Kreis Pinneberg. Zahl der Neuinfektionen explodiert. So sind Polizei, Feuerwehr und Kliniken auf Personalengpässe vorbereitet

Die Zahl der Neuinfektionen im Kreis explodiert – dank der Omikron-Variante, die sich immer weiter ausbreitet. Das Gesundheitsamt des Kreises kommt mit der Bearbeitung der Fälle kaum hinterher. Der Expertenrat der Bundesregierung warnt vor hohen Personalausfällen in Folge der nötigen Quarantäne und dem Ausfall von kritischer Infrastruktur. Besteht diese Gefahr auch im Kreis? Wie sehen eventuelle Notfallpläne aus? Das Abendblatt hat nachgefragt.

Omikron: So sind Polizei unf Feuerwehr auf Corona-Ausfälle vorbereitet

Polizei
Die Polizei könne aktuell alle Einsätze wahrnehmen und werde das auch in Zukunft tun können, sagt Sprecherin Sandra Firsching. Die Kollegen würden sich strikt an die Hygienekonzepte halten, um eine Ausbreitung von Infektionen in den Dienststellen zu verhindern. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, würden ausschließlich feste Teams eingesetzt. „Die Dienstschichten der Mitarbeiter werden voneinander getrennt, zwischen den Teams besteht kein physischer Kontakt“, sagt Firsching. Das Konzept habe sich bewährt, es sei bisher zu keiner Schließung von Dienststellen gekommen.

Feuerwehr
Bis 15. Januar haben die Feuerwehren auf Empfehlung des Landes den Dienst- und Ausbildungsbetrieb eingestellt, das gilt auch für die Lehrgänge der Landesfeuerwehrschule. Einsätze werden natürlich weiter wahrgenommen. „Wir werden diskutieren müssen, ob wir wieder auf konsequentere Maßnahmen zurückgreifen“, so Kreis- und Landesbrandmeister Frank Homrich. So könnte wie schon teilweise im vorigen Jahr eine strenge Gruppentrennung eingeführt werden. Ansonsten setzen die Wehren auf Hygienekonzepte, Abstandsregeln und Maskenpflicht. Auch werden die Fahrzeuge nicht mehr voll besetzt, die Kräfte auf eine größere Zahl von Fahrzeugen verteilt. Sollte tatsächlich einmal eine komplette Wehr in Quarantäne müssen, würden Nachbarwehren einspringen. Probleme könnte es laut Homrich bei großen Wehren geben, die Spezialfahrzeuge vorhalten, die nur von einem kleinen Personenkreis bedient werden können. Hier könne jedoch eine Kohortentrennung Abhilfe schaffen.

Krankenhäuser
Die Regio Kliniken mit den Standorten in Elmshorn und Pinneberg sind auf Notfälle vorbereitet. Es lägen nicht nur Pläne für ein hohes Infektionsgeschehen vor, sondern beispielsweise auch für ein massenweises Aufkommen von Verletzten, den Ausfall der Stromversorgung, der IT oder interner Kommunikations- und Informationssysteme. Ebenso gebe es Pläne für den Fall von einem Bio- oder Strahlenunfall. „Die einzelnen folgenden Schritte der Notfallpläne sind so unterschiedlich wie die Notfälle“, erklärt Pressesprecherin Birga Berndsen.

Auf die andauernde Ausnahmesituation Pandemie reagieren die Regio Kliniken mit einem Krisenstab, der regelmäßig tagt. Er erarbeitet aktuelle Hygienekonzepte, Test- und Belegungsstrategien und den Einsatz der Mitarbeiter. Laut Berndsen orientiert er sich unabhängig von der Entwicklung der Omikron-Variante an den Inzidenzzahlen und der Auslastung des Krankenhauses. Sollte in Ausnahmesituationen mehr Personal gebraucht werden, verfügen die Regio Kliniken über ein Alarmierungssystem. Bei Bedarf könne man binnen Minuten Hunderte Mitarbeitende erreichen, so Berndsen.

Omikron: Ist die Strom- und Gasversorgung gewährleistet?

