Kreis Pinneberg. Initiative zum Anpflanzen von Blühwiesen für Insekten hat zahlreiche Mitstreiter gefunden.
Der Frühling ziert sich noch ein bisschen. Nach einem Kurzbesuch in der vergangenen Woche hat er sich wieder zurückgezogen, hat das Feld noch einmal dem Winter überlassen. Statt wärmender Sonnenstrahlen und steigender Temperaturen sind nun wieder Schneeflocken und Frost angesagt. Um so größer ist die Vorfreude, die nun auch noch befeuert wird von einem kunterbunten Projekt, das gut für die Umwelt ist: Der Kreis Pinneberg soll zu einer überall blühenden bunten Wiese werden.
Das jedenfalls ist das Ziel von Rainer Naujox von den Pinneberger Naturfreunden mit seiner Initiative „Bündnis für Natur in Dorf und Stadt“. Gut 300 einzelne Flächen mit einer Gesamtgröße von fast 30 Hektar in fast allen Kommunen des Kreises sollen von diesem Monat an zu Blühwiesen werden, um neuen Lebensraum für Insekten zu schaffen. „Es werden Grundstücke von 50 bis 2500 Quadratmeter Größe sein“, sagt der Initiator, der sich über die große Beteiligung freut.
Beinahe eine halbe Tonne an Saatgut und Sojaschrot habe er jetzt in seiner Garage in Halstenbek gelagert, die er demnächst an die Blühwiesen-Anbauer verteilen werde, sagt Naujox.
Allein in Bullenkuhlen könnte dieses Jahr eine bis zu vier Hektar große Fläche hinzukommen. Das Landwirte-Paar Corinna Hammen und Stephan Eggers will ein ehemaliges Maisfeld in eine blühende Wiese verwandeln. Dazu bieten sie Interessenten an, „Blüh-Paten“ für ein jeweils 50 Quadratmeter großes Feld zu werden, das sie einmalig 25 Euro kosten soll, erklärt Eggers, der einen 87 Hektar großen Milchviehbetrieb mit 100 Kühen und Hofmolkerei betreibt. Dafür brauche der Blüh-Pate nichts weiter zu machen. „Wir brechen den Acker um, säen die Pflanzen aus, kaufen das Saatgut und kümmern uns auch um die Bewässerung“, sagt der Landwirt.
Jeder, der mitmacht, erhält eine Urkunde, die ihm bescheinigt, „damit einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Natur“ zu leisten, weil er „Insekten und anderen Wildtieren Nahrung und Lebensraum“ spende. „Viele Insektenarten sind rückläufig und einige sogar vom Aussterben bedroht“, sagt Landwirtin Corinna Hammen. Das bereitet ihr Sorge. Sie und ihr Mann hoffen auf viele Blüh-Paten. 60 hätten sie schon zusammen, bis zu 800 können es werden.
In Quickborn hat Blühwiesen-Initiator Naujox am dortigen Autohaus an der Bundesstraße 4 einen weiteren großen Mitstreiter gewinnen können. Landwirt Olaf Schulze hat dort ein 2000 Quadratmeter großes Feld bereits umgepflügt, damit dort demnächst das Saatgut für die künftige Blühwiese ausgebracht werden kann. „Das ist zum Wohle aller und dient dem Naturschutz“, sagt der Landwirt, der von der Initiativevollkommen überzeugt ist.
„Es ist in erster Linie Insektenschutz und schafft Lebensraum für Flora und Fauna“, sagt auch Hans-Joachim Bull von der Ortsgruppe des Bundes- für Natur- und Umweltschutz (BUND) über diese Initiative in seiner Heimatstadt.
Initiator Naujox ist begeistert, welche Resonanz das Blühwiesen-Projekt im Kreis Pinneberg und darüber hinaus bereits gefunden hat. Seine 24-seitige Broschüre dazu, die jede Menge Tipps zum Anbau und zur Pflege der Blühwiesen gibt, habe er bereits an 600 Interessierte verteilt und verschickt. Darunter seien auch einige Kommunen wie Halstenbek, Rellingen, Haseldorf und Lutzhorn.
Sogar aus Kiel, Neumünster und Nürnberg lägen ihm Anfragen und Bestellungen vor. Selbst der Friedhof Nienstedten im Hamburger Westen habe die Broschüre bestellt, um zu erfahren, wie auf dem dortigen Gelände am einfachsten bunt blühende Wiesen geschaffen werden können. „Unsere Initiative hat eine unheimliche Welle geschlagen“, freut sich Naujox als Sprecher des Bündnisses für Natur in Dorf und Stadt. Mit so viel Anfragen und Unterstützung hätte er im Traum nicht gerechnet.
Naujox empfiehlt, die Saatmischung im Verhältnis eins zu zehn mit Soja- oder Maisschrot zu mischen. So wüchsen die Pflanzen am besten an. Das Motto seiner Initiative lautet: „Mehr Mut zur Wildnis im eigenen Garten“. Jede so neu geschaffene blühende Wiese werde dem Insektensterben entgegenwirken und der heimischen Pflanzenvielfalt neuen Schub verleihen. Wer mitmachen möchte und nicht so recht weiß, wie er es in seinem Garten anstellen soll, dem helfen er und seine Mitstreiter gern weiter.