Wedel. Seeadler, Graugänse, Goldregenpfeifer: An der Nabu-Vogelstation wird Besuchern am Aktionswochenende viel geboten.
Der Herbstzug der Vögel hat begonnen – und mit ihm ergibt sich im Kreis Pinneberg die Möglichkeit, die Flugkünstler aus nächster Nähe zu beobachten. Denn sobald die Zugvögel ihre lange Reise Richtung Süden antreten, müssen die ausdauernden Flugkünstler auf dem Weg auch einige Zwischenstopps einlegen, um sich Fettdepots anzufressen. Besonders beliebt sind dabei die Wattgebiete, in denen schmackhaftes Futter in Überfluss vorhanden ist – die Wedeler Marsch spielt dabei eine wichtige Rolle.
Nicht grundlos werden dort, an der Vogelstation des Naturschutzbundes (Nabu), am kommenden Wochenende die Zugvogeltage organisiert. Bedeutet: Am 25. und 26. September bietet sich Hobbyornithologen und vogelkundlich Interessierten die Möglichkeit, an Führungen mit Experten teilzunehmen. Technik- und Foto-Enthusiasten kommen zudem jeweils von 10 bis 16 Uhr auf ihre Kosten. Sie können vor Ort hochwertige Ferngläser und Spektive testen, kaufen oder sich von Profis bei der Auswahl beraten lassen.
Paradies für heimische und Zugvögel aller Art
Das Gebiet, auf dem die Nabu-Vogelstation heute zu finden ist, war anfänglich eine alte Kleientnahmestelle, die seit 1984 vom Nabu betreut wird. Ihre Ursprünge liegen in den 70er-Jahren, als in Wedel der Deichbau begann, für den die Entnahmestelle notwendig war. Damals kam es zu massivem Widerspruch seitens des Nabu sowie anderen Umweltverbänden.
Die Trockenlegung des Wattgebietes hätte katastrophale Folgen für die umliegenden Ökosysteme, da die Gezeiten keinen Einfluss auf die umliegenden Gebiete mehr hätten. Genau das sei jedoch die Voraussetzung für die Entstehung der ökologisch wertvollen Süßwasserwattgebiete. Die Proteste blieben allerdings erfolglos, der Deich wurde trotz der Zerstörung großer Teile des Süßwasserwatts samt Sperrwerk fertiggestellt.
Nur die Kleientnahmestelle Fährmannssand, die während des Deichbaus entstand, blieb annähernd in ihrem Ursprungszustand. Sie wurde in einen „ökologischen Ersatzlebensraum“ an der Elbe für Watt- und Wasservögel umgewandelt. Inzwischen hat sich das Areal in eine Art Paradies für heimische und Zugvögel aller Art entwickelt.
Wattvögel wie Kiebitze, Goldregenpfeifer oder Graugänse beobachten
Ende September sind dort viele Wattvögel wie Kiebitze, Goldregenpfeifer oder Graugänse bei der Nahrungsaufnahme zu beobachten. Als wichtiges Durchzugs- und Rastgebiet für Zugvögel hat die Wedeler Marsch inzwischen internationale Bedeutung. Denn sie liegt direkt auf dem ostatlantischen Vogelzugweg.
Viele Arten legen auf den saftigen Wiesen einen Zwischenstopp ein und stärken sich in den Flachwasserzonen für den Weiterflug. Die meisten Vögel beginnen ihren beschwerlichen Weg in Skandinavien oder Island, machen an der Nordseeküste oder in der Wedeler Marsch Halt, und setzen ihren Weg in den Süden teils bis nach Südafrika fort.
Doch nicht nur Zugvögel sind glücklich über das Futterangebot in der Marsch. „Mit etwas Glück kann im Watt sogar ein Seeadler beobachtet werden. In den letzten Wochen waren regelmäßig bis zu fünf Seeadler im Gebiet unterwegs, die bei den rastenden Graugänsen, Brandgänsen und Krickenten immer wieder für Unruhe gesorgt haben“, sagte Marco Sommerfeld, Leiter der Wedeler Vogelstation. Ein hübscher Anreiz für Besucher der Zugvogeltage Ende September.
Ferngläser können kostenlos geliehen werden
Zusätzlich wird die Fachgruppe Ornithologie des Nabu von ihrer Arbeit berichten. Die Nabu-Gruppe Pagensand will zudem eine Strandgut-Tombola anbieten. Heiner Hofmann, professioneller Vogelfotograf aus Rellingen, wird ebenso vor Ort sein wie Gartenexperten des Naturgartens mit Blumenzwiebeln.
Für die professionelle Betreuung bei Technik- und Ausrüstungsfragen wurde die Firma Swarowski Optik gewonnen. Sie stellt kostenfrei Ferngläser zur Verfügung. Auch Spektive können getestet werden, sodass nicht nur ein spannendes Naturerlebnis, sondern auch ein Mehrwert für Besucher bereit steht.
Die vogelkundlichen Führungen starten am Wochenende (25./26. September) an beiden Tagen unter Einhaltung der 3G Regeln um 11, 13 und 15 Uhr. Sie sind kostenfrei, es ist allerdings online unter www.NABU-Hamburg.de/vogelstation eine Voranmeldung erforderlich.
Von der S Bahn Station in Wedel ist die Vogelstation des Nabu etwa eine Stunde zu Fuß entfernt – oder 25 Minuten mit dem Rad. Mit dem Auto können Besucher und Besucherinnen bis Fährmannssand fahren - von dort sind es dann noch etwa 25 Minuten Fußmarsch bis zur Vogelstation.