Klein Offenseth-Sparrieshoop. Bei Wesselburen gefundener Basstölpel wird nun in der Wildtierstation in Klein Offenseth-Sparrieshoop aufgepäppelt.

Das Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Offenseth-Sparrieshoop hat zurzeit einen Gast aus Helgoland. Einen Basstölpel. Der Vogel war am Wesselburenkoog im Kreis Dithmarschen gefunden worden, er hatte Reste eines Fischernetzes um den Schnabel.

Geschwächter Vogel wird in Wildtierstation aufgepäppelt

„Immer wieder werden diese imposanten Seevögel, die in Deutschland nur auf Helgoland brüten, mit Fischnetzen am Körper gefunden“, sagt Stationsleiter Christian Erdmann. „Mit diesem Müll am Schnabel können die Fischfresser natürlich nicht stoßtauchen.“ Der stark geschwächte Hochseevogel wird nun mit einer Schlundsonde ernährt, damit er wieder zu Kräften kommt.

Dieser Fund verdeutlicht ein generelles Problem, nämlich das des Plastikmülls in den Weltmeeren. Am Helgoländer Lummenfelsen, auf dem die Basstölpel und auch die Trottellummen brüten, besteht sogar ein Großteil ihrer Nester aus Plastikmüll.

„Das Problem ist bekannt“, sagte Hans-Jürgen Bethe, Mitglied der Grünen-Kreistagsfraktion und des Umweltausschusses, im Frühjahr 2019 gegenüber dem Abendblatt. „Schon seit Jahren bauen die Basstölpel ihre Nester mit den Plastikschnüren und den von den Fischern verlorenen Netzen. Sie können keinen Unterschied machen, ob es gutes oder böses Nistmaterial ist.“

Kletterer entfernen Plastik aus Vogelnestern

In der Vergangenheit seien Nester entfernt worden mit dem Resultat, dass die Vögel im nächsten Jahr neue aus Plastik gebaut hätten. Und das Problem sei ja nicht nur der Nestbau, sondern auch, was die Vögel an Plastik als Nahrung aufnähmen und mit vollem Magen verhungerten.

Erstmalig seilten sich im Dezember 2015 Greenpeace-Aktivisten und Journalisten des Magazins „Geo“ an dem Vogelfelsen ab, um plastikverseuchte Nester zu bergen. Der Klettereinsatz in 40 Meter Höhe war der Auftakt eines Forschungsprojekts zur zunehmenden Plastikvermüllung der Meere. Die Kletterer am Lummenfelsen nutzten die Zeit außerhalb der Brutsaison, um die Vögel nicht zu stören.

Die Umweltschützer und Forscher bargen sieben Nester. „Darin fanden wir insgesamt zehn Kilogramm Plastikmüll“, sagte Umweltwissenschaftler Elmar Ballstaedt im Frühjahr 2019 gegenüber dem Abendblatt. Hochgerechnet auf 10.000 Brutpaare könnten das theoretisch mehr als 14.000 Kilogramm Plastikmüll sein, auf denen die Vögel brüten.

Woher das Plastik stammt, soll analysiert werden

Durch die chemische Analyse künstlichen Nistmaterials aus den Basstölpelnestern erhoffen sich Wissenschaftler Erkenntnisse darüber, aus welchen Kunststoffarten das genutzte Material besteht. Damit könnte man es im besten Fall Industriesparten zuordnen und Lösungen erarbeiten.

Greenpeace-Aktivisten etwa vertreten die Ansicht, viele der bunten Polyethylenfäden in den Nestern stammen aus der industriellen Fischerei. Sie nehmen dabei insbesondere die sogenannten Dolly Ropes in den Fokus, die als Scheuerschutzfransen schwere Grundschleppnetze vor vorzeitigem Abrieb bewahren. Ballstaedt relativiert diese Annahme. Seiner Ansicht nach können die blauen und roten Fasern beispielsweise auch von Tauen stammen, die grundsätzlich nicht nur von der Fischerei verwendet werden.