Elmshorn. Kaum Veranstaltungen, wenig Besucher – aber dafür viel Zeit. Nun wollen die vier städtischen Kulturbetriebe in die Zukunft starten.
Ein Jahr, das von der Pandemie geprägt war, liegt hinter den Kultureinrichtungen Elmshorns. Bedeutet: Mehr Onlineangebote, weniger Präsenz, viel weniger gewohntes Geschäft und eine ernüchternde Bilanz. Volkshochschule, Stadtbücherei, Industriemuseum und Stadtarchiv „waren stark von den Einschränkungen betroffen“, sagt Elmshorns Erster Stadtrat Dirk Moritz. Mit Einfallsreichtum sei der Schaden aber begrenzt worden – zumal nun alle wieder durchstarten wollen. Caroline Schultz, seit Oktober Leiterin des Kulturamtes, ist deshalb zuversichtlich. „Egal wo ich hingekommen bin, es sprudelten die Ideen.“ Das sind die Bilanzen im Einzelnen.
Wegen verlängerter Lockdowns musste das Frühjahrssemester 2021 der Volkshochschule ausfallen, so Leiterin Maike Bünning. 565 Kurse von 135 Dozenten mit 1700 Teilnehmenden und 10.700 Unterrichtseinheiten waren betroffen. Auch im Herbstsemester gab es Zugangsbeschränkungen, verbunden mit Mehraufwand: Dozenten und Teilnehmende informieren, Rücküberweisungen, Online-Formate entwickeln, neue Technik beschaffen, Renovierungen vornehmen. So konnte die Zahl der Online-Kurse gegenüber 2020 auf 127 mehr als verdoppelt werden, Hybrid-Formate wurden eingeführt. „Eine neue Flexibilität“, sagt Bünning. Dennoch verlor sie einige Honorarkräfte an andere Jobs, Wiederaufbauarbeit sei angesagt. Der Blick ins Programm: www.vhselmshorn.de.
Auch die Stadtbücherei in der Innenstadt und der Nebenstelle in Hainholz hat deutliche Einbußen hinnehmen müssen. Statt 250 Öffnungstagen im Jahr gab es nur 160. Das Kerngeschäft verzeichnete mit 221.417 Entleihungen ein Minus von fast 21 Prozent gegenüber 2020 und sogar 38 Prozent gegenüber 2019. Nur bei den digitalen Medien gab es Zuwächse von 15,9 Prozent und 70,8 Prozent gegenüber den Vorjahren. 150.000 digitale Medien gibt die Onleihe zwischen den Meeren her. Als Reaktion auf die Schließung zu Jahresbeginn 2021 führte das Team um Leiter Arne Tiedemann einen stark nachgefragten Bestell- und Abholservice ein. So fiel das Minus nicht noch größer aus. Lesungen, Konzerte, Schulklassen, Bilderbuchkinos und andere Veranstaltungen entfielen dagegen größtenteils, so Tiedemann. Sein 15-köpfiges Team bekam zudem den Unmut Einzelner zu spüren. „Da wurde manchmal gepöbelt und beschimpft“, sagt Tiedemann. Ein Sicherheitsdienst für den Einlass und die Einhaltung der Maskenpflicht musste engagiert werden. Aktuell sind Präsenzveranstaltungen wieder möglich – Lesungen, Vorträge, oder Repair- und Erklär-Cafés, Konzerte und Workshops.
Das Industriemuseum hat seine 30 Jahre alte Dauerausstellung saniert und für Veranstaltungen mit bis zu 100 Gästen ausgestattet. „Jetzt ist unser Museum durchrenoviert“, sagt Sprecherin Sonja Degenhard. Die digitale Objektkartei digiCULT wurde mit 24.000 der insgesamt 41.000 Positionen des Industriemuseums gespeist und ist unter www.museen-sh.de zugänglich. Die Besuchszahlen sind eingebrochen. Mit 1959 Gästen verzeichnete das Museum einen absoluten Tiefstand in seiner Geschichte. Das sehe in diesem Jahr anders aus, freut sich Degenhard. Am Sonntag, 3. April, werde etwa die neue Helgoland-Sonderausstellung eröffnet. Zudem sind der Relaunch der Internetseite, Filmabende, Vorträge oder der Markt mit Kunstwerk am zweiten Adventwochenende geplant.
Für das Stadtarchiv stand 2021 im Zeichen des Umzuges vom Keller der Weißen Villa in das Erdgeschoss der Marktstraße 16. „Möglich gemacht hat das ein sehr generöses Angebot der Eheleute Gewers“, sagt Archivleiter Peter Köhnke. Im Januar zog das Archiv in die 370 Quadratmeter großen Räume – doppelt so viel Platz wie in der Weißen Villa. Eröffnung und Tag der offenen Tür liegen hinter dem Archiv. Zuletzt wurde ein Zeitzeugenprojekt ins Leben gerufen.