Wedel. 18 Jahre lang war er sogar Bürgermeister seiner Heimatstadt. Nun folgt der letzte Amtstag. Das sind seine Pläne.

Die Abschiedsparty hat er schon hinter sich. Die gab es schon Mittwochabend. Dabei hat Wedels Bürgermeister Niels Schmidt erst am heutigen Sonnabend seinen offiziell letzten Arbeitstag. Mit den Rathaus-Mitarbeitern hatte Schmidt in der Feuerwehrwache an der Schulauer Straße gefeiert. Und damit schloss sich gewissermaßen der Kreis: Es ist derselbe Ort, an dem er 2004 seine gewonnene Bürgermeisterwahl gefeiert hatte. Nach insgesamt 40 Jahren im Wedeler Rathaus in unterschiedlichen Positionen ist nun aber endgültig Dienstschluss. Schmidt geht.

Eines der vielen Präsente war ein in einen Blumenkübel montiertes Straßenschild mit Pfahl. Darauf steht: „Niels-Schmidt-Platz“. Mit der Infotafel „Bürgermeister der Stadt Wedel 2004 – 2022“. Nachdem Herausforderer Gernot Kaser mit fast 56 Prozent der Stimmen die Stichwahl gegen den Amtsinhaber gewonnen hatte, räumt Schmidt seinen Posten – und ist ab dem 1. Mai im Ruhestand.

„Ich bin privat Mitglied bei Wedel Marketing geworden. Das ist eine Sache, die schon fix ist. Wie genau ich mich da einbringen werde, steht aber noch nicht fest“, sagt der 61-Jährige. Läuft alles nach Plan, fusionieren die beiden bisher eigenständigen Gemeinschaften Wedeler Kaufleute und das städtische Wedel Marketing ab dem 3. Mai. Der stellvertretende Vorsitzende des Stadtmarketings ist immer der amtierende Bürgermeister. „Gernot Kaser weiß Bescheid, dass wir uns wohl mal über den Weg laufen“, grinst Schmidt. Im Mai geht es dann noch einmal für zehn Tage in den Sylt-Urlaub – ein beliebtes Ziel des Ex-Bürgermeisters und seiner Frau Susanne.

Niels Schmidt und Stadtpräsidentin und die damalige Stadtpräsidentin Sabine Lüchau (†) eröffnen im Juni 2011 am Willkomm-Höft den Ponton in der Elbe. 
Niels Schmidt und Stadtpräsidentin und die damalige Stadtpräsidentin Sabine Lüchau (†) eröffnen im Juni 2011 am Willkomm-Höft den Ponton in der Elbe.  © Privat | Privat

Nach 40 Jahren kennt der Wedeler Schmidt im Rathaus so gut wie jeden. 1982 hat er einen dualen Studiengang der Verwaltungswissenschaften in Kiel-Altenholz an der Fachhochschule gestartet, ab 1985 war Schmidt Diplom-Verwaltungswirt und startete seine Beamtenlaufbahn. Es mag pathetisch klingen, aber der Verwaltungssitz ist so etwas wie sein „zweites Wohnzimmer“ geworden. 1986 organisierte Schmidt die erste Kommunalwahl und war im Fachdienst Personal. 1990 folgte der Wechsel zum Ordnungsamt. Schmidt wurde Amtsleiter und unter Bürgermeister Diethart Kahlert später Fachbereichsleiter Bürgerservice. Kahlert, der schwer an Krebs erkrankte und im März 2004 verstarb, ermunterte Schmidt auch zur Bürgermeister-Kandidatur.

„Der Richtige für Wedel“ war der Slogan vor der Bürgermeisterwahl 2004

„Der Richtige für Wedel“ lautete sein erster Wahl-Slogan vor der mit 50,1 Prozent knapp gewonnen Wahl. Bis 2022 wurde er dreimal direkt wiedergewählt, ehe er erstmals in eine Stichwahl musste – und unterlag. Welche Glanzpunkte gab es aus seiner Sicht in der 18-jährigen Amtszeit? „Bei den Projekten waren es der Bau des Famila-Einkaufszentrums an der Rissener Straße und die Umgestaltung der Welau-Arcaden in ihrer heutigen Form. Dazu die Ansiedlung eines Beach-Clubs und das Anschieben der maritimen Meile am Schulauer Hafen. Vieles, was das Stadtmarketing in den Workshops ausgearbeitet hat, wird oder ist verwirklicht“, sagt Niels Schmidt.

