Kreis Pinneberg. Neue Corona-Regel gilt in Schleswig-Holstein ab Montag. Was Gastronomen und Kulturtreibende im Kreis Pinneberg dazu sagen.
Von Montag an gelten in Schleswig-Holstein verschärfte Corona-Regeln. Die wohl einschneidendste ist das sogenannte 2G-Modell im nahezu gesamten Freizeitbereich, zwei „G“ für „geimpft“ und „genesen“. Ein drittes „G“ für „getestet“ fehlt dann. Bedeutet: Ungeimpfte Erwachsene sind von Restaurantbesuchen, aber auch von Kinoaufführungen und Theatervorstellungen faktisch ausgeschlossen. Für Gastronomen und Kulturveranstalter heißt das im Umkehrschluss, dass sie einen Teil ihrer potenziellen Kunden verlieren, denen nun der Zutritt verwehrt wird. Wie finden sie das?
Eine Blitzumfrage des Abendblattes ergibt ein recht eindeutiges Bild: gut. Der Aufwand, den Kontrollen erfordern, erscheint offenbar gering, die Angst vor der Alternative – einem weiteren Lockdown – ist groß.
2G bedeutet gegenüber 3G keinen Mehraufwand
„3G-Kontrollen gab es sowieso schon. Da ist es kein Mehraufwand, stattdessen nur auf 2G zu kontrolliere“, sagt etwa Petra Koop von der Verwaltung des Industriemuseums in Elmshorn. Höhere Kosten als zuvor fielen auch nicht an, da ohnehin schon mehr Personal eingesetzt werde, um die Hygienevorschriften einzuhalten und die Kontrollen durchzuführen.
Auch in der Drostei in Pinneberg sind die Sorgen gering, dass künftig weniger Besucher kommen könnten. „Der Großteil unserer Besucher ist schon geimpft“, sagt Stefanie Fricke, die künstlerische Leiterin. Nur ganz selten sei mal jemand mit einem Testnachweis gekommen. Auch wenn die neue Auflage recht kurzfristig bekannt gegeben wurde, geht Fricke optimistisch mit der Umstellung um: „Während der Corona-Pandemie haben wir gelernt, flexibel zu sein. Man kann sich jetzt darüber ärgern, aber es hilft ja nichts.“
Wer nicht geimpft oder genesen ist, bekommt sein Eintrittsgeld zurück
Ähnlich ist die Stimmung in den Theaters und Kinos im Kreis. „Wir sind froh, dass wir die Weihnachtsmärchen weiterhin aufführen können. Die Leute freuen sich unheimlich, wieder ins Theater zu gehen. Das sieht man den glücklichen Gesichtern an“, sagt Raimar Neufeldt, Vorsitzender der Dittchenbühne in Elmshorn. „Wir haben bereits weit mehr als 2000 Karten verkauft. Da wäre es schade, alles absagen zu müssen.“ Diejenigen, die nicht geimpft oder genesen sind, bekämen selbstverständlich den bereits gezahlten Eintrittspreis erstattet. Falls es bei den 2G-Kontrollen zu längeren Wartschlangen kommen sollte, ist die Dittchenbühne gut vorbereitet. Denn Neufeldt hat extra ein Vordach aufbauen lassen, „damit niemand im Regen stehen muss“.
Am meisten betroffen ist die Gastronomie- und Hotellerie-Branche. Egal ob 3G oder 2G: „Es gab bereits viele kurzfristige Stornierungen von Weihnachtsfeiern“, berichtet der Kreisvorsitzende des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Jürgen Schumann. Dieser Verlust ist seiner Überzeugung nach jedoch für die meisten Kolleginnen und Kollegen gut zu verschmerzen, solange die Gastronomie weiterhin geöffnet bleiben kann. Viele hätten schon den nächsten Lockdown befürchtet.
Restaurant startet Außer-Haus-Verkauf für Ungeimpfte
Den will in der Branche niemand mehr. „Beim Außer-Haus-Verkauf fehlt einfach die Resonanz der Gäste“, sagt Björn Kunze vom Neuen Schulauer Fährhaus in Wedel. Die meisten Gastronomen berichten, dass die Mehrheit ihrer Gäste ein Impfzertifikat mitbringe, sodass nicht allzu viel Kundschaft wegfallen werde. Mario Meusel etwa sagt, in seiner Landdrostei in Pinneberg seien etwa 98 Prozent der Gäste geimpft.
Auch im Hotel Cap Polonio sind bereits einige Großveranstaltungen abgesagt worden. Dort haben auch Ungeimpfte die Möglichkeit, gut zu essen. „Wir starten bereits morgen wieder mit dem Außer-Haus-Verkauf. Zusätzlich zum regulären Restaurantbetrieb“, sagt Phillip Hader-Lobe, einer der Eigentümer des denkmalgeschützten Hotels. So haben auch Ungeimpfte und Leute, die angesichts der steigenden Corona-Infektionszahlen lieber zu Hause bleiben, die Möglichkeit auf ein schönes Essen aus dem Restaurant.
Für Geschäftsreisende gilt 3G – Verwirrung am Frühstücksbüfett
Doch in Bezug auf den Hotelbetrieb gibt es noch einige Unklarheiten. Obwohl grundsätzlich eine 2G-Regel gilt, sind beruflich gebotene Hotelübernachtungen weiterhin auch nur mit Testnachweis möglich. „Wie soll man denn die 2G- und 3G-Gäste beim Frühstücksbüfett trennen?“, fragt sich Harder-Lobe.
Ebenfalls könnten die uneinheitlichen Regeln der verschiedenen Bundesländer ein Problem darstellen. „Insbesondere im Ländereck Pinneberg kann es da zu Unklarheiten kommen“, befürchtet Christoph Dettling, Betreiber des Haselauer Landhauses. Er ist im Dehoga-Landesverband Schleswig-Holstein aktiv. Der Dehoga-Bundesverband hat bereits eine einheitliche Regelung für alle Bundesländer gefordert. „Das ist nötig, um überhaupt noch einen Überblick zu behalten“, bekräftigt Jürgen Schumann.
Im Pinneberger Club Barcode an der Bahnhofstraße überwiegt sogar die Hoffnung, dass infolge der 2G-Regel mehr Gäste kommen – weil sie sich sicherer fühlen. In den vergangenen Wochen sei die Gästezahl rückläufig gewesen, berichtet Inhaberin Betty Behrendt. Und ergänzt: „Noch einen Lockdown wird keine Kneipe überleben.“