Elmshorn/Itzehoe. Im Mordprozess gegen Elmshorner Maxim R. erheben zwei Zeugen schwere Vorwürfe gegen den 33-Jährigen, dem offenbar alle Mittel recht waren.
Dass es in Maxim R. brodelt, ist nicht zu übersehen. Mehrfach schüttelt der 33-Jährige den Kopf, er rutscht auf seinem Stuhl hin und her, schaut hilfesuchend zur Decke des Saals im Landgericht Itzehoe. Dort ist der Elmshorner, der sich wegen eines brutalen Mordes vor der Schwurgerichtskammer verantworten muss, den ganzen Dienstag über Thema. Und viel Gutes erfahren die Prozessbeteiligten nicht über den Angeklagten.
An Tag sieben des Prozesses um den Mord an Viktor W. in einer Parkanlage in Elmshorn hat die Kammer Frank R. (49) geladen. Der Berufskraftfahrer hat mit dem Mordopfer eines gemeinsam: Auch er war eine Zeit lang mit Ella R., der Ex-Frau des Angeklagten und Mutter dessen dreier Kinder, liiert. Eine Kurzzeitbeziehung, die Maxim R. nicht gefiel.
So berichtete der Zeuge, wie er mit seinem Lkw in Elmshorn auf ein Tankstellengelände fuhr. Dort habe ihn plötzlich der Angeklagte angesprochen. „Er fragte mich, ob ich Frank bin und bei der Post arbeite.“ Als er beides bejaht habe, antwortete Maxim R. „Dann fickst du meine Frau.“ Der 33-Jährige habe über seine Tochter, die bei Ella R. lebte, Kenntnis von dem neuen Mann in ihrem Leben erhalten. „Er konnte offenbar von Ella nicht loslassen.“
Maxim R. habe ihm dann mehrfach aufgelauert, sich dafür sogar Autos von Freunden geliehen. „Er wusste genau, wann ich in Elmshorn bei der Post auf den Hof fahre.“ In den Gesprächen („Die dauerten nie länger als fünf oder zehn Minuten“) sei es vordringlich um die Kinder gegangen. „Ich habe ihm gesagt, dass ich keine Kinder habe, auch keine will und nicht vorhabe, mich in die Erziehung einzumischen.“ Zudem habe er Ella R. aufgrund seines Berufs nur am Wochenende getroffen, als alle Kinder ohnehin beim Vater waren.
„Wenn ich dich nicht haben kann, kriegt dich keiner.“
Dennoch sei der 33-Jährige immer wieder auf dieses Thema gekommen – und habe zu Beginn auch versucht, ihn einzuschüchtern. „Ich habe ihm gesagt, dass ich der Letzte bin, der Nein sagt, wenn er Konfrontation sucht.“ Die habe der Angeklagte dann einmal auf der A 23 gesucht. „Als ich mit meinem Lkw in Elmshorn auf die Autobahn fuhr, schoss rechts ein kleiner SUV an mir vorbei.“ Der habe sich dann vor ihn gesetzt und ihn bis Eidelstedt mehrfach ausgebremst. „Anhand des Kennzeichens PI- MR habe ich ihn erkannt“, so der Zeuge, der für dieses Verhalten deutliche Worte fand. „Der hat doch nicht mehr alle auf der Rille, sich auf der Autobahn mit einem 40 Tonnen schweren Sattelschlepper anzulegen. Da kannst du nur verlieren.“ Und er sagte weiter: „Wenn ich gewollt hätte, hätte ich ihn zerlegt.“
Frank R. berichtete auch, dass der Angeklagte seiner Ex-Frau das Leben zur Hölle gemacht habe. So solle er zu ihr gesagt haben: „Wenn ich dich nicht haben kann, kriegt dich keiner.“ Bei einem Treffen habe Ella R. ausgesehen „wie der Tod auf Latschen. Ihre Haut war fahl, die Fingernägel rissig, Haare fielen ihr aus.“ Sie habe von einem Eistee berichtet, der nach Auto schmeckte. „Ich habe eine Glykolvergiftung vermutet und gesagt, sie solle sofort zur Kripo fahren.“
Olga R. (30), die beste Freundin von Ella R., berichtete von körperlichen Übergriffen von Maxim R. gegenüber seinen Kindern und seiner Ehefrau. „Sobald eines der Kinder von einem neuen Mann im Leben der Mama erzählt hat, ist er ausgerastet.“ Maxim R. habe allen neuen Freunden seiner Ex-Frau aufgelauert und sie bedroht. „Alle wussten, dass er einen Schlagstock und einen Baseballschläger besitzt.“ In einem Fall sei er in einer Tankstelle in Tornesch aufgetaucht, wo einer der Freunde arbeitete, und habe mit dem Schlagstock auf den Tresen eingedroschen. Und er habe auch seine Ex-Frau massiv bedroht. „Er sagte zu ihr: ,Ich werde dir alles nehmen, was du hast‘.“
Ex-Frau des Angeklagten soll am Freitag aussagen
Nachdem es in der Nacht zum 20. September zu der Bluttat in dem kleinen Park in Elmshorn-Hainholz gekommen sei, habe sie einen Anruf von Ella R. erhalten, die sich zu dem Zeitpunkt bei ihrer Tochter im Krankenhaus befunden habe. Die hatte einen Unfall – verursacht von Maxim R., der dadurch selbst erheblich am Bein verletzt wurde. „Ella machte sich Sorgen um Viktor, weil sie ihn nicht erreichen konnte. Außerdem war ihr Schlüsselbund verschwunden.“ Die Freundin habe bereits mehrfach vermutet, dass der Ex-Mann noch einen Schlüssel zur Wohnung hat.
„Nachts ist jemand in die Wohnung eingedrungen und hat sie beim Schlafen beobachtet. Und mehrfach sind Sachen verschwunden oder lagen plötzlich ganz woanders.“ Olga R. berichtete, wie sie zur Wohnung fuhr, um dort das Schloss auszutauschen. „Am Hainholzer Damm habe ich die Spurensicherung gesehen.“ Als sie erfahren habe, dass dort jemand zu Tode geprügelt wurde, habe sie gleich gemutmaßt, dass Viktor W. das Opfer sein könnte. „Ich habe dann bei der Polizei angerufen, die haben das bestätigt. Daraufhin habe ich gesagt, dass ich weiß, wer der Täter ist.“ Maxim R. habe ein bis zwei Tage vor der Tat zu seiner Ex-Frau gesagt: „Du entscheidest: Entweder er oder du, einer wird sterben.“
Die Ex-Frau des Angeklagten, die vorige Woche nicht vor Gericht erschienen war, soll am Freitag aussagen. Sie hatte wegen eines Umzugs die Ladung nicht erhalten. Ihre Aussage wird wohl den ganzen Tag dauern – und für den Angeklagten wenig schmeichelhaft ausfallen.