Kreis Pinneberg. Wer sind die Kandidaten, wer geht wählen, welche Regeln gelten im Wahllokal? Alle Informationen im Überblick.
Der Durchschnittswähler im Kreis Pinneberg ist eher weiblich, zwischen 45 und 55 Jahre alt und – gemessen an den Bundestagswahlen der Vorjahre – politisch eher konservativ. Das sagt erst mal gar nichts über den Ausgang der anstehenden, 20. Wahl zum Deutschen Bundestag am Sonntag aus. Aber interessant ist ein Blick auf den Wahlkreis 007, den Kreis Pinneberg, dennoch. Nicht zuletzt, weil hier seit 68 Jahren immer derjenige Kandidat das Direktmandat holt, dessen Partei später auch den Kanzler oder die Kanzlerin stellt (wir berichteten).
Der Kanzlermacherkreis ist einmalig in Deutschland. Und ebenso einmalig ist die Wahl an diesem Sonntag. Nie zuvor bewarben sich so viele Parteien um den Einzug in den Bundestag, nie zuvor wollten so viele Direktkandidaten ein Mandat, nie zuvor war der Ausgang so unklar wie 2021.
Das Abendblatt hat deshalb einige Daten und Fakten zur Wahl im Kreis Pinneberg zusammengetragen. Die wichtigsten Antworten.
Wie viele Wahlberechtigte gibt es im Kreis Pinneberg?
Laut Kreiswahlamt dürfen insgesamt 238.468 Bürgerinnen und Bürger am Sonntag ihre Stimme abgeben, das sind 75,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Bundesweit können 60,4 Millionen Menschen die Bundestagswahl 2021 mitentscheiden. In Schleswig-Holstein sind es 2,276 Millionen Menschen, 14.000 mehr als bei Bundestagswahl vor vier Jahren. „Die höchste Zahl seit 1949“, sagte Landeswahlleiter Tilo von Riegen.
In wie vielen Wahlbezirken werden im Kreis Pinneberg Kreuze gemacht?
In den 49 Gemeinden des Kreises gibt es insgesamt 185 Wahlbezirke. Die meisten Wahlbezirke hat Elmshorn (20), es folgen Pinneberg (19) und Wedel (16).
In welchen Kommunen im Kreis leben die meisten Wähler?
Die meisten Wahlberechtigten hat die größte Stadt Elmshorn (36.516), es folgen Pinneberg (30.444) und Wedel (25.259).
Und welche Wahlbezirke sind die kleinsten?
Am geringsten ist die Zahl der Wähler in Bullenkuhlen (311), Osterhorn (318) und Groß Offenseth-Aspern (371). Erstaunlicherweise gibt es auf Helgoland sogar zwei Wahlbezirke und mit 1144 Wahlberechtigten ein relativ großes Stimmenpotenzial.
Wer sind die Direktkandidaten im Kreis Pinneberg (Erststimme)?
Elf Kandidaten können im Kreis mit der Erststimme direkt gewählt werden – und das sind sie: Michael von Abercron (CDU), geboren 1952 in Ehlerstorf, Diplom-Argraringenieur, verheiratet, zwei Kinder. Ralf Stegner (SPD), geboren 1959 in Bad Dürkheim, Politikwissenschaftler, verheiratet, drei Kinder. Philipp Rösch (FDP), geboren 1978 in Elmshorn, Diplom-Kaufmann, verheiratet, drei Kinder. Jens Herrndorff (Bündnis 90/Grüne), geboren 1969 in Stuttgart, Musikmanager, verheiratet, drei Kinder. Joachim Rudi Schneider (AfD), geboren 1972 in Heilbronn, IT-Systemadministrator. Cornelia Möhring (Linke), geboren 1960 in Hamburg, Sozialökonomin, verheiratet, ein Kind. Erkan Inak (Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative, Die Partei), geboren 1987 in Wedel, Kundenbetreuer. Katharina Arbeck (Freie Wähler), geboren 1969 in Hamburg, Flugbegleiterin, zwei Pflegekinder. Sabine Lehmann (Basisdemokratische Partei Deutschland), geboren 1959 in Hamburg, Unternehmerin. Rainer Urban (Liberal-Konservative Reformer), geboren 1942 in Hamburg, Unternehmer. Claudia Edmund (Südschleswigscher Wählerverband), geboren 1959 auf Helgoland, Geschäftsinhaberin, ein Kind.
Wie viele Kandidaten bewerben sich insgesamt um ein Bundestagsmandat?
Bundesweit stellen sich 6211 Kandidaten und Kandidatinnen zur Wahl (271 aus Schleswig-Holstein) – so viele wie noch nie. Ein Spiegel der Gesellschaft sind die Kandidaten in Bezug auf das Geschlechterverhältnis aber nicht. Mehr als zwei Drittel sind Männer.
Zwischen wie vielen Parteien kann man sich bei der Zweitstimme entscheiden?
