Elmshorn. Mitglieder verteilen Mahlzeiten, Getränke und Hundefutter an Obdachlose in Hamburg und Elmshorn. So können Sie helfen.

„Das hat aber gut geschmeckt. Und es ist so sättigend“, sagt Ulrich. „Und Schuhe habe ich auch in meiner Größe bekommen“, fügt er lächelnd hinzu. Der Elmshorner gehört zu den zehn Bedürftigen, die am Sonntagnachmittag auf dem Parkplatz am Bahnhof in Elmshorn eingetroffen sind, um sich eine warme Mahlzeit abzuholen – wie jeden zweiten Sonntag.

Es ist der Elmshorner Verein Suppenhühner, deren Mitglieder alle zwei Wochen mit zwei beladenen Autos durch Hamburg und Elmshorn rollen, um Obdachlose mit selbstgekochtem Essen, mit gesammelten Gebrauchsgegenständen oder Tierfutter zu beliefern.

Verein Suppenhühner versorgt Bedürftige in Elmshorn und Hamburg

Etwa 200 Bedürftige waren es auf der Hamburger Reeperbahn, erzählt Alexander Matzkewitz, krempelt die Ärmel hoch und schenkt aus einem Thermobehälter heißen Kaffee aus, die anderen Suppenhühner servieren dampfenden Reis mit Fleisch, Brötchen oder Zimtschnecken.

Das Engagement der Suppenhühner geht 2015 los. Martina Kramer-Kahl begleitet eine Bekannte über die Hamburger Reeperbahn. Wo das Leben in Bordellen, Kneipen, Theater und Clubs schrill und bunt tobt, interessieren sich die Frauen allerdings für die Menschen, die ihr Leben im Schatten dieser Glitzerwelt eingerichtet haben, für Obdachlose. „Mich hat die Not der Menschen auf der Straße stark getroffen“, sagt die Elmshornerin – und es war klar, Freunde zu aktivieren und sich zu engagieren.

Bereits seit sechs Jahren setzt sich die 61-Jährige nun in Eigenregie im Bereich der Obdachlosenhilfe ein. Viele Freundinnen von ihr backen, kochen und helfen tatkräftig vor Ort. Und mittlerweile beliefern sogar Elmshorner Unternehmen die Suppenhühner mit Nahrungsmitteln. Es bleibt dennoch ein Kraftakt, bei dem es häufig an Arbeitskräften und Sachspenden fehlt.

Winter ist besonders hart für die Obdachlosen

„Es wird kalt, die Menschen brauchen Winterkleidung, Isomatten oder Schlafsäcke“, erklärt Matzkewitz. Doch auch Helfer werden für die nächsten Aktionen gesucht, wie im großen Spendenaufruf der Agentur Medienkapitän und der Instagram-Community des Elmshorner Stadtportals „Wir sind Elmshorn“ seit geraumer Zeit zu lesen ist.

Beeindruckt von Kramer-Kahls Hilfsleistungen bieten die Medienkapitäne mit einer eigens eingerichteten Webseite ein Portal, welches Kramer-Kahl und weitere potenzielle Spender miteinander vernetzt. „In unsicheren Zeiten braucht es in der Gesellschaft Menschen, die einen sicheren Beitrag für Bedürftige leisten. Martina Kramer-Kahls Engagement ist für die Menschen auf der Straße viel mehr als bloß eine warme Mahlzeit, sondern ein festes Bestandteil ihres Lebens. Wir wollen Martina beim Helfen helfen!“, so Geschäftsführer Matzkewitz.

Als Unterstützerin in der kleinen Kurierfirma ihres Ehemannes hat Kramer-Kahl noch viel zu tun, kann sich aber ihre Zeiten häufig selbst einteilen. Ihre freie Zeit verbringt die ausgebildete Hotelfachfrau mit dem Sortieren der gebrauchten und gespendeten Kleidung. Montags geht sie dann einkaufen und beginnt, die Lebensmittel vorzubereiten.

Etwa 200 Bedürftige kommen regelmäßig

Von Donnerstag bis Sonnabend wird dann gekocht. Mal gibt’s belegte Brötchen, Kuchen, eine Hühnersuppe, Gulasch oder Grünkohl, aber seit März immer einen Eintopf, denn „in Corona-Zeiten ist es besser, alles in einer Portionsschale auszugeben, so können wir den benötigten Abstand wahren“, erklärt Kramer-Kahl.

Während das Essen am heimischen Herd kocht, werden zwei Autos beladen, mit denen es am Sonntagvormittag nach Hamburg geht. Um 12 Uhr beginnt dann die Essensausgabe auf der Reeperbahn neben dem „ArztMobilHamburg“, einem Team aus Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern sowie anderen engagierten Menschen, die auf der Straße notwendige medizinische Hilfe leisten.

Etwa 200 Bedürftige kommen regelmäßig bei „Mutti“, wie sie liebevoll genannt wird, vorbei. Den Großteil der Hilfesuchenden kennt sie bereits seit langem, weiß um die Schicksale, die vor und mit der Obdachlosigkeit einhergingen. „Wir können froh sein, dass wir ein warmes Zuhause haben“, stellt sie fest.

Verein Suppenhühner sucht größere Räume

Eine „soziale Ader“ habe sie schon immer gehabt, erklärt die gebürtige Hamburgerin. Neben der Erziehung ihrer zwei Töchter hat die couragierte Familie eng mit dem Hamburger Jugendamt zusammengearbeitet, hat auch Pflegekinder aufgenommen. Und auch jetzt möchte sie weiterhin „den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, für einen kleinen Moment in ihrer bescheidenen Welt. Ich möchte ihnen das Vertrauen wiedergeben, wenn jemand etwas verspricht, dass es auch gehalten wird.“

Aktuell sucht der Elmshorner Verein auch eine große, trockene Halle mit Stromanschluss und einer Küche zur Lagerung der Lebensmittel. Das Team möchte den Menschen, die auf der Straße leben, frisches Obst, Gemüse oder auch Milchprodukte anbieten, denn „die meisten Obdachlosen sind krank und daher auch auf Vitamine angewiesen“.