Kreis Pinneberg. Wer einen Hausbau plant, muss bis zu 1000 Euro pro Quadratmeter zahlen. Diese Städte sind besonders teuer.
Der Kreis Pinneberg wird ein immer teureres Pflaster. Die Grundstückspreise explodieren geradezu im bevölkerungsreichsten Kreis des Landes Schleswig-Holstein mit seinen rund 320.000 Einwohnern. Das geht aus den aktuellen Bodenrichtwerten hervor, die der Gutachterausschuss am Mittwoch vorgestellt hat. Demnach haben sich die Grundstückspreise innerhalb von nur einem Jahr für Häuslebauer um durchschnittlich rund 20 Prozent erhöht. Ein Quadratmeter Land für Einfamilienhäuser kostet jetzt 350 statt vorher 290 Euro, für Mehrfamilienhäuser jetzt 570 statt 470 Euro noch vor einem Jahr. In Elmshorn, Quickborn und Schenefeld haben sich die Grundstückspreise sogar um bis zu 60 Prozent verteuert.
Bauland: Grundstückspreise im Kreis steigen rasant
„Der Weg der Grundstückspreise geht steil nach oben“, sagte Stefan Heesch von der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses über die aktuelle Preisentwicklung. Sei 2010 gilt: Es wird immer teurer. Während die Bodenrichtwerte zwischen 2000 und 2010 im Durchschnitt bei 150 Euro je Quadratmeter stagnierten, haben sich die Grundstückspreise seitdem mehr als verdoppelt. Vor allem in den Kommunen, die nahe der Großstadt Hamburg liegen, sind die Preise explodiert. In Einzelfällen koste dort, insbesondere in Wedel, inzwischen ein Quadratmeter Bauland bis zu 1000 Euro und mehr, erklärte Heesch. Auch auf der Insel Helgoland wird mit durchschnittlich 850 bis 900 Euro die 1000-Euro-Grenze zum Teil schon überschritten.
Als Hauptgrund für diese Entwicklung nennt Heesch die hohe Nachfrage nach Bauland bei zugleich knapper werdendem Angebot. Die steigende Nachfrage, die auch durch das zurzeit niedrige Zinsniveau befördert wird, könne nicht befriedigt werden. Es bleibe abzuwarten, ob die Preise weiter galoppieren werden, wenn jetzt die Zinsen steigen, was seit Anfang des Jahres zu beobachten ist.
Bauland am teuersten in Wedel, Halstenbek und Schenfeld
Denn: Die aktuellen Bodenrichtwerte hat der Gutachterausschuss mit der Auswertung von rund 500 notariell beglaubigten Kaufverträgen aus dem vergangenen Jahr ermittelt, sagt sein Vorsitzender Thomas Klesen.
Am teuersten ist das Bauland auf dem Festland im Kreis Pinneberg weiterhin in Wedel. Während in der Elbstadt 2020 der Quadratmeterpreis für Bauland noch zwischen 550 und 650 Euro lag, ist er jetzt in der ganzen Stadt auf durchschnittlich 800 Euro geklettert. Danach folgen Halstenbek (675 Euro), Schenefeld (625 bis 675 Euro), Rellingen (600 Euro), Pinneberg (550 Euro), Ellerbek und Bönningstedt (jeweils 500 Euro), Quickborn (Ort und Heide, 450 bis 525 Euro), Elmshorn (375 bis 425 Euro) sowie Tornesch und Hasloh (jeweils 400 Euro).
Am günstigsten ist das Bauland weiterhin in den ländlichen Regionen im Norden des Kreises Pinneberg. Der niedrigste Quadratmeterpreis für Bauland ist mit 80 bis 140 Euro Brande-Hörnerkirchen. Danach folgen Osterhorn (90 Euro), Bokel (100 Euro), Groß Offenseth-Aspern (130 Euro) sowie Westerhorn, Bevern, Bullenkuhlen, Langeln und Bilsen (jeweils 140 Euro).
