Pinneberg/Elmshorn. Politiker aus Pinneberg und Elmshorn bringen ihre Kommunen als Standort ins Gespräch. Das sind die Details.
Die Idee, die Krankenhäuser in Elmshorn und Pinneberg an einem neuen Standort zu einer Großklinik zusammenzulegen, stößt bei Politikern in beiden Städten auf ein geteiltes Echo. Wie berichtet, schlägt ein 101-seitiges, vom Sozialministerium in Auftrag gegebenes Gutachten Kummerfeld als optimalen Standort vor.
Neue Regio-Klinik: Ärger und Unverständnis über Gutachten
Elmshorns CDU-Fraktionschef Immo Neufeldt wusste bisher nichts von derlei brisanten Überlegungen, und damit ist er nicht allein. Das Gutachten liegt schon fast ein Jahr vor. Dass darüber hinter verschlossenen Türen verhandelt wird, stößt in den Kommunen auf Unverständnis und sorgt für Ärger. Grundsätzlich begrüßt Neufeldt die Idee eines zentralen Neubaus. Es sei sehr wichtig, dass im Gesundheitswesen jetzt so viel gemacht werde, betont er. Doch „mit Zirkel und Lineal einen Standort zu bestimmen – die Zeiten sind vorbei.“
Neufeldt erinnert an die Resolution des Elmshorner Stadtverordneten-Kollegiums. Das hatte am 23. September beschlossen, den Regio Kliniken Flächen nahe der jetzigen Klinik anzubieten. Dort könne, während das alte Krankenhaus noch betrieben werde, ein Neubaukomplex entstehen, in dem die Angebote beider Krankenhäuser vereint würden.
Bürgermeister wollen Kliniken erhalten
Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje, der im Urlaub ist, hatte sich zwar vehement für den Erhalt der Elmshorner Klinik ausgesprochen, aber ebenso dafür, dass sich Elmshorn und Pinneberg nicht gegeneinander ausspielen lassen.
Offenbar sehen das nicht alle so. Die zunächst ebenfalls an einer einvernehmlichen Lösung interessierte Pinneberger Bürgermeisterin Urte Steinberg lässt aus dem Urlaub verlauten, dass der Stadt das Gutachten bisher nicht vorliege. Daher könne sie sich nicht dazu äußern. „Die Ratsversammlung hat in der zurückliegenden Sitzung per Resolution angeboten zu prüfen, ob in der Stadt ein mögliches Grundstück für das neue Zentralklinikum vorhanden ist. Dies erfolgt jetzt“, so Steinberg.
Politiker bringen ihre Kommunen als Standort ins Gespräch
Das bestätigt Werner Mende, Fraktionschef der Pinneberger FDP. Aber: „Kummerfeld oder Tornesch – das muss man nicht so eng sehen. Wichtig ist, dass das neue Krankenhaus in die Nähe kommt.“ Laut Gerd Petersen, ehemaligem langjährigen Geschäftsführer der Kreiskrankenhäuser, war das ans Klinikum angrenzende Rehmenfeld vor langer Zeit als Ersatzfläche für Erweiterungs- oder Neubauten freigehalten worden. Mende sagt dazu: „Da ist nichts in Stein gemeißelt, das könnte angeboten werden. Auch das Grundstück am Ossenpadd war in den letzten Tagen mal im Gespräch.“
Im Hintergrund mahlen also längst schon die Mühlen, und die Suche nach geeigneten Flächen hat allerorts begonnen. „Aus Sicht des Betreibers Sana soll ja auch die Abwanderung nach Hamburg verhindert werden“, sagt Mende noch. Rein sachlich sieht CDU-Fraktionschef Florian Kirsch das Ergebnis: „Ein Gutachten zeigt Möglichkeiten und Lösungen unter Berücksichtigung verschiedener Parameter auf, von denen natürlich in der Umsetzung abgewichen werden kann. Daher zeigt das Gutachten für mich, dass ein Krankenhaus im Bereich der Anschlussstelle Pinneberg-Nord gut positioniert wäre. Die Stadt Pinneberg wird daher sicher ein Grundstück in unmittelbarer Nähe für das Krankenhaus anbieten können. Über die Autobahn und die Westumgehung wäre von dort aus der gesamte Kreis gut angebunden.“
Neue Regio-Klinik: Medizinische Versorgung soll optimal werden
Ebenso wenig wie Immo Neufeldt kennt Angela Traboldt, Fraktionschefin der Pinneberger SPD, das Gutachten. „Eine Zusammenlegung ist nach unseren bisherigen Kenntnissen sinnvoll“, sagt sie. „Wir entscheiden das aber nicht und werden es nicht verhindern.“ Der Kreis stehe dem nicht ablehnend gegenüber. „Ich sehe das realistisch: Die medizinische Versorgung soll optimal werden. Das ist das Wichtigste“, so Traboldt.
Ein Nebenaspekt einer möglichen Schließung ist, dass beiden Städten Gewerbesteuern verloren gingen. Es soll dabei aber nicht um riesige Summen gehen. „Die Gewerbesteuer soll nicht ausschlaggebend für die Entscheidung sein“, sagt die SPD-Frau. „Man muss das auch aus Sicht des Kreises sehen: Pinneberg wäre zu weit weg von Elmshorn. Das Krankenhaus muss für alle gut erreichbar sein. Da sollten wir als Politiker im Kreis zusammenhalten.“ Aus der Belegschaft habe sie gehört, dass die Substanz des Pinneberger Krankenhauses veraltet sei: „Im Sommer ist es dort zu heiß, im Winter zieht es.“
Grüne wollen „wohnortnahe Versorgung“
Dagegen ist für den Elmshorner SPD-Fraktionsvorsitzenden Arne Klaus Elmshorn ohne Krankenhaus „schlicht nicht vorstellbar“, denn „die Infrastruktur ist hier optimal“. Er fordert, über eine Rekommunalisierung nachzudenken. Die Tatsache, dass die Regio-Kliniken-Leitung vorab keine Gespräche mit den Standortkommunen geführt habe, sei unhaltbar. Das Vertrauen sei nahezu dahin, „aber wir sind noch im Prozess“.
Der ganze Vorschlag sei ein Ergebnis der Zentralisierung und Privatisierung des Gesundheitswesens, sagt Grünen-Fraktionschef Sven Herrmann. Er lehnt ein neues Krankenhaus „auf der grünen Wiese“ ab: „Wir brauchen eine wohnortnahe Versorgung. Die Menschen wollen Kliniken in ihrer Stadt, die für sie und für Besucher gut zu erreichen sind“.
Großklinik: Projekt hat Vor- und Nachteile
Sein Pinneberger Fraktionskollege Joachim Dreher kennt das Gutachten, sagt aber, der Standort sei zweitrangig: „Ich bin dagegen, dass wir als Kommune dafür da sein sollen, die Profite eines Unternehmens zu steigern.“ Andererseits müsse die Finanzierung geklärt sein, sonst bestehe die Gefahr, dass das Land sich zurückziehe. „Mich hat geärgert, dass das Land das Gutachten in Auftrag gibt, in dem schon drinsteht, dass Standorte reduziert werden. Das finde ich unkollegial, das ist keine offene Diskussion“, sagt Dreher. Es spreche auch einiges gegen die Reduzierung von Standorten. „Darüber muss man in einem längeren Prozess sprechen.“
Der Elmshorner FDP-Fraktionschef Jens Petersen meint, dass der Kreis Pinneberg eine Großklinik brauche, denn die habe Spezialisten und sei breiter aufgestellt. Wenigstens eine Akutversorgung und eine Notfallambulanz müsse aber vor Ort bleiben.