibt und sich oft auch in die Mitte schleicht. Anfänglich waren Zweifel angebracht, dass er sich nach seiner Zeit bei der SV Halstenbek-Rellingen auch wirklich behauptet. Diese Zweifel zerstreute Schöttke mit strategischem Denken und Ruhe am Ball. Ebenso zahlte sich die Geduld mit Jan Schrage (24) aus.
2018, in seinen Anfängen an der Ellerbeker Straße, fehlerbehaftet strotzt der in der Defensive vielseitig verwendbare 1,90-Meter-Mann mittlerweile vor Selbstbewusstsein. Als er am 18. April das 3:1 in Bramfeld erzielte, war dieses Solo allein schon das Eintrittsgeld wert.
Mit zehn Treffern schaffte es Dauerbrenner Patrick Hoppe auf der Zielgeraden noch an die Spitze der internen Torschützenliste. Hätte er häufiger gespielt, wäre vielleicht Marlon Stannis (23) vor ihm gelandet. Der Rechtsaußen kann immer den Unterschied ausmachen. Klang es gelegentlich durch, dass sich Trainer Fischer mehr Zuverlässigkeit vom beim Niendorfer TSV ausgebildeten Talent wünschte, so ist aus seinem Mund längst kein kritisches Wort mehr über Stannis zu hören.
Pascal Haase erledigt torgefährlich seine Job
Jahrelang beim SVR nicht wegzudenken, erledigt Pascal Haase inzwischen bei der SV Halstenbek-Rellingen uneigennützig und torgefährlich seinen Job. Für den Club nimmt er auch gesundheitliche Risiken in Kauf. Als es darauf ankam, gegen den Harburger TB am letzten Spieltag auf Torejagd zu gehen, stellte er sich trotz einer Oberschenkelverletzung zur Verfügung.
Während Haase (28) auch gerne auf die Flügel ausweicht, greift Björn Dohrn (27/Union Tornesch) gerne mit Wucht durch die Mitte an. „Björn ist einer von zwei Spielern, auf die ich nicht verzichten kann“, huldigt Trainer Thorben Reibe seiner Sturmgranate, die allerdings verletzungsbedingt nicht so häufig wie gewohnt zündete.
Wie sich wohl Lennart Granzow gegen ein Kaliber wie Björn Dohrn schlagen würde? Der erst 18 Jahre alte Innenverteidiger ist die Entdeckung der Saison bei der SV HR. In der Rückrunde anstelle des verletzten Christian Rohweder in die erste Elf gerückt, behauptete er sich furchtlos und clever in den Zweikämpfen. Der Youngster wandelt in den Fußstapfen seines Vaters Thorsten, der früher als HR-Verteidiger keine Verwandten kannte. Der Sohn ist dabei, körperlich zuzulegen.
Witte klopft bei Tornesch ans Tor zur Oberliga
Das muss auch Tim Witte (20), wenn er bei Union Tornesch an das Tor zur Oberliga klopfen will. Nächste Serie kehrt Witte zu seinem Förderer Martin Schwabe – künftiger Trainer der Union-Zweiten – zurück. Sein Pensum im linken Mittelfeld beweist, dass er sich auch bei Bezirksliga-Meister Kummerfelder SV wohlfühlte.
Ob Kirill Shmakov (30) Rasensport Uetersen treu bleibt, ist noch unklar. Mit seiner Top-Einstellung hatte der 30 Jahre alte Russe, linker Verteidiger und „Sechser“, immer wieder ein positives Klima ins Team getragen. Ein Muster an Zuverlässigkeit – wie Raspo-Kapitän Philipp Ehlers, der aber in der Top-Elf diesmal Marlon Stannis den Vortritt lassen muss.
Abendblatt-Top-Elf der Rückrunde 2021/22: Patrick Hartmann – Leon Neumann, Jan Schrage, Lennart Granzow, Marcel Schöttke - Kevin Beese, Kirill Shmakov – Marlon Stannis, Tim Witte – Björn Dohrn, Pascal Haase.
Reservebank: Mirko Oest, Nico Gerber (SV Halstenbek-Rellingen), Hendrik Rühmann, Marco Rohde (SV Rugenbergen), Morris von Winckelmann, Fabian Knottnerus (Union Tornesch), Philipp Ehlers (Rasensport Uetersen), Mikael Großmann (Kummerfelder SV), Felix Mühlich (stellvertretend für das gesamte Team von Bezirksliga-Sensationsaufsteiger Cosmos Wedel).