Elmshorn. Nach zähen Verhandlungen beim Autozulieferer sei aus Gewerkschaftssicht ein Teilerfolg erzielt worden. Das Ergebnis.

Viele Jobs fallen weg, aber weniger als am Anfang befürchtet. Nach monatelangen Verhandlungen und Warnstreiks haben sich beim Elmshorner Autozulieferer Autoliv nun Arbeitgeber, Arbeitnehmervertretung und Gewerkschaften auf einen Sozialtarifvertrag und einen Zukunftstarifvertrag verständigt. Ergebnis: Am von der Schließung bedrohten Unternehmenssitz gehen 240 Arbeitsplätze verloren, 100 noch in diesem Jahr. Da anfangs aber sogar von 270 Stellen die Rede war, wertet die Gewerkschaft das Ergebnis als Erfolg.

Die Belegschaft wurde am Montag von der Geschäftsführung, dem Betriebsrat und der IG Metall über die Einzelheiten informiert. Demnach soll der Arbeitsplatzabbau vom April 2022 an in drei Phasen gestaltet werden. Neben 100 Mitarbeitern, die noch in diesem Jahr ihren Job verlieren, sind bis zu 140 Beschäftigte betroffen.

Damit hält das europäische Management an den Plänen aus dem August 2020 fest, wonach die Produktion von Sicherheitsgurten in Elmshorn eingestellt wird und nach Ungarn verlagert werden soll. Auch in der Entwicklung und der Verwaltung werden trotz zweier Warnstreiks und erbitterten Protesten weitere Stellen am Standort Elmshorn abgebaut. Der Konzern will Elmshorn zwar als „Technologiezentrum“ erhalten, doch nur noch mit schmaler Besatzung.

78 Beschäftigte haben schon Klarheit

Schon im Mai wurde deshalb ein Teil-Interessenausgleich mit Sozialplan für die Belegschaft ausgehandelt. Darin ist der Abbau von 78 Stammbeschäftigten geregelt. Betroffene Mitarbeiter, die in der IG Metall sind, erhalten eine zusätzliche Abfindung.

In den vergangenen Monaten sei nun nochmals intensiv mit dem Autoliv Management verhandelt worden, so der Betriebsratsvorsitzende Klaus Brüggemann: „Wir waren nicht bereit, die Pläne des Konzerns zu akzeptieren.“ Die lokale Unternehmensführung sei sogar bereit gewesen, auf die Forderungen der Belegschaft einzugehen, doch die Konzernspitze blieb hart.

Erst nach dem zweiten Warnstreik sei Bewegung in die Verhandlungen gekommen, um Verbesserungen der Konditionen des Sozialplans und eine Vereinbarung zum Erhalt der verbleibenden Bereiche am Standort Elmshorn zu erreichen. Vor der Einigungsstelle sei es dann zum Abschluss gekommen.

Konzern bekennt sich bis 2024 zu Elmshorn

Die Beschäftigten aus dem Produktionsbereich werden nun die Möglichkeit haben, sich in einem „Freiwilligenprogramm“ für einen der drei Austrittstermine 2022 anzumelden. So sollen betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden. Brüggemann: „Wir konnten zwar die Schließung nicht verhindern, aber kein Betroffener wird einfach so in die Arbeitslosigkeit entlassen. Neben einer deutlichen Verbesserung der Abfindungshöhe haben die Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, für 12 Monate in eine Transfergesellschaft zu wechseln und sich hier umfangreich weiterqualifizieren zu lassen.“

Der Sozialplan werde zudem durch einen Sozialtarifvertrag verbessert. Kai Trulsson, Geschäftsführer der IG Metall Unterelbe, bewertete die Einigung deshalb positiv: „Wir haben nicht nur viel für die Kolleginnen und Kollegen erreicht, die ihren Job verlieren, sondern mit einem Tarifvertrag zur Zukunftssicherung auch ein Stück Sicherheit für die verbleibenden Beschäftigten gewonnen.“

Demnach gebe es ein „grundsätzliches Bekenntnis von Autoliv zum Standort Elmshorn“, das die verbleibenden Beschäftigtenzahlen bis Ende 2024 fortschreibt. Bis dahin soll es keinen weiteren Personalabbau geben. Der Betriebsrat erhalte überdies Beratungsrechte, um den Standort zu erhalten. Brüggemann: „Wir hätten uns eine Jobgarantie für einen längeren Zeitraum gewünscht, aber das wir jetzt überhaupt einen Tarifvertrag haben, ist nur dem Einsatz der Gewerkschaft und unserer Mitglieder zu verdanken.“

Die nicht betroffenen Kolleginnen und Kollegen sollen den Standort nun voran bringen. Kai Trulsson zieht das Fazit: „Am Ende dieser Auseinandersetzung ist der Konflikt jetzt mit einem guten Ergebnis friedlich beigelegt worden. Letztlich haben beide Seiten ihre Ziele erreicht und das gegenseitige Vertrauen ist weiterhin vorhanden. Auch dies gehört zu einem erfolgreichen Abschluss dazu.“

Das europaweit aufgestellte Unternehmen Autoliv will die Struktur an allen Standorten überarbeiten. Produktivität und Effizienz sollen verbessert, der Betrieb langfristig gesichert werden. Weltweit arbeiten 65.000 Mitarbeiter an Standorten in 27 Ländern. Der Standort Elmshorn war mit 780 Mitarbeitern bislang Kompetenzzentrum der Sicherheitsgurtentwicklung.