Pinneberg. Diakonie fährt künftig dort hin, wo Menschen mit wenig Geld Hunger haben. Was das Suppenmobil im Angebot hat.

Hackbraten mit Kartoffelstampf und Zwiebelsoße steht mit Kreide auf der Tafel geschrieben. Der gelernte Koch Thorsten Rex füllt eine Portion auf – zum Mitnehmen – und reicht sie aus dem Foodtruck. Seine Kollegin Tanja Kuhlmann schenkt Kaffee ein. Vor dem neuen Essens-Mobil an der Tagesaufenthaltsstätte (TAS) Pinneberg hat sich eine kleine Schlange gebildet. Hier bekommen Menschen, die wenig haben, eine warme Mahlzeit für einen Euro, die Tasse Kaffee für 50 Cent.

Foodtruck: 15 bis 20 Bedürftige kommen pro Tag

Vor ziemlich genau einem Jahr war Judith Rakers für Dreharbeiten für die NDR-Benefizaktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ vor Ort. Auch das Hamburger Abendblatt hatte über die Pläne der TAS Pinneberg berichtet, die zum Diakonischen Werk Hamburg-West/Südholstein gehört. Danach flossen die Spenden. Ein paar Monate später konnte der Foodtruck gekauft werden. 75.000 Euro hat das Spezialfahrzeug – ein von einem Karosseriebauer aus Haseldorf umgebauter Peugeot Boxer – gekostet, aus dem Essen an Bedürftige ausgegeben wird. Im Kreis Pinneberg ist die mobile Suppenküche ein Novum.

Stammkundin Melanie, die ihren Nachnamen nicht nennen möchte, kommt zwei- bis dreimal die Woche zur Essenausgabe. „Das hilf unheimlich“, sagt sie. Ihre kleine Rente von 450 Euro und die 478 Euro Grundversorgung vom Amt reichen nicht für große Sprünge. „Nach allen Abzügen bleiben mir im Monat zwischen 200 bis 250 Euro zum Leben“, sagt die 48-Jährige, die ehrenamtlich in der Bahnhofsmission Elmshorn arbeitet. So wie ihr geht es vielen Menschen. 15 bis 20 Mahlzeiten verteilen die Mitarbeiter zurzeit täglich an Bedürftige. Zum Monatsende sind es tendenziell mehr, montags, am Suppentag, tendenziell weniger. Bauernfrühstück ist beliebter als Eintopf. Generell ist gute Hausmannskost angesagt.

Foodtruck: Spenden machen mobile Suppenküche möglich

„Wir sind so froh und danken allen Spendern herzlich“, sagt Einrichtungsleiterin Susanne Wilk. Sie hatte das Projekt ins Leben gerufen. Ihre Chefinnen ließen ihr dabei freie Hand. Und so fing die Sozialarbeiterin an, rührig für das Vorhaben zu werben. Mit großem Erfolg: 30.000 Euro kamen über die Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“. Privatleute und Firmen spendeten nach dem Aufruf in der lokalen Presse und über die sozialen Kanäle zwischen fünf und 6000 Euro. Hier kamen 50.000 Euro zusammen. Fördergeld kam auch vom Landesverband Diakonie SH und der Diakoniestiftung.

20.000 Euro und 3500 Euro spendeten zwei Apotheken, das Geld stammt aus freiwilligen Zuzahlungen beim Kauf von FFP2-Masken. Das Geld wird dafür genutzt, die mobile Suppenküche am Laufen zu halten. Denn Lebensmittel müssen dazugekauft und das Auto betankt werden.

Seit September 2020 haben bis zu sieben Langzeitarbeitslose wieder die Möglichkeit, bei der TAS an einer AGH (Arbeitsgelegenheit) teilzunehmen. Zu ihnen gehören auch Thorsten Rex und Tanja Kuhlmann. „Wir kochen täglich frisch und geben werktäglich eine Mahlzeit an Bedürftige gegen einen Obolus von einem Euro am Hintereingang unseres Hauses aus“, sagt Susanne Wilk. Das Essen ist zum Mitnehmen gedacht. Der Aufenthaltsraum bleibt wegen Corona weiterhin geschlossen. „Der Raum ist einfach zu klein“, sagt die Sozialarbeiterin. Die Gäste könnten aber in der Kleiderkammer stöbern, ob für sie etwas dabei ist.

Foodtruck soll auch andere Notunterkünfte ansteuern

„Das Angebot wird gern angenommen und entwickelt sich zu einem beliebten Treffpunkt. Unsere Besucher freuen sich, dass sie endlich wieder untereinander und zu uns Kontakte pflegen können. Alles auf Abstand natürlich“, sagt Susanne Wilk, die seit 2014 für das Diakonische Werk Hamburg-West/Südholstein arbeitet. Sie fand jedoch, dass das Angebot nicht ausreicht. „Bislang erreichten wir nur Menschen aus unserem unmittelbaren Umfeld. Das hat mir einmal mehr gezeigt, dass wir unsere Komfortzone verlassen und dorthin gehen müssen, wo die Menschen mit Hilfe- und Unterstützungsbedarf sind“, sagt sie und erzählt von einem Mann, der mit dem Fahrrad gelegentlich aus Tornesch zur Essenausgabe kam, weil er sich die Busfahrkarte nicht leisten konnte.

In den kommenden Tagen wird der Foodtruck noch direkt am TAS Pinneberg in der Bahnhofstraße stehen. Wenn sich das Team mit den neuen Abläufen vertraut gemacht hat, wird sich Susanne Wilk ans Steuer setzen und zunächst zwei abgelegene Notunterkünfte im Kreis Pinneberg ansteuern. Wenn das gut läuft, wird die Route ausgebaut. „Wir werden mit diesem mobilen Angebot Orte anfahren, die sonst durch soziale Angebote wie das unsere unterversorgt sind“, sagt sie. Dazu kämen noch Notunterkünfte und, wenn die Pandemie überwunden, ist Angebote zu gemeinnützigen, interkulturellen Veranstaltungen. Neben der Mahlzeitenversorgung soll auch ein Sozialarbeiter der Wohnungslosenhilfe an Bord sein.

Um die Arbeit täglich gut gestalten zu können, freut sich das TAS Pinneberg über weitere Spenden an: Kirchenkreis HHSH, DE36 5206 0410 3106 4900 26.