Bönningstedt. „Laufwunder“ von Oberligist SV Rugenbergen ist der Motor beim 1:1 gegen den HSV III. Der Gästeführung geht ein Torwartpatzer voraus

„11,8 Sekunden.“ Leon Neumann (24) war noch Jugendlicher, als ein Sportlehrer seine 100-Meter-Zeit ein letztes Mal stoppte. Ob es der Hoch- und Runterrenner des SV Rugenbergen in der Zwischenzeit auf unter elf Sekunden bringt? Die Vermutung liegt nahe, hat Neumann den Bönningstedter Oberliga-Fußballern doch mit einem seiner unwiderstehlichen Sprints einen Zähler (1:1) gegen die HSV-Dritte gerettet.

Nach einem Sprint über rechts legt Neumann für Rühmann auf

Die 87. Minute war schon angebrochen und Trainer Michael Fischer hatte fast sämtliche offensive Optionen in die Waagschale geworfen. Dann musste es doch wieder Neumann richten, der auf der rechten Seite seinen Bewachern enteilte und einen Flachpass in die Mitte servierte, den Hendrik Rühmann mit einem platzierten Schuss in die rechte Ecke zum Ausgleich verwertete. Neumann, immer wieder Neumann. Zuvor hatte der Wirbelwind mit der Nummer drei auf dem Trikot mit seinen Flanken schon Edouard Mesenholl (66.) und Marlon Stannis (74.) Chancen eröffnet. Mesenholl nahm die Brust statt den Kopf – vorbei. Stannis’ Schuss „verhungerte“.

SVR verzeichnet Chancenplus in der Schlussphase

Das Plus an Möglichkeiten für sein Team in der Endphase stimmte den Trainer zufrieden. „Es wäre doch ein Witz gewesen, hätten wir durch so einen Klops verloren.“ Fischer spielte auf die 57. Minute an. Keeper Patrick Hartmann entglitt der Ball, den er nach einem Flachpass vor sein Tor unter sich begraben wollte. Levin Erik kam auf diese Weise an den Ball, den er dann Manuel Brendel servierte. Schuss in das leere Tor – 0:1.

Damit hatten die Besucher den Spielstand, der ihnen schon in der 13. Minute entgegen geleuchtet war. Zuschauer Jan Rühmann aus Bönningstedt bemerkte den Irrtum auf der Anzeigentafel als Erster: „Wieso führt denn der HSV? Habe ich was verpasst?“ Fünf Minuten später stand es dann wieder 0:0. Der SVR-Vorsitzende Andreas Lätsch entschuldigte die kleine Panne. „Da hat wohl jemand versehentlich die verkehrten Knöpfe gedrückt.“

Fehler sind an diesem Tag keine Seltenheit

Kleine und große Pannen leisteten sich auch die Akteure auf dem Rasen, nicht nur Patrick Hartmann. In der 45. Minute blieb aber ein Fehlpass von Hendrik Rühmann, mit Jan Rühmann weder verwandt noch verschwägert, folgenlos. Dann hatte der als rechter Verteidiger aufgebotene Jan Schrage Glück, dass sein Fehltritt am Ball vorbei nicht von Sepehr Nikroo bestraft wurde (51.). Als Nikroo drei Minuten später erneut in Aktion trat, warf sich Jannick Wilckens dazwischen und blockte den Schuss (54.). Drei Minuten später stimmten die HSV-Fans unter dem Dach der Otto-Bunge-Tribüne dann doch ihre Gesänge an. Später bejubelten sie auch HSV-Präsident Marcell Jansen, der noch einen Kurzeinsatz gewährt bekam. Am Ende ließen Hendrik Rühmann und Leon Neumann sie verstummen.

Fehlen der Stürmer Utcke und Hoppe könnte ein Grund für die Torflaute sein

Dass es trotz eines früheren Nationalspielers im HSV-Aufgebot kein Fußballfest wie vor elf Monaten (7:3) wurde, lag möglicherweise auch am Fehlen der Stürmer Kilian Utcke und Patrick Hoppe. Kevin Beese, an jenem 27. September 2020 Schütze des 3:2, machte nicht das glücklichste Gesicht, dass ihn Fischer erneut nicht berücksichtigte. Just, als Fischer nach Beese rief und ihn einwechseln wollte, gelang dem SVR das 1:1. Kommando zurück. Beese bleibt diese Saison noch ohne Einsatzminute.

Exklusiv hat Fischer die Meinung, die erste Halbzeit seiner Mannschaft sei „Klasse“ gewesen. In den ersten 30 Minuten war nämlich überhaupt nichts passiert. Wegen Trauerfällen im engsten Familienkreis von zwei Spielern des Kaders trugen die Akteure des SV Rugenbergen schwarze Armbinden.