Elmshorn. Die Stadt ist mit 1000 Brutpaaren eine Hochburg der geschützten Krähen. Vergrämung war bisher wenig erfolgreich.
Was wurde in den vergangenen Jahren nicht alles versucht, um die Quälgeister loszuwerden. Schreckschusspistolen, Nestentnahme, Heraussägen von Ästen, Panikschreie von Artgenossen aus Lautsprechern – die Stadt Elmshorn hat nichts unversucht gelassen, um die übermäßige Anzahl von Krähen aus der Innenstadt zu vertreiben, auch weil sie öffentliche Plätze verdrecken. Nichts brachte bislang dauerhaft den ersehnten Erfolg. Die lauten Vögel lassen sich nicht vergrämen. Das geht aus dem Sachstandsbericht hervor, der heute dem Stadtentwicklungsausschuss vorgestellt wird.
Krähen: Elmshorn hat mittlerweile 50 Kolonien
Mittlerweile haben sich in Elmshorn an rund 50 Standorten Krähenkolonien festgesetzt. Alle wurden am 9. November 2020 von Mitarbeitern der Stadtverwaltung zusammen mit der Genehmigungsbehörde, dem Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein, kurz LLUR, begutachtet. Anschließend erteilte das LLUR der Stadt die Genehmigung, die unliebsamen, aber geschützten Rabenvögel an elf Standorten zu vertreiben.
In drei Durchgängen wurden bis zum 15. März Nester entfernt. Am Alter Markt, der Platane und dem Parkplatz am Bahnhof und in der Bismarckstraße konnten über diesen Zeitpunkt hinaus, der den Beginn der Schutzzeit für brütende Vögel markiert, in enger Abstimmung mit dem LLUR Nester entnommen werden. Eine Ausnahme, die nur in sehr seltenen Fällen genehmigt wird und einer täglichen Abstimmung bedurfte. Denn in Deutschland ist die Krähe gefährdet, der Bestand wird auf 75.000 Brutpaare geschätzt. Schleswig-Holstein beherbergt davon rund ein Drittel der Tiere. Etwa 100o Brutpaare leben in Elmshorn.
Neben der Nestentnahme setzte die Stadt weiter auf den Einsatz von Schreckschussmunition durch einen Jäger sowie eine akustischen Krähenvergrämungsanlage, um die schlauen Vögel aufzuschrecken. Auf vier privaten Standorten wurden den Eigentümern zudem Genehmigungen zur Nestentnahme erteilt.
Vergrämung der Krähen bisher mit mäßigem Erfolg
Mit ernüchterndem Ergebnis für die Stadtverwaltung: Obwohl der April ungewöhnlich kühl war, legten die Krähen sehr rasch Eier – auch dort, wo zuvor Nester entnommen worden waren. Genauso fix begannen die wiederstandfähigen Vögel trotz schwierigen Witterungsverhältnissen auf Teufel komm raus zu brüten. „Wir können uns die Situation nicht erklären“, sagt Jörg Schmidt-Hilger vom Amt für Stadtentwicklung und Umwelt, der sich seit Jahren mit der Krähenvergrämung in Elmshorn befasst.
Bislang hatte man darauf verzichtet, weiterhin Nester zu entnehmen, sobald die Krähen Eier legen. In diesem Jahr wurden dafür die nicht belegten Nester entnommen. Nachdem am 9. April die ersten Jungvögel schlüpften, wurde diese weitere Entnahme eingestellt. Insgesamt wurden an elf Terminen Nester entfernt, acht davon nach dem 15. März. Es entstanden Kosten in Höhe von 25.570,42 Euro.
Durch die Vergrämung an diesen Standorten haben sich die Populationszahlen an anderen Standorten in der Stadt teilweise erhöht. Zudem wurden neue Kolonien gegründet, so zum Beispiel im Bereich Koppeldamm, Bolzplatz am Flamweg, Waldstück an der Köllner Chaussee/Wittenberger Straße, Waldstück am Krankenhaus, teilweise auf noch niedrigem Populationsniveau.
Welche Plätze bei Krähen besonders beliebt sind
In diesem Jahr waren außerdem die Standorte „Platane am Bahnhof“ und „Alter Markt“ wieder mit Nestern belegt, nachdem die Vergrämungsmaßnahme eingestellt wurde. Dabei wurde das Nest – es war nur eins – am Alten Markt nicht erneut belegt, während die Krähen die Nester an der Platane erneut besiedelten. Dabei waren im vergangenen Jahr die Nester deutlich reduziert worden. Der Trend setzte sich in diesem Jahr aber nicht fort. Auch an anderen Standorten ist teilweise eine Erhöhung der Besatzzahlen festzustellen.
„Gründe dafür können sein, dass zum Beispiel in der Kolonie am Friedhof sowie entlang der Bahnstrecke einige Bäume gefällt wurden, in denen sich Nester von Saatkrähen befanden“, sagt Schmidt-Hilger. Weiterhin führe die Zersplitterung der Kolonien zu Neubildungen an anderen Stellen.
Krähen - Stadt ist guter Hoffnung, Problem in der Griff zu bekommen
„Wir sind trotzdem guter Hoffnung, dass wir das Problem in den Griff kriegen.“ Über einen längeren Zeitpunkt betrachtet, sei die Anzahl der Nester an den neuralgischen Punkten wie dem Alten Markt mit Außengastronomie stark zurückgegangen. „Waren es vor ein paar Jahren noch 20, war in diesem Jahr dort nur ein Nest gebaut worden, das leer blieb.“ Auch am Bahnhof seien deutlich weniger Krähen.
Die Stadt bleibe dran und begutachtet die Nester am 4. November erneut mit dem LLUR. Dann wird entschieden, wo wiederholt vergrämt werden darf.