Wedel. Aufsichtsbehörde stationiert Boot an der Elbe. Besatzung kontrolliert Fischer und hilft, den Aalbestand zu stabilisieren.

Aal, Zander, Barsch und Stint – in der schleswig-holsteinischen Unterelbe wimmelt es nur so von verschiedenen Fischarten. Obwohl hauptberufliche Fischer kaum noch auf dem Gewässer unterwegs sind, spielt der Fischfang für viele als Nebenerwerb oder Freizeitbeschäftigung eine große Rolle.

Damit die Menschen sich dabei auch an die Regeln halten, werden sie regelmäßig von der schleswig-holsteinischen Fischereiaufischt (FA) kontrolliert.

Boot „FA Stint“ jetzt in Wedel stationiert

Die ist nun mit einem Außenposten in den Kreis Pinneberg umgezogen. Die neue Anlegestelle des Fischereiaufsichtsboots ist in Wedel. Erst Mitte Mai ist die „FA Stint“ des Landesamts für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) in Büsum getauft worden. Nun schwimmt sie im Hafenbecken des Wasser- und Schifffahrtsamtes. Groß ist sie nicht, aber größer als das Vorgängermodell. Und so konnte das Boot nicht mehr am Störsperrwerk liegen.

7,70 Meter ist das Aluminiumboot lang, am Bug weht eine große Schleswig-Holstein-Flagge. Mit der grauen Farbe wirkt es auf den ersten Blick eher unscheinbar. „Das Schiff ist aber mit der neuesten Technik ausgestattet und hat immerhin 300 PS“, sagt Amtsinspektor Martin Perkuhn.

Prüfung läuft ähnlich ab wie Polizeikontrolle

Sein Aufsichtsbereich reicht vom Eidersperrwerk bis nach Wedel. An Bord der „FA Stint“ achten Perkuhn und sein Kollege, der Regierungsfischereiobersekrektär Maik Schneider, darauf, dass alle Regeln eingehalten werden, die beim Fischen beachtet werden müssen. Während sie an der Elbe eher die Papiere der Angler überprüfen, spielen an der Nordseeküste Krabbenkutter die Hauptrolle.

Der Ablauf einer Überprüfung könne vielleicht mit der einer Polizeikontrolle verglichen werden, sagt Martin Perkuhn schmunzelnd. „Wir haben sehr gute Ferngläser an Bord. Wenn wir also jemanden sehen, der Fische fängt, fahren wir mit unserem Boot hin und kontrollieren.“ Jeder müsse damit rechnen, mal „erwischt“ zu werden.

Wie viele Fischer sie an einem Tag überprüften, sei stark abhängig vom Wetter und auch vom Wochentag. Bei Regen und im Winter seien besonders wenige Menschen am Wasser, sagt Maik Schneider.

Arbeit der Fischereiaufsicht sehr abwechslungsreich

Ein großer Teil ihrer Arbeit spielt sich zudem in Büsum ab, wo der Fang von Nordseekrabben mittlerweile das Hauptgeschäft sei. Allein 2020 wurden in der schleswig-holsteinischen Nordsee mehr als 3,8 Millionen Kilogramm Krabben gefischt. Die Fischer, die die Beamten dort kontrollieren, seien meist noch hauptberuflich im Fischfang tätig. „Der Büsumer Hafen ist übrigens der einzige Hafen in Schleswig-Holstein, der wegen des besonders tiefen Wassers tideunabhängig ist“, merkt der Büsumer Perkuhn stolz an.

Der 55-Jährige arbeitet seit 33 Jahren bei der Fischereiaufsicht. Damals habe er für den Beruf sogar noch eine Ausbildung zum Fischer machen müssen. Seine Arbeit bei der Behörde sei immer sehr abwechslungsreich – schließlich steckten viel mehr Aufgaben dahinter, als so manch einer denke.

„Erst mal kontrollieren wir die Fischenden im Elbgebiet nach den Auflagen des Landesrechts“, sagt Perkuhn. Sie müssten also feststellen, wer in welchen Gebieten welche Tiere fange. Außerdem seien die gefischte Menge, der Zeitpunkt im Jahr und die angewandten Fangmethoden von Bedeutung.

Arbeit ist mehr als nur Kontrolle der Fischer

Besonders wichtig sei es, dabei auch auf die sogenannten „Schonzeiten“ und „Fischschongebiete“ zu achten. Dabei handle es sich beispielsweise um Laichzeiten oder -orte, an denen die Fische ihre Eier ablegen.

Sein Kollegen Maik Schneider ist hingegen erst seit viereinhalb Jahren dabei. In seinem Freundeskreis habe kaum jemand diese Möglichkeit gekannt, als Beamter zu arbeiten, berichtet er. Der 25-Jährige ist begeistert von seiner Berufswahl: „Die vielen verschiedenen Facetten dieser Arbeit und die Zeit am Wasser gefallen mir besonders gut“, sagt der Regierungsfischereiobersekrektär.

Denn die Aufgabe der beiden Fischmeister, wie sie umgangssprachlich genannt werden, besteht nicht nur darin, andere zu kontrollieren: „Gemeinsam mit nördlichen Fischern kümmern wir uns auch um den Aalbesatz in den schleswig-holsteinischen Gewässern.“

Pflege des Aalbesatzes in schleswig-holsteinischen Gewässern

Das Team setzt also in regelmäßigen Abständen neue Aale aus, um die Bestände zu stabilisieren. „Glasaale“ heißen die jungen Tiere, die in der Sargassosee, einem Gebiet im Nordatlantik östlich von Florida, schlüpfen. „Die Aale wandern Tausende von Kilometern zu diesem Ort, um dort ihre Eier zu legen und anschließend zu sterben“, sagt Maik Schneider.

Die Larven der Fische gleichen zuerst schmalen Blättern und lassen sich von den Strömungen tragen, bis sie sich zu den kleinen, durchsichtigen Glasaalen entwickelt haben. Dabei begeben sie sich auf den weiten Rückweg in die europäischen Gewässer.

Da der Aal jedoch vom Aussterben bedroht ist, wird versucht, die Bestände durch künstliche Umsiedlung zu erhalten. „Die Glasaale werden an der südwesteuropäischen Atlantikküste gefangen und dann hier für die Umsiedlung eingekauft“, sagt Martin Perkuhn. Anschließend werden sie von den beauftragten Teams direkt in die regionalen Gewässer gesetzt. Die zunehmend ausbleibende natürliche Einwanderung könne so teilweise ausgeglichen werden.