Elmshorn. Stadt lässt Uferbereich sperren. Museumsschiffe müssen umziehen. Hafenfest wird anders. Diese Maßnahmen sind noch geplant.

Das ist eine Hiobsbotschaft für Elmshorn: Das Nordufer des Hafens darf ab sofort nicht mehr betreten werden. Die dortige Spundwand ist völlig marode, sie kann jederzeit einstürzen und dann Uferbereiche mitreißen. Aktuell warnen nur Schilder vor der Gefahr, nächste Woche werden Absperrgitter aufgestellt.

„Wir werden jetzt die ohnehin für 2024 geplante Erneuerung der Spundwand vorziehen“, sagt Bürgermeister Volker Hatje. Das 364 Meter lange Bauwerk stammt aus dem Jahr 1931 und hat „das Ende seiner Lebensdauer erreicht“, so Sabine Brandt, die als Diplom-Ingenieurin Wasserbau bei der Stadtverwaltung arbeitet. Sie wird sich nun hauptsächlich mit dem Ersatz für den maroden Bau befassen. Ob dieser vor 2024 kommt, ist allerdings unsicher: Allein die Dauer der Planungs- und Genehmigungsphase schätzt Brandt auf eineinhalb bis zwei Jahre.

Die Spundwand steht schon seit 1931 an ihrem Platz

Dass die Spundwand aus dem Jahr 1931 Probleme macht, war schon länger bekannt. Bereits 2016 hatte die Stadt die Befahrbarkeit für einen Teil des Nordufers untersagt, nachdem es dort zu massiven Absackungen gekommen war. Im April diesen Jahres hatten Routinekontrollen der Stadt im Bereich der Museumswerft eine Verschiebung der Spundwand in Richtung der Krückau ergeben. An einem Messpunkt betrug die Verschiebung im Vergleich zu einer 2016 erfolgten Überprüfung 3,1 Zentimeter. Daraufhin ließ die Verwaltung einen Teilbereich des Nordufers sperren und gab eine weitergehende Untersuchung in Auftrag.

Die Ergebnisse gingen am Dienstag im Rathaus ein und sorgten dort für Alarmstimmung. Die Fachleute des beauftragten Ingenieurbüros haben einen 95 Meter langen Abschnitt stromabwärts ausgehend von der Wedenkampbrücke untersucht und dort mehrere schwere Schäden festgestellt. So treten vereinzelt Setzungen von bis zu 22 Zentimetern im gepflasterten Bereich hinter der Spundwand auf. Die Setzung des Bodens ist am Übergang des Nordufers zur Wedenkampbrücke auch deutlich sichtbar, dort klafft in der gemauerten Stützwand ein großer Riss.

Die Brücken können weiter befahren – Parkplatz bleibt frei

„Die Standfestigkeit der Brücke ist aber nicht beeinträchtigt, weil sie auf Pfählen gebaut ist“, beruhigt Sabine Brandt. Der Verkehr auf dem Wedenkamp ist daher nicht betroffen, auch der Parkplatz hinter dem Nordufer und die angrenzende CCE-Parkpalette können von Autofahrern weiter genutzt werden.

Gesperrt ist ein zehn Meter breiter Abschnitt am Nordufer ausgehend von der Wedenkampbrücke bis hin zur Käpt`n-Jürs-Brücke. Die Wegeverbindung unterhalb der Käpt’n-Jürs-Brücke soll erhalten werden. Ob tatsächlich der gesamte Abschnitt der 364 Meter langen Spundwand gesperrt bleiben muss, soll ein weiteres Gutachten ergeben, das im August vorliegen soll. Bisher hat die Stadt nur 95 Meter der Wand untersuchen lassen, sie geht jedoch davon aus, dass die dort festgestellten Schäden auch in den weiteren Abschnitten vorhanden sind.

Eine Detailaufnahme der maroden Spundwand am Elmshorner Nordufer. 
Eine Detailaufnahme der maroden Spundwand am Elmshorner Nordufer.  © Stadt Elmshorn | Stadt Elmshorn

Die bisherigen Gutachter haben festgestellt, dass die Anker und der Spundwandgurt derart verrostet sind, dass die eigentlich vorgesehene Lastenübertragung nicht mehr erfolgen kann. Daher könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Spundwand einbricht, in die Krückau stürzt und Teile des Ufers mitreißt. Aus diesem Grund ist auch wasserseitig eine Sperrung veranlasst worden – und zwar auf einer Breite von drei Metern.

Das hat auch Konsequenzen für die Schifffahrt auf der Krückau. Die beiden Museumsschiffe, der Ewer Gloria und die Klostersande, müssen ihre angestammten Liegeplätze am Nordufer räumen. Noch liegt die Gloria dort, sie geht in Kürze auf eine Tour und wird im Anschluss auf die Südseite umziehen, deren Spundwand erst Mitte der 90er-Jahre erneuert worden ist. Die Museumswerft am Nordufer muss mittelfristig zurückgebaut werden. Die Klostersande befindet sich in der Werft, sie wird Ende Juli zurückerwartet.

In der Zwischenzeit muss am neuen Liegeplatz eine Stromversorgung geschaffen werden. Vermutlich werden auch für die Vertäuung der Schiffe am neuen Liegeplatz Teile des Geh- und Radweges am Südufer gesperrt werden müssen.

Schäden haben auch Auswirkungen auf das Hafenfest

Die Sperrung des Nordufers wird zudem erhebliche Auswirkungen auf das traditionsreiche Hafenfest haben, das Ende August seinen festen Platz im Veranstaltungskalender der Stadt hat. Auf der Nordseite des Hafens liegen dann keine Schiffe – und auch das Drachenbootrennen, das üblicherweise vom Nordufer aus gestartet wird, muss im Zweifelsfall umziehen. Laut Hatje befindet sich die Stadt bereits in der Abstimmung mit dem Verkehrs- und Bürgerverein (VBV), der das Fest ausrichtet.

Weil die Krückau eine Bundeswasserstraße ist, ist auch der Bund an den Neubauplanungen der Spundwand zu beteiligen. Finanziell ist von dort nichts zu erwarten. „Die Unterhaltung der Uferbereiche ist Sache der Stadt“, erläutert Landt.

Immerhin soll der Stadtumbau durch die Spundwandproblematik nicht verzögert werden. „Die Freiflächenplanung läuft parallel weiter. Uns war immer klar, dass wir erst die Spundwand erneuern müssen, ehe wir uns auf den Flächen mit schweren Lkw bewegen können“, sagt Bürgermeister Hatje.