Pinneberg. Waldenauer erreicht bei PSD Bank Nord Open nach Verletzung Runde der letzten Acht. Turnier ist ein Erfolg trotz über 100 kaputter Bälle
Sonnabend, 21.15 Uhr. Es ist eine Szene, wie sie sich im Verlauf der PSD Bank Nord Open, dem mit 10.000 Euro dotierten Preisgeld- und Ranglistenturnier des Pinneberger TC, viele Dutzend Male seit Beginn der Qualifikation – und nun in der Hauptrunde verstärkt – abspielt. Diesmal ist es Lucas Hellfritsch (Suchsdorfer SV), der einen Ball von Court zwei nach draußen wirft.
Das gelbe Filzobjekt springt kaum noch. „Der ist kaputt, wir brauchen einen neuen“, sagt der Waldenauer, der im zweiten Satz des Viertelfinals gegen Nino Ehrenschneider (LTTC „Rot-Weiß“ Berlin) auf diese Weise wieder aus der Konzentration während seiner Aufholjagd gerissen wird. Der erste Satz war mit 6:3 relativ glatt an den 20-Jährigen aus der Hauptstadt gegangen, nun aber hat Hellfritsch ein wenig mehr Zugriff aufs Match, braucht nur noch ein Break, um das Blatt möglicherweise zu wenden. Vergeblich gehofft, der Berliner hält gegen und beendet das Spiel mit dem Punkt zum 7:5-Satzgewinn.
Der Finaltag wird ohne Lokalmatadore bestritten
Damit ist klar, dass der Finaltag des A3-Turniers ohne Beteiligung aus dem Kreis Pinneberg stattfindet. Rückblickend sieht Hellfritsch die Szene mit dem Ball auch ein wenig symbolisch für sein eigenes Match gegen den 17 Positionen tiefer in der DTB-Rangliste notierten Berliner: „Bei mir war auch die Luft ein wenig raus; ich hatte das Gefühl, dass mir die letzten fünf bis zehn Prozent an Leistung gefehlt haben.“
Der 23-Jährige sah dann aber auch gleich das Positive in seinem Abschneiden bei diesem höchstklassigen Turnier im Kreis Pinneberg. „Bis zu meinem Erstrundenmatch am Freitag hatte ich die ganze Woche über nicht trainieren können. Meine Rückenverletzung, wegen der ich in der Vorwoche bei den Nord-Ost-Deutschen Meisterschaften aufgeben musste, hatte sich als eine Entzündung herausgestellt“, sagte Hellfritsch, der sich damit in osteopathische Behandlung gegeben hatte. „Ich habe dann die Anweisung erhalten, den Rücken nicht zu belasten, solange er noch weh tut. So habe ich nur mit Yoga an mir gearbeitet, und der Turnierauftakt war dann mein erster schmerzfreier Tag.“
Hellfritsch trifft zu Beginn auf einen „Lucky Loser“
Quasi als „Aufbaugegner“ bekam es der Waldenauer dort mit dem 19 Jahre alten „Lucky Loser“ Ben Morgenstern (TC Garstedt) zu tun, der als Verlierer der Qualifikation vom Rückzug von Finn Meinecke (TSC Halstenbek) profitierte, der ursprünglich eine Wildcard für das Hauptfeld erhalten hatte. Das 6:1, 6:3 ging Hellfritsch ähnlich leicht von den Händen wie tags darauf das 6:0, 6:2 über Qualifikant Mika Bunjes (Der Club an der Alster), der überraschend den 515 Ränge höher platzierten Edison Ambarzumjan (TC Oberstenfeld) ausgeschaltet hatte. „Aber jetzt gönne ich mir erst einmal eine Woche Pause, ehe es mit dem Suchsdorfer SV in die Ligaspiele geht.“
Von Pause kann für Alicia Melosch dagegen keine Rede sein. Die Halstenbekerin, die für den Großflottbeker THGC aufschlägt, möchte ihren Deutschlandaufenthalt während der Semesterferien an ihrem College in den USA, der San Diego State University, so gut wie möglich nutzen. „Ich werde entweder von Donnerstag an beim Kaltenkirchen Cup starten oder schon ab Mittwoch beim Dunlop Cup in Berlin, das muss ich noch entscheiden“, sagte die 21-Jährige, die sich gut über ihr 1:6, 1:6 im Viertelfinale gegen die 19 Positionen besser gelistete Ella Seidel (Der Club an der Alster) hinwegtrösten konnte.
