Kreis Pinneberg. Pinnebergs Einfluss im Landtag bleibt unverändert groß. Welche Kandidaten und Kandidatinnen es geschafft haben.
Die Anzahl ist gleich geblieben, nur die politische Ausrichtung verändert sich: Der Kreis Pinneberg wird auch in den kommenden fünf Jahren mit insgesamt acht Landtagsabgeordneten das größte Kontingent an Parlamentariern eines Kreisverbandes in der Landeshauptstadt Kiel stellen.
Landtagswahl: CDU gewinnt alle vier Wahlkreise im Kreis Pinneberg
Da die CDU alle vier Wahlkreise im Kreis direkt gewonnen hat – was ihr zuletzt bei der Landtagswahl 2009 gelungen ist –, stellt sie jetzt mit Peter Lehnert (59) aus Bilsen (44,6 Prozent der Erststimmen), Martin Balasus (35) aus Moorrege (43,2 Prozent), Birte Glißmann (29) aus Seestermühe (41,7 Prozent) und Karin Prien (57, 38,1 Prozent) die Hälfte aller Abgeordneten aus dem Kreis.
Der Wedeler Deutschlehrer Balasus und die Staatsanwältin Glißmann sind neu im Kieler Landtag, beide gehören auch weiterhin dem Pinneberger Kreistag an. Etwas Außergewöhnliches hat Peter Lehnert geschafft: Zum siebten Mal in Folge gewann er seinen Wahlkreis – er gehört dem Landtag seit mittlerweile 30 Jahren an.
Landtagswahl: Auch zwei Sozialdemokraten aus dem Kreis im Landtag
Obwohl die Sozialdemokraten ein historisch schlechtes Ergebnis erzielten, werden auch künftig zwei Genossen den Kreis Pinneberg in Kiel vertreten. Über die Landesliste gehören dem Landtag weiterhin Beate Raudies (56) aus Elmshorn und Thomas Hölck (60) aus Haseldorf an.
Auch die Grünen-Politikerin Eka von Kalben (57) aus Borstel-Hohenraden und die Freidemokratin Annabell Krämer (51) aus Quickborn schafften über die Landeslisten den Wiedereinzug ins Parlament. Für den SPD-Politiker Kai Vogel (54) aus Pinneberg hat es mit Listenplatz 15 dagegen nicht gereicht. Die SPD hat mit nur noch zwölf Sitzen die Hälfte ihrer Mandate verloren.
Dass auch am Montag die Stimmung bei den Christdemokraten ausgesprochen gut war, verwundert kaum, denn immerhin konnten 32 der 35 Wahlkreise direkt gewonnen werden. „Das ist ein herausragendes Ergebnis für die CDU“, freut sich Lehnert. „Das Wahlergebnis ist überwältigend“, findet Birte Glißmann. „Daniel Günther hat alles richtig gemacht“, sagt Balasus. Die „hohe Zufriedenheit“ der Bevölkerung mit dem Ministerpräsidenten und ein sehr engagierter Wahlkampf hätten den Ausschlag gegeben.
Landtagswahl: SPD-Kandidaten enttäuscht über Ergebnis
Katzenjammer dagegen bei der SPD. So will der SPD-Kreisvorsitzende Hölck ebenfalls „eine gute Stimmung auf der Straße“ für seine Partei verspürt haben – bei fast nur noch einem Drittel der Wählerschaft im Vergleich zur CDU war das wohl ein Trugschluss. „Der Ukraine-Krieg hat die Landesthemen überlagert, diese haben kaum eine Rolle gespielt“, glaubt Hölck. „Das war eine reine Personenwahl“, sagt Helge Neumann (39) aus Hemdingen, der zum zweiten Mal gegen Lehnert verlor. „Wenn der Landestrend so massiv gegen uns geht, ist das irgendwann nicht mehr aufzuholen“, sagt der engagierte Kai Vogel, der zugibt, ziemlich „frustriert“ zu sein. „Das will ich gar nicht leugnen.“ Und Beate Raudies sagt: „Ein ganz bitteres Ergebnis. Das war eine richtige Klatsche für die SPD.“
Enttäuschung auch bei Annabell Krämer trotz ihres Wiedereinzuges in den Landtag. „Das ist ein katastrophales Ergebnis für uns Liberale. Das will ich nicht schönreden.“ Für die FDP, die vier ihrer neun Mandate verlor, müsse jetzt „Demut und eine schonungslose Fehleranalyse angesichts des desaströsen Ergebnisses im Vordergrund stehen“, fordert die Quickbornerin.