Die Stadtwerke Quickborn haben einen eigenen Krisenstab unter Leitung von Werkleiter Panos Memetzidis. „Aktuell fahren unsere 20 Techniker jeweils allein und mit unterschiedlichen Fahrzeugen zur Baustelle“, erklärt er. Alle Mitarbeiter müssten vor Arbeitsbeginn einen aktuellen negativen Test vorlegen. Ohnehin befänden sich von den etwa 60 Bürokräften nur noch etwa ein Dutzend im Unternehmen, der überwiegende Teil arbeite von zu Hause aus. Die Techniker seien so ausgebildet, dass sie sich mit Strom, Gas, Wasser und Wärme auskennen würden. Bei größeren personellen Ausfällen würden die Stadtwerke eher die Baustellen vernachlässigen. „Wichtig ist, dass wir für Stromausfälle und andere Notfälle gewappnet sind“, sagt Memetzidis. Fast alle Mitarbeiter seien geimpft. „Im schlimmsten Fall würden wir uns mit den anderen Stadtwerken im Kreis absprechen und deren Hilfe in Anspruch nehmen.“

Die Elmshorner Stadtwerke haben Pandemiepläne und Rufbereitschaften überprüft. Weder bei der Wasser- und Energieversorgung noch bei den Entstörungsdiensten sei die Einsatzfähigkeit gefährdet, betont Werkleiter Sören Schuhknecht. So arbeiten die Kollegen zumeist in festen Teams und werden – wo möglich – räumlich getrennt. Im Störungsfall sind die Stadtwerke weiterhin rund um die Uhr besetzt.

Bei den Stadtwerken Barmstedt gilt die 3G-Regel, sagt Geschäftsführer Mathias Stolten. Mehr als 90 Prozent der 125 Mitarbeiter seien geimpft. Darüber hinaus würden sie zweimal in der Woche getestet – „losgelöst von der Impfung“. Die meisten arbeiteten im Homeoffice. „Wir sind auf alles vorbereitet und beobachten jeden Tag die Lage“, sagt Stolten. „Bis jetzt sind wir gut damit gefahren.“ Im ärgsten Fall, wenn Krankheitsfälle zu explodieren drohten, würden einzelne Mitarbeiter zu Hause isoliert, sodass sie sich ohne Kontakte nirgendwo anstecken könnten. Auf die jährliche Stromablesung habe das Unternehmen wie 2021 zum zweiten Mal verzichtet.

Omikron: So ist die Lage bei Müllabfuhr und im ÖPNV

Müllabfuhr
Die Hausmüll-Einsammlungs-Gesellschaft (Hameg) des Kreises Pinneberg mit ihren 30 Müllfahrzeugen und den 80 Mitarbeitern sei bislang gut durch die Krise gekommen, sagt Geschäftsführer Herbert Schultze. Jeder Mitarbeiter müsse täglich einen negativen Antigentest vorlegen, sagt er. „Es ist noch keine Tour ausgefallen.“ Falls es doch zu personellen Engpässen kommen sollte, würde als Erstes der Papiermüll nicht abgeholt werden, sagt Schultze. „Oberste Priorität hat bei uns der Rest- und Biomüll“, betont Schultze. Wenn nötig, würde die Hameg auch Mitarbeiter von Fremdfirmen aushilfsweise für die Müllabfuhr anstellen. Das gelte aber mehr für die Mitfahrer. Die Fahrer seien kaum zu ersetzen. „Die sind so ortskundig. Die wissen genau, wo die Tonnen stehen.“ Diese Erfahrung könne kein Navigationsgerät ersetzen oder ein Aushilfsfahrer schnell lernen. Im schlimmsten Fall sei eine Urlaubssperre geplant.

ÖPNV
Die Kreisverkehrsgesellschaft in Pinneberg (KViP) bedient mit ihren 56 Bussen und 130 Busfahrern 20 Buslinien vor allem im Raum Uetersen, Tornesch und Barmstedt sowie in der Stadt Elmshorn und den Schülerverkehr. Bei dem Uetersener Unternehmen gelte die 3G-Regel, sagt Geschäftsführer Thomas Becker. „Wer nicht geimpft ist, muss einen negativen Test vorlegen.“ Die Impfquote liege aber bei über 90 Prozent. „Wir sind gut davor. Es gab noch keine Ausfälle.“ Sollte es wider Erwarten doch zu hohen Krankenständen kommen, müsste die KViP ihre Linien ausdünnen. „Das würden wir dann aber mit unserem Auftraggeber, dem Kreis Pinneberg, eng abstimmen“, kündigt Becker an. „Der Schülerverkehr hat aber Vorrang“ und sollte davon nicht betroffen sein. Ausgedünnt würden dann eher die normalen Linien.