Bauland: Preise in Quickborn um 60 Prozent gestiegen
Die größten Preissteigerungen beim Bauland erfuhr die Stadt Quickborn im vergangenen Jahr. Um mehr als 60 Prozent hat sich dort der Quadratmeterpreis verteuert. In Schenefeld wurde es um 50 Prozent, in Wedel um 45 Prozent sowie in Uetersen, Tornesch und Hasloh um jeweils rund ein Drittel teurer, ein baureif erschlossenes Grundstück zu erwerben.
Quickborns Bürgermeister Thomas Köppl erklärt sich diese Rolle des größten Preistreibers seiner Kommune mit dem „Dornröschenschlaf“, den Quickborn lange auf dem Grundstücksmarkt geschlummert hätte. „Wir hatten sicher einen großen Nachholbedarf.“ So liege Quickborn dicht an Hamburg und habe eine sehr gute Auto- und Bahnanbindung.
Bauland: Bürgermeister rechnet mit weiterem Preisanstieg
Diese sehr guten Lage- und Standortbedingungen hätten die Grundstückspreise in Quickborn im Vergleich zu anderen teuren Pflastern im Kreis lange nicht widergespiegelt. Das habe sich nun geändert. Er wisse von Grundstücken, die jetzt mehr als 600 Euro je Quadratmeter kosteten und damit momentan schon wieder um 100 Euro über dem aktuellen Bodenrichtwert lägen.
„Das ist sicherlich gut für Eigentümer, die ihr Grundstück verkaufen wollen“, sagt Bürgermeister Köppl. „Aber es belastet die hier neu Hinzuziehenden extrem.“ Insgesamt sei das „eine ungesunde Entwicklung“, die so nicht weitergehen darf“, so Köppl. „Sonst wäre das fatal. Der Preisanstieg ist einfach zu deutlich und zu stark.“ Allerdings erwartet der Quickborner Verwaltungschef noch einen „weiteren Hype“ bei der Nachfrage nach Baugrundstücken in Quickborn, wenn in zwei, drei Jahren die S-Bahn von Eidelstedt bis nach Quickborn und Kaltenkirchen gebaut sein wird. Das dürfte dann auch für Bönningstedt und Hasloh gelten, die an dieser geplanten S-21-Srecke liegen.
Gewerbegrundstücke kosten im Schnitt 110 Euro pro Quadratmeter
Gewerbegrundstücke haben sich im Kreis Pinneberg um 15 Prozent von 95 auf 110 Euro im Durchschnitt je Quadratmeter verteuert. Hier gab es von 1998 bis 2010 sogar eine leicht rückläufige Entwicklung von 90 auf 80 Euro. Die größten Preissteigerungen waren nach Angaben des Gutachterausschusses in Pinneberg und Kummerfeld zu verzeichnen, wo das Gewerbeland sich wohl wegen der neuen Anbindung durch die Westtangente um bis zu 50 Euro je Quadratmeter verteuert hat. Ackerflächen kosten im Kreis Pinneberg jetzt mit durchschnittlich 3,45 Euro 25 Cent mehr als vorher, Grünland mit 2,70 Euro 20 Cent mehr.
Wegen der Grundsteuerreform hat der Gutachterausschuss erstmals seinen zwei-Jahres-Rhythmus zur Berechnung der Bodenrichtwerte aufgegeben und diese nun schon nach einem Jahr aktualisiert. So sind alle Immobilien- und Grundstücksbesitzer verpflichtet, bis zum 31. Oktober ihrem Finanzamt gegenüber Lage, Art, Baujahr, Wohnfläche und Grundstücksgröße sowie den aktuellen Bodenrichtwert mitzuteilen. Diesen können sie jetzt im Internet für die Zone ermitteln, in dem sich ihr Grundstück befindet.
Eine detaillierte Übersicht der Bodenrichtwerte der einzelnen Städte und Gemeinden im Kreis Pinneberg finden Sie in Ihrer Abendblatt-Regionalausgabe Pinneberg.