Rellingen. Fachbereichsleiterin Silke Mannstaedt begann 1977 ihre Ausbildung in Rellingen. Worauf die 61-Jährige zurückblickt.

Während Luke Skywalker erstmals auf den Kinoleinwänden in den USA die Prinzessin rettet und ABBA sich mit „Thank you for the Music“ für die Musik bedankt, fängt die damals 16-jährige Silke Mannstaedt ihre Ausbildung in der Rellinger Verwaltung an. Es ist 1977: Geschrieben wird auf Schreibmaschinen, diktiert auf Schallplatten und Kassetten. Jetzt, knapp 45 Jahre und sechs Bürgermeister später, hat sich die Fachbereichsleiterin im Bürgerservice in den Ruhestand verabschiedet.

Rellingen: Von der Auszubildenden zur Amtschefin

Vom Azubi zur Amtschefin – den gesamten Weg beschritt die heute 61-Jährige in Rellingen. „Das klingt nach außen hin heute vielleicht komisch, weil man normalerweise in seiner Karriere viele Wechsel macht. Ich habe es hier aber echt gut gehabt,“ sagt sie. Über die Jahre habe sich auch einiges verändert: „Die Ausbildung damals ist mit der heutigen nicht vergleichbar. Ich musste viele Zeitungsartikel ausschneiden und in Akten verteilen. Das fand ich doof.“

Wirklich froh war sie damals über die Digitalisierung. „Im Schreibmaschinenschreiben war ich ganz schlecht. Herr Pieper, mein Auszubildender, hat damals drei Tippfehler erlaubt. Ich habe Papierkörbe gefüllt, das war nicht mein Talent,“ erzählt Mannstaedt und lacht. Die erste Internetseite der Gemeinde Rellingen hat sie selbst noch durch Fleißarbeit aufgebaut – dagegen sind heute Videokonferenzen Alltag: „Das ist wirklich eine ganz schöne Bandbreite, die ich da mitgemacht habe. Manchmal habe ich geflucht, aber das hat, glaube ich, jeder.“

Eifrig, sich weiterbilden, der Blick immer über den eigenen Tellerrand gerichtet: Eigenschaften, die Bürgermeister Marc Trampe schon bei ihrem ersten Kennenlernen 2010 imponierten: „Mit Silke Mannstaedt verliert die Gemeinde Rellingen wirklich eine tolle Fachbereichsleiterin, die sich sehr um die Gemeinde verdient gemacht hat. Die wirklich Maßstäbe gesetzt hat,“ sagt er bei der Verabschiedung. Insbesondere beim Thema Bildung sei sie immer am Puls der Zeit gewesen, bis zum letzten Tag mit Vollgas dabei.

Rellingen: Zum Rosenfest kamen Zehntausende Besucher

Nicht zu toppen war das Rosenfest 1990 anlässlich des 850. Geburtstages der Gemeinde: „Zwei Jahre lang habe ich dafür über die Wochenenden gearbeitet. Ich hätte mir danach ein Jahr Urlaub nehmen können. Trotzdem war es fantastisch, weil man sich in ganz neue Themen einarbeiten konnte,“ sagt die gebürtige Rellingerin. Es seien 50.000 bis 60.000 Menschen vor Ort gewesen – die Autobahnabfahrten waren zugeparkt, wie sie sich erinnert: „Die Rellinger haben Tag und Nacht Millionen von Rosen in die Unterbauten der Rosenfahrzeuge gesteckt. Der Umzug war am Samstag, es regnete morgens – ich habe gedacht: „Nach zwei Jahren heftigster Arbeit, das kann nicht sein. Wir hörten den Schuss vom Schützenverein, es ging los. Und dann brach der Himmel auf, die Sonne schien und mir liefen die Tränen.“

Als Dankeschön durfte die Chefin im Bürgerservice ihre beiden Jahresurlaube zusammenlegen. „Ich habe meinen Rucksack geschnallt und bin durch Südostasien gereist. Ich weiß, heute ist das fast normal, damals gab es das aber nicht. Ich finde gut, dass man das heute zulässt.“

Dem folgten unzählige Stadtfeste, alle aus dem Rosenfest geboren. Heute zeichnet Kultur die Gemeinde aus – auch überregional. Für Veranstaltungen wie das Schleswig-Holstein Musik Festival, das Maifestival und den Kunsthandwerkermarkt ziehen regelmäßig Hamburger nach Rellingen. Die moderne Kunst hat Mannstaedt immer Freude gemacht; nebenberuflich studierte sie zwei Semester Kunst in Hamburg.

Rellingen: Mit dem Wohnmobil auf dem Weg in den Norden

Für ein weiteres Hobby bleibt mit der Altersteilzeit endlich auch Platz, denn die begeisterte Wohnmobilistin hat viel vor: Mit dem Wohnmobil geht es für acht Wochen nach Schweden, Ziel ist der Nordpolarkreis. Sobald es kühler wird, gehe es dann Richtung Süden. „Wenn man so viel gearbeitet hat – und das habe ich wirklich – könnte man in ein Loch fallen, wenn man dann zu Hause sitzt und sich fragt: ,Was mach ich nun?’. Das haben wir nicht. Es geht wieder los, aber anders. Es ist ein Traum von mir und der Grund, warum ich Altersteilzeit beantragt habe.“

Für Silke Mannstaedt fängt ein neuer Lebensabschnitt an. Am meisten vermissen wird sie ihre Kolleginnen und Kollegen und natürlich die Themen, die sie bewegen konnte. „Ich durfte das machen, woran ich Spaß habe, und bin mit dem, was ich erreicht habe, wirklich sehr zufrieden,“ sagt sie. „Aber jetzt sollen die Jungen ran.“