Eka von Kalben dagegen ist hochzufrieden. „Wir sind total glücklich, dass wir uns so stark verbessert haben“, sagt die amtierende Fraktionschefin der Grünen im Landtag. Die Grünen holten sogar drei Direktmandate in Kiel und Lübeck und sind jetzt mit 14 Abgeordneten zum ersten Mal zweitstärkste Fraktion in Kiel.
Landtagswahl: Abgeordnete erleichtert über Ausscheiden der AfD
Eins eint alle zitierten Abgeordneten: Sie sind erleichtert darüber, dass die AfD den Wiedereinzug in den Landtag mit 4,4 Prozent der Zweitstimmen nicht geschafft hat.
Ihren künftigen Koalitionspartner kann sich die CDU mit ihren 34 Abgeordneten (2017: 25) jetzt aussuchen. Sogar mit dem SSW, der erstmals vier Abgeordnete stellt, wäre eine Mehrheit möglich. Lehnert glaubt nicht mehr an eine Zukunft von Jamaika. Wenn ein dritter Koalitionspartner nicht mehr benötigt werde, sei dieser „überflüssig“. Das hätten vor der Wahl auch Vertreter von FDP und Grünen so signalisiert. Ähnlich äußert sich Glißmann. „Wir sollten aber nichts überstürzen, sondern in Ruhe mit FDP und Grünen sprechen.“ Balasus ist offen für alle Konstellationen. „Wir sind gut mit Jamaika gefahren. Das hat zu der enormen Zufriedenheit der Bevölkerung mit der Landesregierung geführt.“
Das betont auch Eka von Kalben. Dass die Jamaika-Koalition so gut funktionierte, habe Daniel Günther starkgemacht. „Ich kann mir gut vorstellen, dass es Schwarz-Grün wird“, sagt von Kalben. „Wir sind bereit dafür.“
Das betont auch die Liberale Annabell Krämer. „Wir können jetzt keine großen Forderungen stellen. Aber logisch stehen wir zur Verfügung, um ein Koalitionsangebot zu machen.“ Barbara Ostmeier aus Hetlingen, die nach zwei Wahlperioden auf eigenen Wunsch nicht mehr antrat, würde sich eine Koalition der CDU mit der FDP wünschen.
Landtagswahl: Sondierungsgespräche erst nach der NRW-Wahl
Für den geplanten Ausbau der Infrastruktur und das Dauerthema A 20 würde eine schwarz-gelbe Koalition sprechen. „Da brauchen wir einen verlässlichen Partner“, sagt Balasus. Andererseits werde die Autobahn inzwischen vom Bund geplant. „Das ist kein Streitthema mehr auf Landesebene“, sagt von Kalben. Die Grünen wollen einen „sozialen Ausgleich“ für Geringverdiener durch die steigende Inflation schaffen. „Da werden wir mit der CDU über die Mietpreisbremse streiten“, sagt sie.
Und Balasus hält auch das Voranbringen der Klimawende für das Topthema der nächsten Jahre. Beate Raudies würde sich wünschen, dass alle Kreis-Pinneberger jetzt an einem Strang zögen, um endlich den Schienenengpass zwischen Pinneberg und Elmshorn zu beseitigen.
Es dürfte spannend bleiben: Die ersten Sondierungsgespräche werden wohl erst nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen in einer Woche beginnen, sagt von Kalben. Sie hat bereits die Küsten-Koalition 2012 und die Jamaika-Koalition 2017 mitverhandelt.