Pinneberg/Lüneburg. Florian Krage steht nach DM-Platz drei mit der SVG Lüneburg vor dem nächsten Einsatz im Nationalteam. Und er sucht einen neuen Verein

Den Zeitpunkt für diese Denkpause hätte sich Florian Krage gerne selber ausgesucht. Noch bis zum 14. April muss der Bundesliga-Volleyballer der SVG Lüneburg die Tage in seiner – zumindest gemütlichen – Studentenbude in der durch ihr Salz einst zu großer Bedeutung gelangten Hansestadt verbringen. Höchst Unfreiwillig. „Ein Physiotherapeut unserer Mannschaft, bei dem ich kurz zuvor in Behandlung war, ist positiv auf Corona getestet worden“, berichtet der in Pinneberg aufgewachsene 24-Jährige. „Kommende Woche unterziehe ich mich dann einem PCR-Test und erhalte hoffentlich ein negatives Ergebnis.“

In seiner Masterarbeit will Krage Studienfach und Sportleidenschaft vereinen

Doch der Student an der Lüneburger Leuphana-Universität weiß diese aufgezwungene Ruhepause gut zu nutzen, direkt nachdem er mit seiner Mannschaft den dritten Platz in der deutschen Meisterschaft, die bereits vierte Halbfinalteilnahme der SVG, erreicht hat. „So kann ich mich jetzt an die Strukturierung meiner Masterarbeit machen.“ Seinen Bachelor im Wirtschaftsingenieurswesen hat er bereits in der Tasche. Nun möchte Krage thematisch Studienfach und Sportleidenschaft zusammenführen. „Ich fange grad mit der Arbeit an. Ich will mit einem Bildverarbeitungssystem einen Volleyball während des Spiels verfolgen. Die daraus gewonnenen Daten sollen dann zum Beispiel auch fürs Scouting herangezogen werden können.“

Ohne die Jahre beim VfL hätte es den Sprung in die Bundesliga nicht gegeben

Es wäre ein gelungener Schlusspunkt hinter fünf erfolgreiche und ereignisreiche Jahre in Lüneburg. Eine Phase allerdings, die Krage, der dem Pinneberger Quellental entstammt, durch seine vorangegangene Zeit beim VfL Pinneberg wohl nie erlebt hätte. „Ich habe in den fünf Jahren Jugendvolleyball im VfL bis in den Herrenbereich hinein eine Ausbildung erfahren, durch die erst SVG-Trainer Stefan Hübner auf mich aufmerksam geworden ist“, erinnert sich Krage an das Jahr 2016, als plötzlich die Bundesliga an seine Tür klopfte. „Und hier gilt meine Dankbarkeit unverändert einem Stefan Hübner, der damals einfach den Mut hatte, einen jungen Hüpfer von 19 Jahren in sein Bundesligateam zu holen.“ Wohl gemerkt in ein Team, das in seiner dann dritten Saison im Volleyballoberhaus nach zwei Halbfinalteilnahmen auch höhere Regionen anstreben wollte.

Doch Hübner sah die Zukunft in dem jungen Mann – und wurde nicht enttäuscht. Kontinuierlich hat sich
Krage in der Gellersenhalle weiterentwickelt. „Ohne des Trainers damalige Entscheidung würde ich wahrscheinlich immer noch in Pinneberg spielen, hätte dann zwar auch meinen Spaß in diesem schönen Umfeld, würde aber wohl nicht auf dem Niveau spielen, das ich jetzt erreicht habe.“

2020 spielt Krage erstmals für das Männer-Nationalteam

Ein Niveau, das sich schon vor dem Städtewechsel 2016 mit der Einladung in den Deutschen Junioren-Nationalkader andeutete und den Verantwortlichen im Deutschen Volleyball-Verband (DVV) auch danach nicht mehr verborgen blieb. 2020 war es dann soweit. Cheftrainer Andrea Giani berief Krage für einen mehrwöchigen Nationalkader-Lehrgang an der Sportschule Kienbaum. An dessen Ende standen zwei Testspiele gegen Nachbar Polen.

Gegen das Weltklasseteam erhielt der damals noch 23-Jährige viel Spielanteil – und bewährte sich: Die nächste Lehrgangseinladung liegt vor. „Am 19. April soll es in Kienbaum losgehen. Wenn ich mich dann dort durch Leistung empfehle, soll es im Anschluss nach Rimini in Italien zur Nations League gehen. Und falls ich wegen eines positiven Corona-Tests noch eine Woche länger in Quarantäne muss, ist meine spätere Anreise bereits abgesprochen.“ Heißt also: Der DVV rechnet mit Florian Krage.

Es ist keine Entscheidung gegen die SVG Lüneburg, sondern für etwas Neues

Was Fans der SVG Lüneburg für die kommende Saison nicht mehr dürfen. Krages Vertrag läuft aus, er strebt den Wechsel an. Ziel: noch unbekannt. „Stand jetzt bin ich für alles offen. Es kann ein Verein in Deutschland sein, aber auch im Ausland. Meine Mutter stammt aus Frankreich; warum sollte ich nicht in dem Land meiner Mutter spielen?“

Doch eines stellt Florian Krage klar: „Dieser Abschied ist keine Entscheidung gegen die SVG, der ich so viel verdanke. Es ist einfach der richtige Zeitpunkt für eine Zäsur und etwas ganz Neues.“