Elmshorn. Agentur für Arbeit stellt zwar fest, dass 2021 von der Pandemie geprägt war. Aber es gehe bergauf. Fachkräftemangel wird Thema

Der Arbeitsmarkt im Kreis Pinneberg erholt sich von der Corona-Krise. Das geht aus den Dezemberzahlen und der Jahresbilanz für 2021 der Agentur für Arbeit in Elmshorn hervor. Demnach ist die Arbeitslosenquote im Dezember mit 4,6 Prozent (8118 Menschen) konstant geblieben. Gleichwohl waren 66 Menschen weniger als im Vormonat arbeitslos gemeldet.

Zur Jahresbilanz sagt Elmshorns Agenturchef Thomas Kenntemich: „Wirtschaft und Arbeitsmarkt kamen im Frühjahr 2021 gut aus dem Lockdown und profitierten von einem beträchtlichen Nachholbedarf. Mit großem Schwung ging es mit der Wirtschaft bergauf und den Arbeitslosenzahlen herunter.“ Doch nicht jede Branche und nicht alle Arbeitssuchenden seien wieder richtig in Tritt gekommen. „Hier bleibt für 2022 die große Aufgabe, alle auf dem Weg mitzunehmen!“

Arbeitslosenzahlen sanken sogar im Dezember

In das Jahr 2021 startete die Wirtschaft im Teillockdown. Dies wirkte sich auf den Arbeitsmarkt aus. Im Februar registrierte die Agentur für Arbeit Elmshorn mit 10.477 Arbeitslosen den höchsten Wert im Kreis Pinneberg seit Pandemiebeginn. Danach holte der Arbeitsmarkt auf. Zehn Monate in Folge sanken die Arbeitslosenzahlen – sogar im Dezember. Der positive Trend setzte sich selbst in den Ferien fort. Das Niveau von vor Corona wurde aber noch nicht wieder erreicht. Der Jahresdurchschnitt liegt mit 9371 Arbeitslosen zwar niedriger als 2020, jedoch um 1428 Personen über dem von 2019. Zum Jahresende sah es erfreulich aus.

Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist mit insgesamt 6003 Stellenangeboten um 23,5 Prozent zum Vorjahr gestiegen. Unbeeindruckt von der Krise blieb die Entwicklung der Beschäftigung. Im Kreis arbeiteten zur Jahresmitte 94.906 Sozialversicherungspflichtige – ein neuer Höchststand seit den letzten Jahre. „Arbeitsagentur und Jobcenter haben in den letzten Monaten schnell und verlässlich Arbeitslosengeld und Kurzarbeitergeld in der Region ausgezahlt. Dadurch konnten wir viele Existenzen sichern und den Kriseneffekt am Arbeitsmarkt in Grenzen halten“, sagt er. „Während der anstehenden Winterzeit erwarten wir steigende Arbeitslosenzahlen. Neben den saisonalen Einflüssen sind einige Branchen aktuell mit angezogener Handbremse unterwegs.“

Besonders das Gastgewerbe, der stationäre Einzelhandel oder Veranstalter sind betroffen. Andere Betriebe sind von Lieferschwierigkeiten bei elektronischen Bauteilen oder Baustoffen betroffen. Viele Unternehmen sind nach wie vor auf Kurzarbeit angewiesen. Im Dezember meldeten weitere 21 Betriebe für 193 Beschäftigte Kurzarbeit neu an. Die Agentur für Arbeit Elmshorn musste deshalb die Bearbeitung des Kurzarbeitergeldes personell verstärken. „Zum Frühjahr dürften Wirtschaft und Arbeitsmarkt einen positiven Schub bekommen“, so Kenntemich.

Fachkräftemangel wird in nächsten Jahr das Thema

Wenn der Arbeitsmarkt anzieht, werden Fachkräfte gefragt sein. Hinzu kommt, dass in wenigen Jahren die gut ausgebildeten, geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen. Der Fachkräftebedarf wird das Thema der nächsten Jahre sein. Arbeitssuchende Alleinerziehende, Menschen mit Migrationshintergrund oder gesundheitlichen Handicaps sollten besser in die Arbeitswelt eingebunden werden. Langzeitarbeitslose benötigen neue Einstiegsmöglichkeiten. Die berufliche Qualifizierung wird wichtiger. Die Bundesagentur unterstützt auch die gezielte Einwanderung ausländischer Fachkräfte mit Vermittlungsprogrammen.

Landesweit zeigen die Arbeitslosenzahlen noch keine vierte Coronawelle, bilanziert Schleswig-Holsteins Arbeits- und Wirtschaftsminister Bernd Buchholz. „Die Zahl der Anträge auf Kurzarbeitergeld nehmen seit November allerdings wieder zu.“ Der Minister will vor allem mehr junge Menschen ausbilden, um dem Fachkräftebedarf zu begegnen. „Gerade im Gesundheits- und Pflegebereich, im Tourismus, der Gastronomie und der Logistik hat die Coronakrise die Lage sichtbar verschärft.“

Kritik kommt von Arbeitgeberverbänden Nordmetall und AGV Nord. In 2021 habe die Bundesregierung den Arbeitsmarkt durch sinnvolle Maßnahmen stabilisiert. „Nun aber gefährdet die Politik diese Erfolge durch das geplante Bundesvergabe- und Tariftreuegesetz wieder“, sagt Peter Schlaffke, stellvertretender Hauptgeschäftsführer. Er verurteilt das Vorhaben, nach dem nur tarifgebundene Betriebe an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen dürfen.