In Schleswig-Holstein sind 21 Parteien mit Landeslisten zugelassen, und zwar die CDU, die SPD, die FDP, die Grünen, die AfD, die Linke, die Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die Partei), die Freien Wähler, die NPD, die ÖDP, die MLPD, die Basis, die DKP, die Urbane, die Liberal-Konservativen Reformer (LKR), die Partei der Humanisten (Die Humanisten), die Tierschutzpartei, der Südschleswigscher Wählerverband (SSW), das Team Todenhöfer, Volt und die Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer (V-Partei³). Bundesweit treten 47 Parteien am Sonntag an – mehr als je zuvor. 40 Parteien stellen eigene Landeslisten für die Zweitstimme, sieben Parteien haben nur in einzelnen Regionen Wahlkreiskandidaten.
Wie viele Männer und Frauen geben im Kreis ihre Stimme ab?
Die Frauen sind klar in der Überzahl. Von den knapp 239.000 Wahlberechtigten sind etwa 115.000 Männer und 124.000 Frauen.
Welche Altersstruktur haben die Wähler im Kreis?
Mit 7,1 Prozent bilden die jungen Wähler im Alter von 18 bis 24 Jahren die kleinste Gruppe. Im Gegensatz dazu haben die Stimmen der 45- bis 54-Jährigen mit einem Anteil von 23 Prozent aller Wahlberechtigten das dreifache Gewicht. Überhaupt sind die Wähler in den „besten Jahren“ stark im Kreis Pinneberg vertreten: Die 55- bis 64-Jährigen etwa machen 15,6 Prozent aller Wähler aus, 13 Prozent der Stimmen verteilen sich auf die Rentengeneration der 65- bis 74-Jährigen, und immer noch 8,1 Prozent der Stimmenanteile besitzen die 75- bis 84-Jährigen. Die Generation der jungen Familien (35 bis 44 Jahre) hält ein Stimmengewicht von 17,1 Prozent in ihren Händen, die „Twens“ und die jungen Dreißigjährigen (25 bis 34 Jahre) bilden 10,8 Prozent der Wählerschaft im Kreis ab.
Wie lief die Briefwahl bis zum heutigen Tag?
Verlässliche Zahlen gibt es noch nicht. Der Landeswahlleiter rechnet aber damit, dass der Anteil der Briefwähler höher ausfallen wird als bei der vergangenen Bundestagswahl, als 22,7 Prozent aller Wähler per Brief abstimmten. Eine Prognose sei schwer, weil es bislang keine landesweiten Zahlen zur Briefwahl gibt. In Hamburg lag der Anteil der beantragten Briefwahlunterlagen zuletzt bei mehr als 40 Prozent.
Welche Corona-Regeln gelten in den Wahllokalen?
Der Impfstatus oder aktuelle Testergebnisse werden nicht abgefragt. Demnach gelten weder 3G noch 2G-Regeln. Alle können zur Wahl gehen. Die Wahlberechtigten müssen beim Betreten des Wahllokals nur eine Maske tragen und Abstände einhalten. Zusätzlich werden Hygieneschutzwände aufgestellt.
Was muss zur Wahl mitgebracht werden?
Mindestanforderung ist der Personalausweis. Wählerinnen und Wähler werden aber gebeten, nicht nur ihre Wahlbenachrichtigung und den Personalausweis mitzubringen, sondern auch eine Maske und nach Möglichkeit einen Kugelschreiber. Der Kugelschreiber ist aber kein Muss.
Wie lange haben die Wahllokale geöffnet?
Am Wahltag sind die Lokale von 8 bis 18 Uhr für den Urnengang geöffnet. Danach stehen die Türen aber auch während der Auszählung offen, bis das Ergebnis im Wahllokal durch den Wahlvorstand festgestellt wurde. Maske und 1,50 Meter Abstand seien bei der Beobachtung der Auszählung Pflicht.
Wann ist mit Prognosen, Hochrechnungen, Ergebnissen zu rechnen?
Am Wahltag ab 18 Uhr.
Wer leitet im Kreis Pinneberg die Bundestagswahl?
Kreiswahlleiterin ist Landrätin Elfi Heesch, stellvertretener Kreiswahlleiter ist Bruno Munzke.
Wie endete die vergangene Bundestagswahl im Kreis?
Am 24. September 2017 wurde die CDU mit 34,3 Prozent der Zweitstimmen stärkste Kraft im Kreis Pinneberg (minus 6,3 Punkte im Vergleich zur Wahl 2013), gefolgt von der SPD mit 22,9 Prozent (-8,3). Die Grünen kamen auf 11,4 Prozent (+2,8), die FDP errang 13,3 Prozent (+7,8). Die Linken konnten 7,0 Prozent (+2,0) auf sich vereinen, die AfD wählten 8,6 Prozent (+3,8). Die Wahlbeteiligung lag bei 78,7 Prozent. Bei den Erststimmen holte Michael von Abercron von der CDU bei seiner ersten Kandidatur für den Bundestag mit 39,7 Prozent der Stimmen das Direktmandat.