Moorrege. Mythen sind für den Verkauf förderlich, sagt Sarah Henningsen. Was über den neuen Eigentümer der Moorreger Villa bekannt ist.
Ein angeblicher Liebesfluch von 1886 rankt sich um das Schloss Düneck in Moorrege. Er wurde in dem Roman „Silkes Liebe“ von 1906 verewigt. Immobilienmaklerin Sarah Henningsen sieht es pragmatisch. „Mythen, Legenden und Sagen, mögen sie positiv oder negativ sein, erhöhen den Grad der Faszination und sind für den Verkauf immer förderlich.“ Der Käufer erwerbe ein Stück Zeitgeschichte.
Die charmante Maklerin hat gerade das etwa 1200 Quadratmeter große Objekt, das zuletzt mit einem 3,5 Hektar großen Park und Orangerie in einem „Dornröschenschlaf“ lag, verkauft – in nur zwei Monaten in einem sogenannten Secret Sale, einem geheimen Verkauf.
Per Definition ist das Schloss gar kein Schloss
Was die ehemalige Fabrikantenvilla, die per Definition kein Schloss ist, aber weitläufig als Schloss Düneck bekannt ist, samt Anwesen gekostet hat, darüber spricht sie nicht. „Wir sind nicht befugt, den tatsächlich vereinbarten Kaufpreis bekannt zu geben“, sagt die Maklerin. Nur so viel: Der Angebotspreis habe bei vier Millionen Euro Verhandlungsbasis gelegen. Wie das 150 Jahre alte und unter Denkmalschutz stehende Haus künftig genutzt werden soll, will der Käufer – ein Hamburger Unternehmer, der in der Projektentwicklung für besondere Immobilien tätig ist – in Kürze selbst bekannt geben und sein Nutzungskonzept präsentieren. „Es wird allerdings kein Privatwohnsitz werden“, verrät Sarah Henningsen.
Die 32-Jährige betreut für die Kensington-Gruppe, die mit drei Büros in den Elbvororten, an der Alster und im Alstertal vertreten ist, Objekte in der gesamten Metropolregion. „Das Private Office in dem ich tätig bin, ist auf die Vermittlung hochwertiger Wohn- und Anlageimmobilien spezialisiert“, sagt sie. Für das Unternehmen ist es nach eigener Aussage das Jahr der „Schlösser“, denn das Maklerunternehmen hatte in diesem Jahr bereits vier weitere Herrenhäuser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein und Bremen diskret im Secret Sale vermittelt.
Die Gründe, sich ein Schloss zu kaufen, sind vielfältig
Schlösser, Herrenhäuser und andere Liebhaberobjekte haben meistens einen hohen Bekanntheitsgrad, sodass es von Vorteil sein kann, vorgemerkte Kunden gezielt über das Objekt sowie die Nutzungsmöglichkeiten zu informieren. Die Gründe für den Kauf eines besonderen Objektes wie des Schlosses Düneck können steuerliche sein, oder der Käufer möchte sich einen Lebenstraum erfüllen, weiß Henningsen. Auch die gewerbliche Entwicklung, zum Beispiel als Hotel, Event- oder Seminarlocation, Gastronomie, Klinik oder Ausstellungsraum sind denkbar. Oder der Käufer braucht schlicht einen geeigneten Ort, wo er seine Gemälde- oder Oldtimersammlung unterbringen kann.
Ein Objekt dieser Größe und Güte stehe zumeist im Fokus der Öffentlichkeit. Eine Vermarktungszeit von der Aufnahme bis zum Verkauf könne drei Monate bis zu 24 Monate dauern, erläutert die Immobilienfachfrau. „Es ist nicht förderlich, wenn jede Besichtigung oder Marketingmaßnahme im Vorwege dokumentiert und kommentiert wird“, sagt die Hamburgerin.
Die Liebe verging, das Schloss blieb unbewohnt
Ein sogenannter Secret Sale eröffnet die Möglichkeit, mit den verschiedensten Kundengruppen in Kontakt zu treten, ohne dass das Objekt zu bekannt wird oder Verhandlungen darunter leiden. Viele Kunden würden zudem schätzen, dass nicht zu viele Detailinformationen zu dem Objekt wie Pläne und Bilder im Internet kursieren. Damit spielen Social Media Kanäle, die Henningsen nutzt, um sich zu vernetzen, bei einem Secret Sale für die Vermarktung keine Rolle.
Verkauft hat das herrschaftliche Landhaus in französischem Stil ein Frankfurter Börsianer. „Aus unserer Sicht waren es allein private Gründe, die den Eigentümer zum Verkauf veranlasst haben“, sagt Hennigsen. Der Geschäftsmann soll das mit 19 Zimmern ausgestattet Haus samt Anwesen 2007 für 3,6 Millionen Euro erworben haben, um in der Nähe seiner Auserwählten zu sein. Doch die Liebe verging, das Haus blieb unbewohnt. Acht Jahre lang soll er versucht haben, sich von dem Liebesnest zu trennen. Er hatte mehrere Anläufe gestartet, das Anwesen zu veräußern. Dank Maklerin Sarah Henningsen ist das nun geglückt. „Das Private Office der Kensington Gruppe war erst seit Juli dieses Jahres beauftragt und hat mit dem jetzigen Käufer eine Punktlandung vollzogen“, sagt Henningsen, die ihre Leidenschaft für Architektur von ihrem Vater hat, der Architekt und Bauingenieur ist.
Das Schloss Düneck war einst Schauplatz einer tragischen Geschichte. Der Uetersener Schriftsteller und Staatsanwalt Carl Bulke (1875–1936) war ein gerngesehener Gast bei den Damen der höheren Gesellschaft der Stadt. Durch deren Erzählungen über die menschlichen Tragödien und den Selbstmord von Meta Kahlke auf Schloss Düneck wurde er zu seinem Roman inspiriert, der 1901 erschien. Meta war Dienstmädchen auf dem Schloss und verliebte sich in Fritz Norrenberg, einen Taugenichts und Tagedieb, der beim Schlossherrn Unterschlupf fand. Norrenberg schwängerte die damals 16-Jährige, worauf Schlossherr Lienau ihn des Hauses verwies. Norrenberg – in seiner Ehre gekränkt und hoch verschuldet – erschoss sich, und die verzweifelte Meta ertränkte sich in der Pinnau.