Moorrege. Kreiselternvertretung der Kindergärten diskutiert mit Landtagskandidaten über die Zukunft der Kitas im Kreis.
Wie geht es nach der Landtagswahl am 8. Mai weiter in den Kitas? Die Kreiselternvertretung der Kitas im Kreis Pinneberg hatte dazu mehrere Landtagskandidaten zu einer Podiumsdiskussion in das Infozentrum der Gemeinschaftsschule Am Himmelsbarg in Moorrege geladen.
Landtagswahl: Wie sich die Parteien die Zukunft der Kitas vorstellen
Dass sich die Probleme in den Einrichtungen häufen, wurde während der knapp dreistündigen Diskussion klar, an der sich Eltern, Kita-Leitungen, Erziehende und Kommunalpolitiker rege beteiligten. Personalmangel, hoher Krankenstand – nicht nur als Folge von Corona –, Schließung von Gruppen bis hin zu einer ganzen Einrichtung, entnervte Erziehende und Eltern – all diese Dinge kamen auf den Tisch.
Hinzu kommt, dass der Kreis Pinneberg deutlich unterversorgt ist. Aktuell können in den Elementargruppen nur etwa 88 Prozent der Kinder untergebracht werden, die einen Platz beanspruchen könnten. Für den Krippenbereich gibt es keine aktuellen Zahlen, doch sieht es bei den bis Dreijährigen noch düsterer aus.
Diskussionsteilnehmer berichten von einer Versorgungsquote zwischen 20 und 40 Prozent in einzelnen Kommunen. Dieser Mangel wiegt umso schwerer, da Mütter und Väter häufig bereits nach einem Jahr zurück in den Beruf wollen oder müssen.
Landtagswahl: Darf die Kinderbetreuung etwas kosten?
Ein zentrales Thema der Diskussion war die Beitragsfreiheit. Kai Vogel sprach sich für die SPD für eine schrittweise Abschaffung der Elternbeiträge für eine Betreuungszeit von fünf Stunden aus. Der Sozialdemokrat machte dies zum „absoluten Dollpunkt“ möglicher Koalitionsverhandlungen. Aus seinen Haustürgesprächen wisse er, wie hoch Familien durch die Kitakosten belastet seien. Er erinnerte daran, dass die Küstenkoalition von SPD, Grünen und FDP bereits in der Legislaturperiode von 2012 bis 2017 den Einstieg vollzogen hatte. Die Jamaika-Koalition von CDU, Grünen und FDP hatte dies jedoch mit ihrer Kita-Reform rückgängig gemacht.
Bei CDU, Grünen und FDP stieß der Pinneberger Genosse damit auf Skepsis. Ortwin Schmidt erteilte im Namen der CDU der Beitragsfreiheit eine Absage. „Wir können nur versprechen, was finanzierbar ist“, sagte der Barmstedter. Seine Partei will etwas für das Personal tun und sich um die Verbesserung der Betreuungsqualität kümmern. Schmidt kandidiert für die CDU nicht zum Landtag, sondern wurde als Kita-Experte der Kreistagsfraktion in die Diskussionsrunde geschickt.
Nina Schilling (FDP) bezeichnete die Beitragsfreiheit als „mittelfristiges Ziel“. Für sie wäre es ein Gewinn, wenn die Kosten der Krippenbetreuung auf die im Elementarbereich geltenden Sätze gesenkt werden würden. Ihr Parteifreund Pascal Mangels ergänzte, dass es den Liberalen wichtiger sei, die Wahlfreiheit der Eltern zwischen Betreuung in einer Kita oder durch Tagesmütter zu verbessern. Deswegen müsste in die Tagespflege investiert werden.
Landtagswahl: Was hilft gegen den Personalmangel in Kitas?
Eka von Kalben (Grüne) bezeichnete die Beitragsfreiheit als „perspektivisches Ziel“. Priorität hätte dabei für ihre Partei die Befreiung von einkommensschwachen Familien. Für ihre Parteifreundin Nadine Mai wäre eine Geschwisterermäßigung sowie der Wegfall oder die Minimierung von Früh- und Spätdienstzuschlägen ein erster Schritt. Grundsätzlich setzen die Grünen aber auf eine Verbesserung der Betreuungsqualität. „Die Qualität und die Beitragsfreiheit sollte nicht gegeneinander ausgespielt werden“, so Nadine Mai.
Wie die Situation in den Kitas verbessert werden könnte, darüber gingen die Meinungen auseinander. Vertreter von CDU, FDP und Grünen waren jedoch bemüht, die Differenzen als überwindbar darzustellen. Mehrfach fielen Äußerungen, dass die Parteien in Koalitionsverhandlungen schon praktikable Lösungen finden würden. Deutlich grenzten sich die Jamaika-Koalitionäre gegen den Sozialdemokraten ab. „Der Personalmangel kann nicht durch mehr ausgebildete Fachkräfte kurzfristig bekämpft werden“, erklärte Eka von Kalben. Die Plätze an der Fachschule könnten nicht einfach erhöht werden, weil es nicht genügend Lehrer gebe.
Landtagswahl: SPD kritisiert Kita-Reform der Jamaika-Koalition
Nadine Mai und Schmidt verwiesen auf die erfolgreiche Einführung einer „Praxisintegrierten Ausbildung“ (PiA) im Kreis Pinneberg, wobei sich die Stipendiaten verpflichten müssen, drei Jahre im Kreis zu arbeiten. Schleswig-Holsteinische Fachkräfte würden schlechter bezahlt als in Hamburg, weswegen einige abgewandert seien, berichtete Schmidt. Deswegen setzt der Christdemokrat auf mehr Geld für die Erziehenden. Eka von Kalben möchte zudem, dass die Erziehenden in der Ausbildung an der Fachschule bezahlt werden. Die zukünftigen Fachkräfte sollten nicht auch noch Geld mitbringen müssen.
Vogel kritisierte die Kita-Reform der Jamaika-Koalition, die in zwei Fällen in seinem Wahlkreis Pinneberg zu einer Senkung der Mitarbeiter pro Gruppe sowie der Vorbereitungszeit der Erziehenden geführt hätte. Den vom Land festgelegten Mindeststandard hätten Kommunen genutzt, ihre vorher über diesem Niveau liegenden Standards abzusenken, bedauerte Mangels.
„Wir müssen für das Personal sorgen“, sagte Eka von Kalben. Sie zitierte eine aktuelle Studie, nach der Erziehende nach der Ausbildung im Durchschnitt nur drei Jahre im System bleiben würden und sich danach einen Beruf in einem anderen Bereich suchen würden. Aktuell ist die Vorgabe des Landes, dass 85 Prozent der Betreuenden Fachkräfte sein müssen und 15 Prozent ungelernte, etwa lebenserfahrene Mütter oder Väter mit mehreren Kindern sein können.