Elmshorn. Ob Hornissen oder Bienen: Bent Schubert aus Elmshorn ist Experte für stichhaltige Einsätze. Die Frage ist: Wie macht er das?
Vorsichtig schaufelt der 71 Jahre alte Bent Schubert ein Bienennest samt Bienenvolk in eine seiner gelben Boxen. Dabei muss der Elmshorner darauf achten, dass das Nest möglichst wenig beschädigt wird. Bent Schubert ist, wie er es selbst auf seiner Visitenkarte stehen hat, „Wespen-, Hummel- und Hornissennestumsetzer“. In Ausnahmefällen setzt er auch Bienennester um. Heute ist einer dieser Ausnahmefälle: An einer Kletterwand wurde ein Bienennest entdeckt.
Angefangen hat alles, als Schubert, damals noch Zivildienstleistender beim Arbeiter-Samariter-Bund, auf einer Hamburger Messe einen Stand der Imker entdeckte. Dort wurden Imkerkurse angeboten und bei erfolgreicher Teilnahme ein Bienenvolk als Mitgabe versprochen. Für Schubert Grund genug, sich anzumelden. „Man hat natürlich erst mal Angst, aber andere Imker können es ja auch“, beschreibt Schubert seine damaligen Eindrücke.
Schon wenig später, sollte der gelernte Chemielaborant, der seit 2016 in Rente ist, zum ersten Mal ein Wespennest entfernen. Eine Kollegin hatte in ihrem Garten ein Bienennest, wie sie glaubte, entdeckt – und Schubert bot an zu helfen. Das Nest stellte sich dann jedoch als Wespennest heraus. Da der Imker zuvor nicht mit Wespen gearbeitet hatte, verlief der Einsatz allerdings nicht erfolgreich, wie sich Schubert erinnert.
Der nächste Auftrag ließ nicht lange auf sich warten. Bei Freunden entfernte Schubert zum ersten Mal erfolgreich ein Wespennest und siedelte die Wespen an einem anderen Ort wieder an.
Mittlerweile hat sich der Elmshorner einen guten Ruf in der „Szene“ erarbeitet – bei der Feuerwehr und der Polizei ist seine Nummer hinterlegt. Die Polizei ruft immer an, wenn ein Notfall vorliegt und sofort gehandelt werden muss – beispielsweise bei Wespennestern in Schulen, Kitas und ähnlichen Einrichtungen.
Schuberts Einsatzgebiet zieht sich im Wesentlichen vom Kreis Pinneberg bis nach Hamburg, aber auch an anderen Orten kommt er vorbei. Sieben Tage die Woche habe er Zeit, „aber keine 24 Stunden“, fügt er mit einem Lächeln hinzu. „Obwohl: Einmal, da rief mich die Polizei um 23 Uhr an, da hatten sie vor einem Wohnhaus ein Wespennest in einem Karton liegen“, erinnert sich Schubert. Da ist er dann natürlich trotz der späten Stunde auch hin.
Tagsüber klingelt das Telefon recht häufig. „Manchmal bekomme ich mehr Aufträge, als ich an einem Tag abarbeiten kann. Das Maximum waren fünf Nester an einem Tag“, sagt der Imker. Im Frühjahr geht es los mit den Aufträgen. Die Nester sind dann nur etwa so groß wie ein Tennisball. Ab Juni sind die Behausungen deutlich größer und damit auch schwerer zu beseitigen. Momentan würden die Kosten für eine Wespennestentfernung bei etwa 100 Euro liegen. „Das variiert jedoch nach Aufwand.“ Bis in den Herbst hinein bekommt Schubert Anrufe. Danach sterben die Wespenvölker ab, und nur die Königin bleibt übrig, um zu überwintern.
Das würden viele nicht wissen, so Schubert. Er bietet auch Beratung an, denn nicht alle Wespennester müsse man entfernen. So lange genügend Abstand zu einem Nest eingehalten werden könne, sei die Umsetzung nicht nötig.
Im heutigen Fall ist die Umsetzung jedoch auf jeden Fall nötig. „An der Kletterwand spielen die ganze Zeit Kinder, das ist dann natürlich schon gefährlich“, sagt der Elmshorner, während er die Kletterkonstruktion abschraubt. Für das, was danach kommt, zieht er sich vorsichtshalber schon mal seinen Imkeranzug an. Nachdem er einige Schrauben des Spielgeräts gelöst hat, kommt ein Bienennest zum Vorschein. „Etwa 20.000 Tiere“, sagt Schubert und füllt dabei seine luftdurchlässigen Boxen mit den Bienenwaben und den darauf sitzenden Insekten.
Sobald das Gröbste in der Box ist, nimmt Schubert seinen Spezialstaubsauger in die Hand und saugt damit die übrigen Bienen in eine weitere Box. Er versucht dabei, alle Bienen mitzunehmen. Und was passiert nun mit den Bienen? „Die kommen zu einem befreundeten Imker, und da werden sie dann direkt mit dem neuen Nestbau beginnen.“
Angst, durch seinen Anzug hindurch, gestochen zu werden hat er nicht, dass gehöre nun einmal dazu. „Man spricht in der Regel von knapp acht Stichen pro Kilogramm Körpergewicht – danach wird es gefährlich. Das heißt ab etwa 600 Stichen wird es für mich kritisch“, erklärt Schubert.