Elmshorn. Kenianische Rosenfarm-Arbeiterin berichtet im Kirchenzentrum Elmshorn über ihre Arbeitsbedingungen und wirbt für einen fairen Handel.
„Dank Fairtrade bin ich unabhängiger und selbstbewusster – auch als Frau und Mutter“, sagt Mary Karanja. Die 51-Jährige hat vier erwachsene Kinder. Seit fünf Jahren arbeitet sie auf der Fairtrade-zertifizierten Rosenfarm Tambuzi, eine der größten Rosenfarmen in Kenia. Angefangen hat sie als Pflückerin, mittlerweile organisiert und verantwortet sie 64 Mitarbeiter. Außerdem ist sie Mitglied im Gender-Team ihrer Farm, das Frauenrechte stärkt und sich für Geschlechtergleichberechtigung einsetzt.
Zum Weltfrauentag reist die Kenianerin gemeinsam mit Lilian Maina, Gender-Beauftragte und Referentin für Blumen des Produzenten-Netzwerkes Fairtrade Afrika, für die Organisation TransFair durch Deutschland. Ihre Mission: Konsumenten aufzuklären und sich für den fairen Handel und für Frauenrechte starkzumachen. Eine der Stationen der Frauen ist Elmshorn, wo sie sich im Kirchenzentrum mit Vertretern des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf und dem Ehepaar Albert und Ursula Röhl vom Weltladen Top 21 zum Gespräch getroffen haben. Der Evangelische Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf – vertreten durch Pastor Jens Haverland und Pastorin Maren Schlotfeldt – sowie die Evangelisch-Lutherischen Kirche in Kenia – vertreten durch Bischof Zacharias Kahuthu – unterstützen seit Langem den Fairen Handel und fördern Frauenprojekte. Beide Gemeinden verbindet eine jahrelange Partnerschaft.
„Wer zum Frauentag fair gehandelte Rosen kauft, macht gleich zwei Frauen glücklich“, sagt Lilian Maina. Kenia sei Exportweltmeister Nummer eins im Anbau von Schnittblumen. „80 Prozent aller in Deutschland verkauften Rosen stammen aus Kenia.“ Mehr als vier Millionen Stiele wurden allein 2018 unter Fairtrade-Bedingungen angebaut und auf dem deutschen Markt verkauft.
Gender-Komitees sollen für Gleichberechtigung sorgen
„Es könnten mehr sein“, sagt Wynnie Mbindyo, externe Fairtrade-Referentin im Auftrag von TransFair. Bislang liege der Anteil der Fairtrade Rosen bei 25 Prozent. „Die Farmen könnten mehr anbieten, wenn mehr deutsche Konsumenten sich für die teurere, fair gehandelte Rose entschieden.“
Die Arbeitsbedingungen auf den Farmen seien insbesondere für Frauen, die die Hälfte der dort Angestellten ausmachen, schlecht: Verschiedene Formen von sexueller Belästigungen spielen im Alltag der Kenianerinnen eine Rolle. Mit sogenannten Gender-Komitees setzt sich Fairtrade deswegen für mehr Gleichberechtigung und den Schutz von Frauen und Männern ein.
„In speziellen Trainings lernen Frauen, unabhängiger und stärker zu werden – bei der Arbeit, aber auch zu Hause als Frau, Mutter und Vorbilder für unsere Kinder“, erklärt Mary Karanja. Als Mitglied im Fairtrade-Gender-Team schult sie selbst Mitarbeiter und sensibilisiert sie für das Thema Geschlechtergleichberechtigung.
„Eine Möglichkeit die Arbeiterinnen zu unterstützen, ist, beim Kauf auf das Fairtrade-Siegel zu achten. So setzen sich Verbraucher ganz konkret für Frauenrechte, Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit ein“, sagt Albert Röhl vom Weltladen TOP 21 in Elmshorn.
Die Fairtrade-Standards schreiben feste Arbeitsverträge mit Mutterschutz und einheitliche Bezahlung von Frauen und Männern bei gleicher Tätigkeit vor. Mit der Fairtrade-Prämie realisieren die Farmen zudem Führungskräfte-Workshops für Frauen und Gleichberechtigungskurse für Frauen und Männer. Ziel ist es, dass Frauen ihr Einkommen und ihre Chancen aus eigener Kraft verbessern können. Auch der Einsatz von Pestiziden ist sehr streng geregelt, und die Arbeiter tragen Schutzkleidung.
Schüler verteilen zum Frauentag Fairtrade-Rosen
Früher verdiente Mary Karanja als Schneiderin ihr Geld. Als sie die Schulgebühren der Kinder nicht mehr bezahlen konnte, entschied sie sich für einen Jobwechsel und heuerte 2014 auf der Rosenfarm an. Wie in Kenia üblich, kümmert sie sich als Ehefrau und Mutter allein um den Haushalt und das Wohl der Familie – und das zusätzlich zu ihrem Job.
Jeden Morgen um fünf Uhr bereitet sie Frühstück und Waschwasser vor. Gemeinsam mit ihrem Mann, dem jüngsten Sohn sowie der 96-jährigen Schwiegermutter lebt sie in einem kleinen Dorf circa sechs Kilometer von der Rosenfarm entfernt. Zur Arbeit wird die 51-Jährige jeden Morgen mit dem Motorrad gebracht, bevor ihr Mann seine eigene Schicht als Taxifahrer beginnt. Zurück läuft sie zu Fuß nach Hause: jeden Tag zwei Stunden.
Unter dem Motto „Faire Blumen schenken und Frauenrechte stärken!“ veranstaltet die Vertretung von Fairtrade in Deutschland, der Verein TransFair, am Freitag in der Elmshorner Fußgängerzone in der Königstraße eine Verteilaktion mit Schülern der Elsa-Brändström-Schule. Der Tag soll an die Gleichberechtigung von Frauen erinnern und daran, dass das Verschenken von Rosen und die Gleichstellung der Geschlechter in Zusammenhang stehen.