Elmshorn/Itzehoe. Im Mordprozess gegen den Elmshorner Maxim R. sichtet das Landgericht die Tatort-Bilder des sterbenden Opfers.
Die Bilder, die im Gerichtssaal des Landgerichts in Itzehoe zu sehen waren, sind nichts für schwache Nerven. Zu sehen ist Viktor W. (32), der sterbend auf dem Rasen einer kleinen Parkanlage in Elmshorn liegt. Sein Kopf ist kaum mehr als eine blutige Masse. Für die Verletzungen soll Maxim R. (33) verantwortlich sein. Der wegen Mordes angeklagte Elmshorner schaut sich diese Fotos ungerührt an.
Gemacht hat die Bilder der Polizist Roman L. (33), der am 23. September 2020 mit drei Kollegen als erster am Tatort am Hainholzer Damm war. „Wir waren gegen 4 Uhr morgens alarmiert worden, weil mehrere Nachbarn laute Hilfeschreie gehört hatten“, berichtet der Beamte. So etwas komme nicht gerade selten vor. „Wir haben das oft, dass die Hilfeschreie von Betrunkenen oder psychisch Kranken kommen. Wir sind da mit dem Gedanken hingefahren, dass das auch eine Nullnummer sein könnte.“
Sie hätten dann einen der Anrufer aufgesucht, der ihnen den Eingang zu der kleinen Parkanlage gezeigt habe. Von dort seien die Hilfeschreie gekommen. „Er sagte noch, dass die Schreie in ein Stöhnen und Röcheln übergegangen seien, dann sei es still geworden.“ Es sei stockdunkel gewesen, sodass die Beamten mit Taschenlampen den Park ausgeleuchtet hätten. „Dann rief meine Kollegin, dass da hinten einer liegt.“ Die Person habe auf dem Bauch gelegen, rund um den Kopf sei alles voller Blut gewesen. „Am Hinterkopf sah es aus, als würde Hirnmasse austreten.“
Schwester des Toten läuft beim Anblick der Fotos weinend aus dem Gerichtssaal
Roman L. machte ein Handyfoto der Situation. Das Bild ist so drastisch, dass die Schwester des Toten, die als Nebenklägerin an dem Verfahren teilnimmt, laut weinend aus dem Gerichtssaal läuft.
Drastisch sind auch die Schilderungen des Polizisten, der 40 Minuten lang an der Reanimation des Opfers beteiligt war. Die Kopfverletzungen waren so schwerwiegend, dass die Besatzung eines bereits gelandeten Rettungshubschraubers den Transport als zu riskant ablehnte. Letztlich kam Viktor W. mit einem Krankenwagen ins UKE. „Die Notärztin sagte noch, dass mit dem Ableben der Person in Kürze zu rechnen ist.“
Zeugen berichten von Schlägen und Hilfeschreien
Auch Polizistin Kathrin B. (26) gehörte zu den ersten Beamten am Tatort. Sie hatte nach dem Fund des Sterbenden den Tatort, an dem die Beamten ein Messer, eine Tüte mit einem Bolzenschneider und eine Mund-Nasen-Maske sichergestellt hatten, weiträumig abgesperrt. „Dabei sprach mich eine Frau an, die eine verdächtige Person gesehen hat.“ Die Anwohnerin habe aus dem Fenster einen Mann beobachtet, der mehrfach auf etwas eingeschlagen habe und dann humpelnd in Richtung der Erich Kästner Schule geflüchtet sei.
Diese Schläge hat Anwohner Volker W. (81) zwar nicht gesehen, aber gehört. „Es waren drei massive Schläge, dann war Ruhe.“ Dem Geräusch nach hätten sie mit einem Baseballschläger ausgeführt worden sein können. „Die Schläge prallten auf einen harten Gegenstand, ich habe gleich an einen Schädel gedacht.“ Der 81-Jährige, der in der Nähe des Parks wohnt, berichtete von drei lauten Hilferufen, die ihn um kurz nach 4 Uhr aufgeweckt hätten. „Ich bin dann ums Bett herum zum Fenster gegangen, das auf Kipp stand.“
Anwalt geht davon aus, dass sein Mandant aus krankhafter Eifersucht handelte
Dort hätte er die Schläge gehört, die Sicht sei durch ein davorstehendes Haus verdeckt gewesen. „Ich habe dann den Notruf gewählt, habe mich angezogen und bin raus.“ Dort habe er schon das Blaulicht der ersten Einsatzkräfte gesehen – und einen Nachbarn von ihm. „Er berichtete mir, dass da vorne eine Person auf dem Boden liegt.“
Das Opfer Viktor W. war zur Tatzeit mit Alessia R. liiert, Ex-Frau des angeklagten Maxim R.. Der 33-Jährige will die Tat laut Verteidiger Siegfried Schäfer im Prozessverlauf einräumen. Allerdings geht der Anwalt davon aus, dass sein Mandant aus krankhafter Eifersucht handelte und daher nur eingeschränkt schuldfähig ist.
Auf einen Antrag des Verteidigers hat das Gericht den Psychiater Arno Deister mit einer Begutachtung von Maxim R. beauftragt. Deister wird am kommenden Mittwoch im Verfahren gehört. Mit einem Urteil wird nun erst im Mai gerechnet.