Uetersen. Dieter und Gudrun Kaske haben den Verein Rosenkinder in Uetersen gegründet, der Kindern in Sri Lanka hilft. Nun fliegen sie wieder hin
Die Inzidenz in Sri Lanka liegt seit Anfang Oktober unter 30. Fast 65 Prozent der Menschen sind doppelt geimpft, 23 Prozent geboostert. Das asiatische Land hat im November seine Grenzen wieder geöffnet. „Wenn alles gut geht, fliegen wir am 29. Januar nach Sri Lanka“, sagt Dieter Kaske aus Uetersen. Nicht um Urlaub zu machen, sondern um die Hilfsprojekte ihres Vereins Rosenkinder zu besuchen. Den haben Dieter und Gudrun Kaske aus Uetersen vor 16 Jahren gegründet. Er hilft armen Kindern dort, darunter viele Waisen, bei Bildung und Ausbildung.
Zwei Jahre Corona hat auch die Inselnation südlich von Indien stark gebeutelt. Der Tourismus – eine der wichtigsten Einnahmequelle Sri Lankas – lag auf Eis. „Das Land steht kurz vor dem Staatsbankrott“, sagt Dieter Kaske. „Sie mussten ihre Ölrechnung an den Iran schon mit Tee begleichen und haben chinesische Investoren um Zahlungsaufschub gebeten.“
Kaskes gründete Rosenkinder e.V. nach Tsunami
Um so wichtiger sei die Hilfe, die sie vor Ort mit ihrem Verein leisten. „Familien, die durch die Corona-Krise mittellos geworden sind, haben wir durch Lebensmittelpakete und Sachspenden unterstützt“, sagt der Manager im Ruhestand. Mit den Partnern vor Ort halten sie über Zoommeetings Kontakt. Ihre jährlichen Besuche musste das Ehepaar aussetzen. Umso größer die Freude, nun wieder in das Land reisen zu können, an das sie ihr Herz verloren haben.
Das Ehepaar kommt privat bei ihrem Freund Noble Mendis unter. Er war am 26. Dezember 2004 auch vom verheerenden Tsunami betroffen. Mendis’ Familie hatte überlebt, aber Werkstatt und Verkaufsstand verloren. Kaske startete daraufhin einen Spendenaufruf für seinen Freund. Innerhalb von vier Wochen sammelte er 15.000 Euro.
Verein Rosenkinder half 2021 mehr als 200 Kindern
Im März 2005 reiste Kaske mit seiner Tochter Rieke nach Sri Lanka, um vor Ort zu helfen. Mit den Spenden konnte der Batikkünstler seine berufliche Existenz wieder aufbauen. Auch acht weiteren Familien half das Geld. Zurück von der Reise ließen Kaske die Erlebnisse nicht mehr los. Am 8. August 2006 gründete er den Hilfsverein Rosenkinder e.V..
Aktuell hilft der Verein mit 73 Patenschaften, davon 42 in der abseits gelegenen Region Kotapola. „Wir fördern durch monatliche Zahlungen die schulische Ausbildung von Kindern und Jugendlichen aus Familien, die in soziale Not geraten oder einfach nur sehr arm sind“, sagt Dieter Kaske. Auch Kinder- und Ausbildungsheime profitieren von einer dauerhaften Unterstützung. Insgesamt profitieren zurzeit 200 Kinder von der Hilfe des Vereins, der allein im Jahr 2021 etwa 30.000 Euro für seine Projekte sammeln konnte.
„Im Blinden- und Gehörlosenkinderheim und der Schule in Mahaweewa wollen wir einen Spielplatz erneuern“, sagt Kaske über seine Plänen vor Ort. Vereinsmitglied Melanie Bierut ist bereits seit einigen Wochen da, spielt mit den Kinder, die viel Anleitung brauchen. „Gemeinsam mit der Universität begleiten wir ein Gartenbauprojekt, legen Beete für Gemüse an“, sagt der Uetersener.
Mädchen erhalten Coach für Weg in die Unabhängigkeit
In einem Mädchen-Kinderheim in Balapitiya leben derzeit 38 Mädchen im Alter von sechs bis 19 Jahren – Sozialwaisen oder auch Mädchen, deren Eltern das Sorgerecht entzogen wurde. „Wir fördern die schulische Entwicklung der dort untergebrachten Mädchen durch einen von uns finanzierten Förderunterricht“, sagt Kaske.
Fünf Mädchen stehen vor dem Abschluss. Sie erhalten über den Verein einen Coach, der ihnen beim Übergang in ein selbstständiges Leben helfen soll. Damit es ihnen nicht ergeht, wie einer ehemaligen Schülerin, die von ihren Eltern ein Jahr vor dem Abitur aus der Schule geholt und mit einem gewalttätigen Mann verheiratet wurde. Heute lebt die junge Frau nach der Scheidung ohne Schulabschluss allein mit ihrem Kind bei ihrer Mutter.
Die meisten Mädchen haben mehr Glück und schaffen im Anschluss an die Schule ihre Ausbildungen zu Zahnarzthelferinnen, Kosmetikerinnen oder Schneiderinnen. „Wir haben letzte Woche 15 Mädchen aus dem Rosenkinder-Hostel in Panadura verabschiedet, die alle als ausgebildete Schneiderin oder in der Qualitätskontrolle eine Anstellung bekommen“, sagt Kaske. Die Nähfabriken seien staatlich kontrolliert, Arbeitsbedingungen und Unterkünfte vernünftig. Davon hat er sich selbst überzeugt.
Der Förderverein „Rosenkinder – Fördergemeinschaft für Kinder in Sri Lanka e. V.“ hat inzwischen mehr als 200 Mitglieder, freut sich aber über jedes weitere. Weitere Informationen auf der Internetseite www.rosenkinder.org. Auf der Seite berichtet Dieter Kaske regelmäßig über Projekte und dokumentiert die anstehende Reise.