Helgoland. Forscher rätseln noch über die Ursache für den Rückgang. Insgesamt ist die Seehund-Population in der Nordsee aber stabil.

Der Bestand von Seehunden auf Helgoland und im Wattenmeer ist nach neuesten Schätzungen von Experten stabil – allerdings ist er in diesem Jahr auf Helgoland eingebrochen. Insgesamt werde die Zahl der Tiere in deutschen, dänischen und niederländischen Gewässern auf 41.700 geschätzt. Das teilte das Wattenmeersekretariat in Wilhelmshaven am Montag mit.

Im Gegensatz zu den Kegelrobben, deren Kinderstube Helgoland ist (das Abendblatt berichtete), wurde im vergangenen Jahr allerdings kein Seehund-Jungtier auf der Hochseeinsel gezählt. Das zum Kreis Pinneberg gehörenden Eiland verzeichnete auch nur 136 Seehunde, die kleinen Verwandten der Kegelrobben. Das sind nur gut halb so viele wie im Vorjahr, ein Minus von 47 Prozent. Als Ausgleich sind aber in der gesamten Nordsee rund 900 Tiere mehr als im vergangenen Jahr gezählt worden – ein Plus von 2,2 Prozent.

Wissenschaftler fliegen für Zählung die Küsten ab

Damit setze sich der Trend der minimal wachsenden Population fort. In den vergangenen acht Jahren war jährlich ein Zuwachs von einem Prozent beobachtet worden. Je nach Region – wie nun auf Helgoland – gebe es aber deutliche Zu- und Abnahmen. Gründe können laut Experten unterschiedliche Erhebungszeiträume, Wetterbedingungen oder die Wanderung der Tiere sein.

Für die Seehundzählung fliegen Wissenschaftler zweimal im Jahr die Küsten ab und zählen die Tiere auf Sandbänken aus der Luft. Die Forscher gehen davon aus, dass sich während der Zählung etwa ein Drittel aller Seehunde unter Wasser befindet – die Gesamtzahl werde deshalb geschätzt. Bei den Zählungen im August verbuchten die Forscher mit dieser Methode neue Höchstwerte. Im Wattenmeer und auf Helgoland wurden allein im August 28.352 Seehunde gezählt. So viele wie seit 1975 nicht mehr. Bei den Jungtieren gab es mit 9954 Tieren ebenfalls Rekord. Forscher rätseln aber noch, warum ihre Zunahme nicht zum Wachstum des Bestandes beiträgt.

Konkret wurden im schleswig-holsteinischen Wattenmeer 10.746 Tiere gezählt, im dänischen Teil waren es 2256, in Niedersachsen und Hamburg 7553 Tiere, in den Niederlanden 7661 Seehunde und auf Helgoland eben 136.