Wedel. Neuer Gebetsraum der Wedeler Kapelle sieht dem früheren sehr ähnlich. Warum der Bau lange Zeit umstritten war.

Mit einer symbolischen Schlüsselübergabe hat die Stadt Wedel ihre neue Kapelle am Waldfriedhof an die Kirchengemeinde Wedel übergeben. Der Schlüssel war zwar nur aus Pappe, aber für Friedhofsleiter Karsten Hoffmann war er sicherlich mehr. Denn auch wenn das laminierte Stück nicht für die Schließanlage taugte, vermochte es doch die Türen zu einem echten Langzeitprojekt zu öffnen.

Wedeler Kapelle: Neubau war lange Zeit umstritten

Immerhin war es ein langer Weg bis zu dieser Eröffnung. 1981 war die alte Kapelle auf dem Waldfriedhof errichtet worden. Eigentlich als Übergangslösung für etwa fünf Jahre, doch tatsächlich war das Gebäude dann mehr als 30 Jahre lang in Betrieb. In dieser Zeit ist es offenbar für viele in Wedel zu einem nicht mehr wegzudenkenden Teil des Waldfriedhofs geworden.

„Die alte Kapelle hatte eine sehr intensive Ausstrahlung“, meint auch Gisela Sinz, Leiterin des Fachbereiches Bauen und Umwelt der Stadt Wedel. „Sie war aber auch baufällig, nicht zu heizen und feucht.“ 2017 schließlich musste der Bau geschlossen werden, weil er zu marode geworden war. Danach herrschte lange Uneinigkeit im Rathaus, ob es überhaupt einen Nachfolger für die Waldkapelle geben sollte.

„Für uns als Stadt war nicht ganz eindeutig, ob wir sie neu errichten wollen“, erklärt Sinz, bevor sie Hoffmann den Schlüssel überreicht. Um Sinn und Nutzen des Neubaus sei langwierig und intensiv diskutiert worden. Der Grund: In Wedel gab es schon die Kapelle auf dem Friedhof am Breiten Weg. Und brauchte die Stadt wirklich zwei Kapellen? Es ging auch um die Kosten, die der Betrieb solcher Anlagen verursacht. Am Ende votierten die Beteiligten dennoch für einen Neubau.

Wedeler Kapelle: Tür zu schmal für Sargträger

Der wiederum verzögerte sich mehrfach aufgrund der Corona-Pandemie. Und auch die Maße der Kapellentür sorgten für Aufsehen. Durch die neue Anordnung der Innenräume des Gebäudes hatte sich die Türbreite auf etwas unter zwei Meter reduziert. Damit ist kein Platz mehr für Sargträger an den Seiten des Sarges. Für die Trauerfeiern wird deshalb in Zukunft ein Bahrwagen eingesetzt werden.

Nach einem halben Jahr Bauzeit ist die Kapelle nun übergeben worden. Und: „Was lange währt, wird endlich gut“, meint Pastorin Susanne Huchzermeier-Bock. Sie dankt der Politik und der Öffentlichkeit für die Unterstützung auf dem Weg zur neuen Waldkapelle. „Vier Jahre Verzicht haben gezeigt, wie wichtig dieser Ort ist“, sagt sie.

Wo vorher der baufällig gewordene, dunkel vertäfelte Bau stand, erwartet den Besucher des Waldfriedhofs jetzt eine helle, unbeschwert wirkende Konstruktion aus Metallschindeln und unbehandeltem Tannenholz. „Wie ein Remake“ sind die Architekten des Planungsbüros acollage das Projekt angegangen. Die ikonische Form von früher ist erhalten geblieben.

Wedeler Kapelle: Neubau ist dem Original nachempfunden

„Der alte Entwurf war einfach und genial“, sagt Gerald Kappelmann von acollage. Es habe Spaß gemacht, die Materialien neu zu wählen. Auch sein Kollege Kolja Harms meint: „Die geometrische Figur ist total spannend. Wir haben uns gefragt, wie wir den Bau als Wiederauflage neu interpretieren können.“ Dafür habe man die Maße zugunsten des Innenraums verändert und ein neues Lichtsystem geschaffen.

Wer das Gebäude jetzt betritt, riecht sofort den frischen Tannenduft. Denn auch von innen sind die Wände mit Holz verkleidet. Ein langer Fischgrat-Teppich zieht sich fast bis zur gläsernen Rückseite des Baus, die den Blick auf ein großes, hölzernes Kreuz zwischen den Bäumen freigibt. Das Kreuz ist der einzige Teil der alten Kapelle, der noch im Original erhalten ist. An den Schrägen hängen tropfenförmige Lautsprecher, die zu schweben scheinen.

Im Unterschied zu früher ist die neue Waldkapelle beheizbar. Links und rechts schließen sich Vorbereitungskammern an den Hauptraum an. Fenster nach außen und innen erzeugen auch hier ein offenes Gefühl und durchfluten die Bereiche mit Licht. „Das ist kein Provisorium mehr“, sagt Architekt Harms.

Wedeler Kapelle wird am 20. November eingeweiht

Um die 400.000 Euro hat der Neubau gekostet. Damit sei das Projekt weitestgehend im preislichen Rahmen geblieben, sagt Gisela Sinz bei der Übergabe. Die Bestuhlung der neuen Kapelle hingegen konnte fast vollständig aus den Spenden von Wedeler Bürgern finanziert werden. Ganze 12.000 Euro aus 90 Einzelspenden seien zusammengekommen, berichtet Werner Ballendat, der Vorsitzende des Friedhofsausschusses.

Die Kapelle bietet damit 70 Sitzplätze, wie auch schon der Vorgängerbau. Die Stühle seien bewusst freistehend, so Ballendat. Auf diesem Wege könnten sie je nach Wunsch angeordnet werden. Technisch sei auch eine Übertragung des Gottesdienstes nach draußen möglich, Drinnen soll eine Induktionsschleife im Fußboden Hörbehinderten die Teilnahme am Gottesdienst erleichtern.

Die erste Beisetzung in der neuen Waldkapelle wird bereits nächste Woche stattfinden. Von da an soll das neue Gebäude regelmäßig genutzt werden – vielleicht auch für Lesungen und Konzerte, könnten sich Ballendat und Huchzermeier-Bock vorstellen. Der Einweihungsgottesdienst des Gebäudes ist für Sonnabend, 20. November, geplant. Um eine Anmeldung wird zwecks besserer Planbarkeit gebeten.