Pinneberg. Mit der Reihe „Seitenweise“ werden Lesungen in der Drostei neu konzipiert. Und es gibt Pläne für weitere Neuerungen.

Mehr als 150 Lesungen hat die Pinneberger Schriftstellerin Sibylle Hallberg in den vergangenen gut zehn Jahren als Literatur-Café veranstaltet. Den durch Corona erzwungenen zweijährigen Dornröschenschlaf der Lese-Szene und die damit verbundenen frustrierenden Absagen hat sie nun zum Anlass genommen, die Literaturveranstaltung auf neue Füße zu stellen, anders zu gestalten und die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen.

Ab sofort heißt die neue Reihe „Seitenweise“ – konzipiert gemeinsam vom Drostei-Förderverein und der Drostei in Gestalt von Stefanie Fricke. Als Dritte im Bunde ist Jutta Herrmann hinzu gekommen. Bis zu ihrer Pensionierung war sie Lehrerin an der Pinneberger Berufsschule, „jetzt möchte ich den Förderverein als Beisitzerin unterstützen“, sagt sie.

Reihe „Seitenweise“: renommierte Autoren kommen nach Pinneberg

Das neue weibliche Triumvirat setzt auf Teamgeist statt Konkurrenz, und auch der Bücherwurm sitzt wieder mit im Boot und baut zu den Lesungen einen Büchertisch auf. Zur neuen Reihe „Seitenweise“ wollen sie renommierte Autorinnen und Autoren nach Pinneberg einladen, um sie aus ihren neuen Büchern lesen zu lassen. Den Genres sind dabei keine Grenzen gesetzt, sie dürfen aus den Bereichen Belletristik, Thriller, Fantasy oder Lyrik kommen oder gar Biografen sein. Stattfinden sollen sie immer sonntags, 18 Uhr.

Als erstes wurde Michael Göring mit seinem Buch „Dresden“ für den 24. April eingeladen. Er erzählt eine Familiengeschichte, in die er eine Liebesgeschichte einwebt. Am 28. August liest dann die Autorin Kerstin Sgunina aus ihrem Roman „Und wenn wir wieder tanzen“. Dieses Buch ist durch und durch geprägt von Hamburgischem Lokalkolorit.

Es beginnt mit dem Sturmflutdrama im Jahr 1962 und mündet in einer kraftvollen Frauenfreundschaft zwischen dem Zimmermädchen Marie Hansen und der bärbeißigen alten Effie von Tieck, deren Tanzlokal unter Wasser steht. Als vorerst drittes liest Thomas Frankenfeld am 9. Oktober aus seinem Thriller „Der Methusalem-Code“. Spannung ist garantiert ab der Minute, wo die Figuren in einer Hamburger Villa geheimnisvolle alte Schriften finden …

„Seitenweise“-Reihe ist nicht die einzige Neuerung in der Drostei

Statt nun aber wie gewohnt Kaffee und Kuchen anzubieten, soll es in den Pausen bei einem Glas Wein Gelegenheit geben, mit den Autoren und untereinander ins Gespräch zu kommen. „Es ist ein Experiment“, sagt Sibylle Hallberg, „Wir müssen sehen, wie das vom Publikum angenommen wird. Ich hoffe natürlich, dass es gut läuft.“

Es ist nicht nur Sibylle Hallberg, die schmerzlich feststellt, dass „der direkte Austausch in den vergangenen Monaten gelitten hat. Dabei ist so etwas so wertvoll!“ Zuletzt sei man gezwungen gewesen, bei Lesungen zwischen Flötisten oder Sängern mehrere Meter Abstand zum Publikum einzuhalten, erzählt sie: „Da kam keine Stimmung auf. Das war sehr schade“. Nun wünscht sie sich mit den neuen Lesungen wieder ein gleichermaßen volles wie sicheres Haus.

Aber die Reihe muss aber erstmal anlaufen: „Wir müssen uns Vertrauen erarbeiten. Unser Publikum wird ja merken, dass hier eine gewisse Qualität geboten wird. Und sein Publikum muss man immer von Neuem gewinnen“, sagt Stefanie Fricke. Sie beobachtet, dass sich die Kultur mit den Geschehnissen verändere: „Kunst und Literatur sind doch immer Ausdruck gesellschaftlicher Befindlichkeit“, sagt sie. Und Sibylle Hallberg ergänzt: „Künstler drücken Dinge aus, für die uns die Worte fehlen. Das gibt uns Mut und Kraft.“

Aber die „Seitenweise“-Reihe ist nicht die einzige Neuerung in der Drostei. Jutta Herrmann arbeitet zusammen mit dem Bücherwurm an einem Vorlesetag für Kinder. Der erste soll im Sommer oder Frühherbst stattfinden. Sechs- bis Achtjährige haben dann Gelegenheit, bei so einer Lesung eine halbe Stunde zuzuhören, und im Anschluss können sie ihre eigenen Bilder aus der Fantasie zu Papier bringen. Ein Termin steht noch nicht fest, der Kinderliteraturtag soll aber an einem Sonntagvormittag stattfinden. „Wenn er gut angenommen wird, machen wir vielleicht eine Reihe draus“, sagt Jutta Herrmann. Auch eine zweisprachige Veranstaltung sei denkbar.

Auch die Schreibschmiede stellt ihre Werke vor

Als Drittes holen Sibylle Hallberg und Stefanie Fricke die Schreibschmiede des Kreises näher zu sich heran. Die leidenschaftlichen Amateure der Schmiede, die mit den Ergebnissen ihres kreativen Schreibens gern an die Öffentlichkeit möchten, haben am 25. September um 11 Uhr in der Drostei Gelegenheit dazu: „Wortkonfekt – Neues aus der Schreibschmiede“ lautet der Arbeitstitel. „Mit diesem Dreiklang lassen sich die Dinge weiter entwickeln“, sagt Stefanie Fricke. Und für Sibylle Hallberg ist der neue Vorstoß „eine Frischzellenkur. Denn im Team kommen neue Ideen auf. Das läuft im Austausch viel besser.“

Alle Lesungen finden an Sonntagen von 18 Uhr an in der Drostei statt. Karten kosten 18 Euro, ermäßigt acht Euro. Zu erwerben in der Drostei oder im Bücherwurm.