Seniorenheime
Die Seniorenresidenzen sind auf sich selbst gestellt: „Wir besprechen jeden Tag die Lage. Neulich hatten wir positiv Getestete unter den Mitarbeitern, die sich als negativ herausstellten. Das bedeutete: zwei Tage Wartezeit auf das Ergebnis des PCR-Tests pro Mitarbeiter“, sagt Stefan Golombek vom Gut Thesdorf. Das größte Problem sei also der Dienstplan: „Zum Glück sind die Mitarbeiter so motiviert, dass sie die Krise gut auffangen und in Notfällen einspringen.“ Vom Gesundheitsamt erhalte er keine Hilfe. Ähnlich sieht es in Appen beim Dana-Pflegeheim aus. „Unser Vorteil ist, dass wir 16 Häuser in Norddeutschland haben und uns gegenseitig bei Engpässen aushelfen können. Da ist also ein Puffer“, sagt eine Mitarbeiterin. Es habe nur wenige Corona-Fälle im Haus gegeben. „Es läuft hier recht entspannt.“

Omikron: So bereiten sich die Verwaltungen im Kreis vor

Verwaltung
Die 3G-Regel gilt für das Personal der Verwaltung in Pinneberg und für Besucher. Am Eingang wird das kontrolliert. Drinnen gilt Abstandsgebot, Maskenpflicht, und es wird öfter gelüftet und geputzt. Unter Mitarbeitern finden größere Gesprächsrunden nur virtuell statt. Von 458 Mitarbeitern der Stadtverwaltung und des KSP können 201 im Homeoffice arbeiten. Regelmäßig tagt seit Beginn der Pandemie ein Krisenstab aus Hausspitze, Fachbereichsleitungen, Fachdienst Personal und Betriebsrat, um die aktuelle Lage zu besprechen und daraus Schutzmaßnahmen abzuleiten

In Halstenbek gilt die 3G-Regel seit Ende November für Mitarbeiter und Besucher des Rathauses. Zusätzlich gibt es zum weiteren Schutz vor Ansteckung keine Doppelnutzung von Büros. Möglich wird dies durch Schichtbetrieb und mobiles Arbeiten. Die Möglichkeit von zu Hause zu arbeiten wird von den Mitarbeitern stark genutzt. Interne Besprechungen sowie alle politischen Ausschüsse laufen digital ab. Es gelten Maskenpflicht, Hygiene- und Abstandsregeln im Rathaus. Spontaner Kundenkontakt ohne Termin ist nur montags und freitags am Vormittag im Bürgerbüro möglich. Ansonsten gilt: Zutritt nur nach Vereinbarung.

In Rellingen ist der interne Krisenstab vor Weihnachten zusammengetreten. „Wir haben intensiv beraten, wie wir uns auf die kommende Welle vorbereiten können“, sagt Bürgermeister Marc Trampe. Er bangt nun, was die Bund-Länder-Konferenz am Freitag bringt. Die Quarantäneregelungen bereiten ihm Sorgen: „Beim Bauhof und beim Wasserwerk können wir uns keine vollständige Quarantäne leisten. Deshalb wird da schon jetzt strikt getrennt gearbeitet“, so Trampe. „Die Schließung des Rathauses ist keine Option.“

Omikron: Elmshorn reaktiviert Notfallpläne

Auch die Stadtverwaltung Elmshorn hat ihre Notfallpläne reaktiviert und setzt wieder voll auf Prävention. Viele Beschäftigte sind erneut im Homeoffice, andere arbeiten in Einzelbüros. Im Rathaus gilt eine FFP2-Maskenpflicht. Bis jetzt gab es noch keinen großen Personalausfall, doch „wir werden alle merken, dass uns wegen Omikron ganz viel Personal nicht mehr zur Verfügung steht“, sagt Bürgermeister Volker Hatje.

In Tornesch erarbeitet die Stadtverwaltung in diesem Jahr einen übergreifenden Notfallplan mit den lokalen Akteuren wie Feuerwehr und DRK. Denkbar sind verschiedene Szenarien wie Cyberangriffe, die zu Stromausfällen führen, oder Zugunfälle mit Gefahrenstoffen. „Während der Pandemie haben wir die Funktionsstellen geteilt. Die eine Hälfte der Mitarbeiter arbeitet im Homeoffice, die andere im Büro“, so Inga Ries, die Büroleitende Beamtin.

In der Kreisverwaltung wird die Gefährdungsbeurteilung für die unterschiedlichen Bereiche ständig angepasst. Besonders im Fokus stehen dabei systemrelevante Bereiche, die direkt mit der Pandemiebekämpfung befasst sind und diejenigen, die auch weiterhin erreichbar bleiben müssen, wie zum Beispiel das Jugendamt, der Katastrophenschutz und das Feuerwehrwesen oder auch die Lebensmittelüberwachung. Ein interner betrieblicher Krisenstab betrachtet regelmäßig die betrieblichen Abläufe, erkennt Handlungsbedarfe und entscheidet. Um flexibel reagieren zu können, wird die Personaleinsatzplanung für die Pandemiebekämpfung zentral organisiert.