Auch im Wahlkampf vertrat er stets den Standpunkt, dass Wedel nach Fertigstellung von diesem Anziehungspunkt profitieren werde. Das kostspielige und zeitintensive gut 35 Millionen Euro teure Hafen-Projekt, das nach den ersten Planungen 2008 nun in drei oder vier Jahren beendet werden soll, bot jedoch auch stets einen großen Kritikpunkt seiner Gegner.

Im Wirtschaftssektor nennt der ehemalige Dauer-Bürgermeister den Medac-Neubau am Rosengarten oder 2011 die Ansiedlung des Papiermaschinen-Weltmarktführers ECH Will (heute BW Papersystems Hamburg) mit damals 250 Mitarbeitern. Das gesellschaftliche Miteinander sei ihm stets wichtig gewesen. „Besonders gefreut hat mich auch der soziale Zusammenhalt in Wedel, gerade in der Zeit von 2015, als wir gemeinsam klar Haltung gegen rechte Strömungen gezeigt haben. Die soziale Interaktion mit den Bürgern war mir stets wichtig. Meine Tür stand jedem immer offen“, so Schmidt. Er war auch über Verabschiedungen, etwa vom DGB, der sich für Schmidts Arbeit bedankt habe, angetan. Schließlich gehe es auch um den gegenseitigen Respekt und das Miteinander, selbst wenn die politische Linie nicht unbedingt die gleiche sein sollte.

Mitarbeiter standen mit Tränen in den Augen im Büro

Der endgültige Abschied werde ihm schwerfallen. Immerhin sei schon seine Tochter Karoline als Kleinkind durchs Rathaus getobt – heute ist sie 35 Jahre alt. Seit der verlorenen Stichwahl am 23. März und viel Rest-Urlaub ist es ein schleichender Prozess für Schmidt. Die nötige Zeit, die Enttäuschung zu verarbeiten, war dadurch aber da. „Es war schon sehr emotional im Rathaus. Es standen auch Mitarbeiter hier bei mir im Büro mit Tränen in den Augen“, sagt Schmidt. Während er davon erzählt, sieht er auch traurig aus. Seine engsten Mitarbeiter, etwa Ralf Waßmann, Judith Nagel oder Wiebke Möller-Ptakowski, begleiten ihn allesamt mehr als zehn Jahre oder noch länger. „Natürlich bekommen sie auch privat vieles mit. Sie dürfen auch Post, die direkt an mich adressiert ist, aufmachen“, sagt Schmidt.

Bürgermeister Niels Schmidt nach der Hochzeit mit Ehefrau Susanne auf dem Rathausbalkon. 2009
Bürgermeister Niels Schmidt nach der Hochzeit mit Ehefrau Susanne auf dem Rathausbalkon. 2009 © Privat | Privat

„Der Schmerz über die verlorene Wahl ist weg. Wahrscheinlich habe ich diese Wechselstimmung in Wedel nicht richtig wahrgenommen“, meint der baldige Pensionär. Weil er so jung Beamter geworden ist, kannte er schon früh alle Witze und hat in der „vielschichtigen Kommunalverwaltung“ vieles erlebt, immer Spaß gehabt. Außer 14 Tagen Fehlzeiten wegen einer Blinddarmentzündung und einem Hörsturz hat Schmidt aber kaum einen Tag verpasst.

18 Jahre in Wedel sozusagen an der Spitze zu stehen, „dass wird wohl keiner mehr schaffen“, so der gebürtige Wedeler Schmidt. Jedenfalls werde er selbst das vermutlich nicht mehr erleben.