Wedel. Wedeler Komponist und Konzertpianist Gerhard Folkerts ist mit dem griechischen Star befreundet – dessen Musik hat sie zusammengeführt.


Alle Wege führen nach Griechenland. So könnte man den Lebensweg von Gerhard Folkerts auch beschreiben. Nun gut, nicht alle Wege, aber doch ein paar entscheidende Abzweigungen. Es waren Zufälle, wie der Wedeler Komponist und Konzertpianist stets betont, die ihn zu Mikis Theodorakis führten.

Mikis Theodorakis – ein griechischer Komponist, Schriftsteller und früherer Politiker, dessen Musik in den Konzerthäusern überall auf der Welt aufgeführt und der in seiner Heimat verehrt wird. Er erlangte in Deutschland Bekanntheit mit der Musik zu dem Film „Alexis Sorbas“ und dem Tanz „Sirtaki“, mit der Vertonung des „Canto General“ und vielen seiner mehr als 1000 komponierten Lieder.

Für sein Lebenswerk wird der Grieche von der Christoph und Stephan Kaske Stiftung ausgezeichnet. Am 1. Mai sollte Theodorakis während eines Konzertes den Preis in der Hamburger Laeiszhalle erhalten. Das Konzert wurde aber aus Krankheitsgründen kurzfristig abgesagt. „Die Auszeichnung soll nun im Herbst in Athen stattfinden“, erklärt Gerhard Folkerts, der die Laudatio halten sollte.

Er ist ein langjähriger Freund des Griechen. In den 90er-Jahren war der heute 73-Jährige mit Freunden auf der Peloponnes, der griechischen Halbinsel. „Ich stöberte durch Antiquariate, wie ich es oft mache. Da entdeckte ich einen Stapel mit Kammermusiknoten von Theodorakis“, erinnert sich Folkerts.

Er nahm die Noten mit und beschäftigte sich damit. Er nahm eine CD mit Stücken von Theodorakis auf und schickte sie dem Griechen. „Ich bekam sofort Antwort, er wollte mich kennenlernen“, erzählt Folkerts. Gemeinsam mit seiner Frau reiste er nach Athen. Während sie eine Tagung besuchte, lernte er Mikis Theodorakis kennen. „Ich habe ihn nach seinem Werk, seinen Kompositionen ausgefragt. Ich glaube, das gefiel ihm.“

Folkerts hat eine Doktorarbeit über Theodorakis geschrieben

Es war der Beginn ihrer Freundschaft. Regelmäßig ist Folkerts bei Mikis Theodorakis in Athen zu Gast, genießt den Ausblick von dessen Dachterrasse auf die Akropolis. „Wie er wohnt! Das ist unglaublich. Mikis ist einfach ein großartiger Mensch, der mit einem Staatspräsidenten in gleicher Weise umgeht, wie mit den Angestellten seines Hauses“, schwärmt Folkerts.

Der Mensch und der Musiker Theodorakis haben es ihm angetan. So schrieb Folkerts seine Doktorarbeit „Mikis Theodorakis – seine musikalische Poetik“, die 2014 in Hamburg angenommen wurde. „Mikis Theodorakis wurde zu Unrecht in Westeuropa lange Zeit nur als Komponist von Unterhaltungsmusik bezeichnet. Kaum einer wusste, dass er auch Sinfonien, Kammermusiken, Opern und Oratorien komponiert hat“, sagt Folkerts. Das besondere an der Musik des Griechen sei das Vitale, „die unglaubliche Lebendigkeit“. „Das resignierte Moment fehlt fast völlig“, so Folkerts.

„Mikis Theodorakis war die Kommunikation mit dem Publikum immer wichtig“, sagt Folkerts weiter, der viele seiner eigenen Ansichten in Gesprächen mit Theodorakis entdeckte. Vielleicht sei auch das die Grundlage ihrer Freundschaft.

Am 1. Mai um 18 Uhr tritt Folkerts gemeinsam mit Becker und Schilinski in der Dreieinigkeitskirche in Hamburg St. Georg auf. Unter dem Titel „Unbesiegbarer Frühling“ gibt es Lieder und Texte unter anderem von Pablo Neruda und Mikis Theodorakis und Liedarrangements von Folkerts. Und im Januar 2019 kommt Folkerts mit der Salzburger Opernsängerin Frances Pappas mit Arien und Liedern von Theodorakis in die Drostei nach Pinneberg.

Bis dahin hat der Wedeler jede Menge vor. Im August führt er sein Kalavryta-Oratorium in St. Johannis in Hamburg-Harvestehude auf. Ein Werk, zu dem Folkerts sich entschloss, nachdem er im Anschluss an eines seiner Konzerte in Athen mit Überlebenden des Massakers von Kalavryta 1943 gesprochen hatte – noch so eine Griechenland-Verbindung.

Gerade vor wenigen Tagen wurde der Film „In Kiel ist Revolution“ über den Kieler Matrosenaufstand, zu dem Folkerts die Musik komponiert hat, uraufgeführt. Und er arbeitet mit einem chinesischen Countertenor an einem neuen Programm im griechischen Elefsina, der künftigen europäischen Kulturhauptstadt.

Folkerts wuchs in Emden auf. Seit 23 Jahren lebt er in Wedel. „Rückblickend kann ich sagen: Das Leben wird immer erfüllter und schöner. Mein Privatleben wirkt inspirierend, die Auftrittsorte werden bedeutender, und es gibt anerkannte Künstler, die mit mir arbeiten mögen“, sagt er zufrieden.