Elmshorn. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher äußert sich bei einem Wahkampfauftritt über das Pinneberg-Image. Was er mit PI verbindet.

Das momentane Umfragehoch macht den Sozialdemokraten sichtlich gute Laune. Überwiegend strahlende Gesichter beim Wahlkampfauftritt von Ralf Stegner Mittwochabend in Elmshorn. Dort hat der SPD-Wahlkreiskandidat Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher vor rund 100 Besuchern auf dem Pott-Carstens-Platz an der Krückau empfangen.

Stegner und Tschentscher für Wahlkampfauftritt in Elmshorn

Tschentscher sei „einer der populärsten Politiker, die wir haben“, lobt Stegner, den Tschentscher wiederum „für einen der klügsten Köpfe in Deutschland“ hält. Der Mann aus Bordesholm und der Hamburger mögen einander offenbar und spielen einander die Bälle zu.

„Es macht so viel mehr Spaß, Wahlkampf zu machen, wenn die Umfragen besser sind“, sagt Stegner und macht sich und den Genossen Mut, indem er auf die schicksalhafte Bedeutung seines Wahlkreises 007 hinwies. „Er ist seit 1953 der einzige, in dem immer die Partei gewonnen hat, die anschließend den Bundeskanzler stellte“, sagt der 61-Jährige, der Ernst Dieter Rossmann in Berlin beerben will. Dem Elmshorner war dieses Kunststück bei sechs Wahlen nur zweimal gelungen.

SPD-Ortsvereinsvorsitzende Beate Raudies weist zu Beginn auf die Gemeinsamkeiten beider Politiker hin, die jeweils Finanzminister oder –senator in ihren Heimatländern waren. Später kitzelt Juso-Kreisvorsitzende Linja Voges aus Pinneberg, die Stegner und Tschentscher abwechselnd befragt, deutliche Unterschiede heraus: Stegner ist neuerdings Hundehalter, Bier- und Kaffeetrinker, während Ostfriesenfan Tschentscher Tee bevorzugt, kein Haustier hat und lieber Rotwein trinkt. Beim HSV trifft ich ihre Neigung wieder, auch wenn Tschentscher salomonisch sagt: „Ich bin gern im HSV-Stadion, aber froh über jeden Punkt, der in Hamburg bleibt.“

Provinzidioten in Pinneberg? Progressiv und innovativ!

Der Gast aus der Hansestadt bleibt auch höflich und preist die gute Nachbarschaft, als die Moderatorin ihn keck fragt, warum man hier im Umland oft „keine netten Worte aus Hamburg“ höre. Statt „Provinzidioten“ sollte es doch besser „partnerschaftliche Interaktion“ heißen, schlägt sie vor. „Das habe ich ja noch nie gehört“, sagt Tschentscher belustigt und kontert schlagfertig: „Progressiv und innovativ ist das, was wir mit Pinneberg verbinden.“

Das gegenseitige Negativ-Image sei völlig falsch, und die Hamburger seien auch nicht arrogant. Viele Menschen im Umland liebten an ihrem Wohnort gerade die Nähe zu Hamburg. Während die Stärke Hamburgs auch darin liege, „dass wir das Umland haben, Nord- und Ostsee nicht weit weg sind.“ Einmal im Jahr treffe er alle Bürgermeister-Kollegen aus der Metropolregion. „Da reden wir auf Augenhöhe.“

Es gebe auch ähnliche Probleme, die über die Stadt-, Kreis- und Landesgrenzen hinausgingen. Wie die schlechte Schienenverbindung. „Wir freuen uns über jeden, der nach Hamburg kommt“, sagt Tschentscher. „Aber wir sind froh über alle, die nicht mit dem Auto pendeln.“ Dafür brauche man aber das dritte und vierte Gleis zwischen Pinneberg und Elmshorn, „damit deutlich mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen“, entgegnet Stegner. Aber das werde mit bayerischen Verkehrsministern wohl nie realisiert.

Wohnraum, Mobilitätswende, Rente, Klimawander

Womit die Politiker wieder bei der Bundestagswahl sind. Die Menschen bewege neben Verkehrsfragen, Klimawandel und Mobilitätswende vor allem, dass ihre Wohnungen bezahlbar blieben und dass sie auch im Alter von ihrer Rente leben könnten, sagt Tschentscher. „Das klingt altmodisch, aber das sind die dominanten Themen.“ Darum liege die SPD mit ihrem „Super-Programm“ auch so gut im Trend. Weil sie eine Milliarde Euro pro Jahr in neue Sozialwohnungen stecken und den Mindestlohn auf zwölf Euro erhöhen möchte. „Es muss heute möglich sein, von seinem Lohn leben zu können und auch im Rentenalter nicht zum Amt gehen zu müssen.“

Der „Super-Spitzenkandidat“ Olaf Scholz habe in den sieben Jahren als Erster Bürgermeister in Hamburg bewiesen, dass er diese Dinge anpacken, „dicke Bretter bohren“ könne, lobt sein Amtsnachfolger. 10.000 Baugenehmigungen pro Jahr habe der da erreichen können, indem er alle Akteure in diesem Bereich mit ins Boot geholt und mit ihnen partnerschaftlich zusammengearbeitet habe. Tschentscher: „Es ist die Regierungskunst des Gelingens, die Olaf Scholz mitbringt.“

Ganz allein werde die SPD das allerdings nicht schaffen, weiß Kandidat und promovierter Politikwissenschaftler Stegner. Aber in den vergangenen Wahlen habe sich meist gezeigt, dass „ganz zum Schluss der Trend zu der Partei gegangen ist, von der man annahm, dass sie gewinnt“. Am liebsten wäre ihm ein rot-grünes Bündnis. Tschentscher sagt dazu: „Die nächste Bundeskanzlerin darf auch ein Mann sein.“