Die gelungene Revanche gegen ihre Vorjahresgegnerin tröstet Alicia Melosch
„Das Match hat immerhin 100 Minuten gedauert und war knapper, als es die Zahlen eigentlich widerspiegeln“, sagte die USA-Studentin, die ihr persönliches Erfolgserlebnis eine Runde zuvor mit dem 7:6, 6:4 über die an Position vier gesetzte Katharina Hering (Marienburger SC) eingefahren hatte. „Gegen Katharina hatte ich vor einem Jahr in Kaltenkirchen noch knapp verloren, habe damals Satzbälle vergeben. Ich merke, dass ich durch meine Spiele in den USA nervenstärker geworden bin.“
Der Ärger mit der Ballqualität ist das einzige Kümmernis des Turnierdirektors
Gute Nerven brauchte Turnierdirektor Toni Meinhardt eigentlich nur, wenn ihm wieder eine Handvoll defekter Bälle zum Austausch gebracht wurden. „Nach zwei Hauptrundentagen haben sich bereits 26 Viererdosen mit kaputten Bällen angesammelt. Das ist richtig viel Geld und ich bin froh, rechtzeitig eine zusätzliche Reserve organisiert zu haben, es wäre sonst knapp geworden“, sagte Meinhardt. „Ich habe schon beim Hersteller Dunlop reklamiert.“
Kaum Reklamationen – von den Bällen mal abgesehen – gab es aus Kreisen der Teilnehmer, im Gegenteil. Noch während Meinhardt seine erste Bilanz zog, gesellte sich Johannes Hoch dazu. Der Trainer der topgesetzten, aber auch im Viertelfinale ausgeschiedenen Sarah. Gronert (Tennis 65 Eschborn) war voll des Lobs. „Für mich beziehungsweise uns zählt dieses Turnier in Pinneberg zu den Top drei in Deutschland“, sagte Hoch. „Organisation, Qualität und Atmosphäre findest du so versammelt nicht bei vielen Turnieren.“
Das Turnier blickt auf eine erste zwölf Jahre lange Geschichte zurück
Ein Lob, das Toni Meinhardt runter geht wie Öl. „Wenn ich bedenke, dass es erst zwölf Jahre her ist, dass wir zum ersten Mal hier in Pinneberg über ein DTB-Ranglistenturnier nachgedacht haben, ist es schon eine großartige Entwicklung“, sagte der Sport- und Pressewart des PTC. „Damals hatten wir bei der Premiere einen einzigen Sponsor, nun sind es bereits 15. Und jeder von ihnen hat sein Engagement noch mal gesteigert, damit wir mit den 10.000 Euro Preisgeld das Ranking für unser Turnier von A4 auf A3 steigern konnten. Doch alles wäre nicht möglich ohne unsere diesmal 30 ehrenamtlichen Helfer.“
Ein weiteres Upgrade für das Pinneberger Ranglistenturnier ist denkbar
Wohin könnte die Reise für die PSD Bank Nord Open denn noch gehen? „Ich habe keine Ambitionen, ein internationales Turnier nach Pinneberg zu holen. Das Geld gebe ich statt Prämien lieber für Schiedsrichter aus“, sagte Meinhardt. „Aber wir sind noch nicht fertig mit der Entwicklung. In absehbarer Zeit ein A2-Turnier an dieser Stelle, das halte ich für eine realistische Perspektive.“